Die Schanze in schick: Hamburgs neues Ausgehviertel
Wer an sonnigen Wochenenden in die Sternschanze geht, findet kaum einen freien Sitzplatz. Bars, Cafés, Restaurants und kleine Läden reihen sich aneinander, die Menschen drängen sich auf den Bürgersteig. Dort, wo Schmierereien die Hauswände zieren und Gastronomen versuchen, gegen die skandinavischen Flat-White-Cafés anzukommen, berauschen sich die Hamburger:innen mit Caipis und Co. Die Schanze ist ein Ort wie kein anderer. Oder doch? Ein neuer Anlaufpunkt für junge Alkoholdurstige scheint nämlich Winterhude zu sein. Führt das zu ähnlichen Party-Eskapaden wie in der Schanze? Im vergangenen Sommer sah es ganz danach aus.
Wer an sonnigen Wochenenden in die Sternschanze geht, findet kaum einen freien Sitzplatz. Bars, Cafés, Restaurants und kleine Läden reihen sich aneinander, die Menschen drängen sich auf den Bürgersteig. Dort, wo Schmierereien die Hauswände zieren und Gastronomen versuchen, gegen die skandinavischen Flat-White-Cafés anzukommen, berauschen sich die Hamburger:innen mit Caipis und Co. Die Schanze ist ein Ort wie kein anderer. Oder doch? Ein neuer Anlaufpunkt für junge Alkoholdurstige scheint nämlich Winterhude zu sein.
Modern gekleidete Menschen sitzen vor schicken Cafés, Bars und Restaurants und genießen die Sonne. Sie sehen anders aus als die Besucher des Schanzenviertels. Während in der Sternschanze auch mal Leute Jogginghosen tragen, Tattoos haben und die Haare bunt gefärbt sind, setzt man in Winterhude auf Designerhandtaschen und Luxusautos. Doch Parallelen scheint es zu geben zwischen dem verruchten Ausgehviertel Schanze und dem schicken Stadtteil Winterhude.
Hamburg: Wird Winterhude zur neuen Schanze?
„Der Mühlenkamp ähnelt der Schanze mittlerweile schon etwas“, sagt Patrick Brunner (30), Marketingmanager aus Winterhude. Er wohnt direkt am Mühlenkamp, davor lebte er in der Sternschanze. „Es gibt hier mittlerweile auch viele Bars und Cafés. Allerdings ist am Mühlenkamp alles möchtegern-schick, die Schanze ist schon noch ein bisschen cooler“, sagt er zur MOPO. Im Sommer werde zwar auf der Mühlenkampbrücke gecornert, das sei jedoch selten.

Margitta und Khosrow Hilmer besitzen seit 15 Jahren Eigentumswohnungen in Winterhude. Ihre zwei Kinder leben darin. „Unsere Kinder konnten beobachten, dass sich Winterhude seit Corona zum Ausgehviertel entwickelt hat“, so das Ehepaar. „Die Leute trinken hier und es wird schmutziger“, so Margitta Hilmer. Trotz der Entwicklungen möchte das Paar irgendwann mal eine seiner Wohnungen beziehen. „Winterhude ist immer noch ein favorisierter Stadtteil wegen der Alsternähe. In der Schanze würde ich nicht wohnen wollen. Aus dem Alter sind wir raus“, so Margitta Hilmer.

„Ich finde, man kann Winterhude schwer mit der Schanze vergleichen“
Auch Gastronom Alessandro Convertino fühlt sich trotz der Entwicklungen wohl in Winterhude. Er lebt und arbeitet dort. „Ich finde, man kann Winterhude schwer mit der Schanze vergleichen“, sagt der Betreiber des italienischen Restaurants „La Bruschetta“ in der Dorotheenstraße. „In der Schanze leben eher Studenten und alternative Leute, die Winterhuder sind eher gehobener und wohlhabener“, sagt er. Er mag beides.

„Man kommt nicht nach Winterhude, um feiern zu gehen und Leute kennenzulernen. Hier teilt man sich keinen Tisch mit Fremden. In Winterhude haben die Leute mehr Privatsphäre und sind diskreter als in der Schanze“, so der Gastronom.

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Dennoch konnte er in den letzten 25 Jahren beobachten, dass das Viertel immer teurer wird. Amerikanische Café-Ketten machen sich auf dem Mühlenkamp breit und verdrängen die anderen Gastronomen, weil sie sich die Mieten besser leisten können, sagt er. Solange es jedoch immer Kund:innen gebe, die deren Produkte nachfragen, werde sich an der Entwicklung nichts verändern.
Wird Winterhude zum Hamburger Szeneviertel?
Diana Funk (28, Arbeitsvermittlerin) und ihr Freund Kai Schrum (30, Finanzberater) kommen aus Hummelsbüttel. Sie sind nach Winterhude gefahren, um dort spazieren zu gehen und Kaffee zu trinken. „Wir sind lieber in Winterhude als in der Sternschanze. Wir können uns mit dem Viertel besser identifizieren“, sagt das Paar. „Hier sind die Cafés und Restaurants alle total schick und gemütlich“, so Funk.

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Doch die Klientel in den Ausgehvierteln hat sich verändert. Clubs hatten geschlossen, die Sperrstunde sorgte für ein frühes Partyende, getrunken wurde trotzdem. Besucher:innen des Kiezes siedelten um in die Sternschanze und sorgten für Ärger bei den Anwohner:innen, andere tummelten sich an Orten wie den Mühlenkamp. Ganze Trauben von Jugendlichen bildeten sich in Winterhude, waren laut, tranken billigen Alkohol vom Kiosk und vermüllten die Straßen. Es kam zu Beschwerden, die Polizei sprach Platzverweise aus.

Laut Angaben der Polizei ist die Lage am Mühlenkamp in diesem Jahr noch unauffällig. Wie sich die Situation entwickele, bleibe abzuwarten. Mutmaßlich seien lediglich Corona-Beschränkungen und Sperrstunde in der Gastronomie Grund für die Zusammenkünfte am Mühlenkamp gewesen. In diesem Jahr könne es anders aussehen. Die Polizei beobachte die Entwicklung sehr aufmerksam.
Die Hamburger:innen sind sich einig: Ein beliebtes Viertel ist Winterhude allemal. Und verändert hat es sich auch. Doch von Party-Eskapaden und dem spröden Charme der Schanze ist der Stadtteil noch weit entfernt. Die Dichte von Bars und Restaurants machen den Mühlenkamp zwar attraktiv. Aber wohl eher für Hamburger:innen, die lieber Highball-Cocktails trinken als Kiosk-Biere.