Der neue Erreger trifft bisher vor allem Suchtkranke und Obdachlose. (Symbolbild)

Der neue Erreger trifft bisher vor allem Suchtkranke und Obdachlose. (Symbolbild) Foto: picture alliance / ABBfoto

Schon drei Tote in Hamburg: Neuer Erreger befällt Suchtkranke und Obdachlose

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Das Robert-Koch-Institut warnt vor einem aggressiven Bakterium, das immungeschwächte Menschen befällt. Betroffen von dem Ausbruch sind bisher vor allem Suchtkranke und Obdachlose. Die Sozialbehörde hat Gesundheitsämter und Kliniken informiert. Ehrenamtliche Helfer kritisieren, dass sie keine Hinweise bekommen haben.

Das Bakterium soll in Hamburg bereits seit Dezember vermehrt aufgetreten sein, teilt das Robert-Koch -Institut (RKI) mit. Besondere Krankheitsverläufe zeigen dabei Suchtkranke und Obdachlose, die zum einen wenig Kraft für die Abwehr haben und zum anderen eng beieinander leben und wenig Möglichkeiten für Hygiene haben. Das Bakterium überträgt sich durch Tröpfchen-Infektion. Auch gesunde Erwachsene stecken sich womöglich an, aber bei ihnen verläuft die Infektion laut Behörden meist mild.

Ronald Kelm, Krankenpfleger und Initiator des Gesundheitsmobils, bestätigt die Meldung des RKI und kritisiert die Informationspolitik der Gesundheitsbehörde: „Wir haben tatsächlich seit Dezember sehr viele bakterielle Infektionen festgestellt, auch bei unseren Sprechstunden am Hauptbahnhof, aber weder die Gesundheitsbehörde noch die Gesundheitsämter haben die ehrenamtlichen medizinischen Helfer über den Ausbruch informiert.“ 

Bislang lassen sich 13 Fälle eindeutig dem Ausbruch zuordnen, heißt es in einem Bulletin des RKI. Die Erkrankten sind zwischen 26 und 58 Jahre alt, knapp die Hälfte sind Frauen. Neun Personen leben in Hamburg, zwei in Mecklenburg-Vorpommern und je eine Person in Niedersachsen und Berlin. Fast alle erlitten bei der Infektion eine Lungenentzündung, neun entwickelten eine Blutvergiftung, bei einer Person wurde eine Hirnhautentzündung diagnostiziert. Drei Menschen sind an dem Infekt gestorben.

Hib-Erreger: Kliniken und Suchthilfe treffen Vorkehrungen

Das Institut in Berlin hat bereits die Hamburger Hilfseinrichtungen informiert, damit diese Notfallmaßnahmen ergreifen und ihre Besucher schützen können, etwa durch Impfungen.



„Ausbrüche invasiver Hib-Infektionen sind selten, bei diesem Ausbruch muss zusätzlich die betroffene Altersgruppe als ungewöhnlich angesehen werden“, schreibt das Robert-Koch-Institut. Denn: Das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib) spielt normalerweise bei Kleinkindern bis zu fünf Jahren eine wesentliche Rolle.

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Vor Einführung der Schutzimpfung im Jahr 1990 war Hib eine schwere und häufig tödlich verlaufende Kinderkrankheit. Seitdem wird sie im Rahmen der Sechsfachimpfung im Kindesalter empfohlen, wodurch heute ein breiter Impfschutz in der Bevölkerung besteht. Erkrankungen bei Kindern sind daher selten geworden. Die Sozialbehörde hat bereits die Gesundheitsämter informiert, sodass es Schutzmaßnahmen in Notunterkünften, Drogenhilfe-Einrichtungen und in allen Kliniken gibt.

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