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  • Foto: Florian Quandt

Schon acht Läden haben geschlossen: Horror-Baustelle treibt Geschäfte in den Ruin

Rahlstedt –

Die Baustellen in der Rahlstedter Straße haben den Anwohnern und Geschäftstreibenden schon einiges abverlangt. Vor allem kleinere Firmen kämpften jahrelang um ihre Existenz – acht Läden haben diesen Kampf bereits verloren. Eine finanzielle Entschädigung gibt es nicht. Für Cornelia Zander-Olofsson, die selbst mit ihrer Firma dort ansässig ist, ist das absolut unverständlich. 

Vor vier Jahren begannen die Probleme. Im September 2015 kam für neun Monate die erste Baustelle in die Rahlstedter Straße: Eine neue Velo-Route wurde gebaut. Ein Jahr lang war Ruhe, dann ging es weiter. Ab August 2017 wurden neue Leitungen in Vorbereitung auf den nächsten Bauabschnitt verlegt. „Hier wurde zwischendurch wochenlang überhaupt nicht gearbeitet, es gab keine Parkplätze und die Rahlstedter Straße war eine Einbahnstraße“, erinnert sich Zander-Oloffson. 

Horror-Baustelle in Rahlstedt: Zufahrt zu Parkplätzen versperrt

Ende Juni 2018 – fünf Monate später als geplant – dann die Erlösung: Die Bauarbeiten wurden abgeschlossen. Doch von Februar bis November 2019 musste für neue Fußwege, die Fertigstellung der Velo-Route und Filteranlagen nochmal alles abgesperrt werden. Wieder gab es keine Parkmöglichkeiten – ein großes Problem für die Geschäfte vor Ort. 

Auch jetzt versperren Poller und Bügel die Zufahrt zu den Parkplätzen direkt vor den Läden. „Viele Anwohner und Kunden haben sich beschwert. Die Kunden kamen nicht mehr zu uns, weil sie nirgendwo parken konnten“, sagt Zander-Olofsson gegenüber der MOPO. 

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Poller und Bügel versperren die Zuwegung zu den Parkplätzen – ein Ärger für Geschäftsführerin Conny Zander-Olofsson.

Poller und Bügel versperren die Zuwegung zu den Parkplätzen – ein Ärger für Geschäftsführerin Conny Zander-Olofsson. 

Foto:

Florian Quandt

„Wir haben seit Beginn der Bauarbeiten 72.500 Euro verloren“

Sie selbst ist Inhaberin des Werbedienstleisters „Werbedruck Copyfuchs“, eine von 36 Firmen, die in der Rahlstedter Straße ihren Sitz haben. Auch Zander-Oloffson hatte mit der Baustelle zu kämpfen. „Mit vielen Firmen haben wir natürlich E-Mail-Kontakt, aber wir sind trotzdem auch auf Laufkundschaft angewiesen. Während der Bauphasen ist ein großer Teil davon weggebrochen. Wir haben seit Beginn der Bauarbeiten 72.500 Euro verloren. Das ist eine Katastrophe!“, sagt sie. Andere Firmen hatten diese Reserven nicht und sind komplett von der Bildfläche verschwunden. 

Rahlstedt: Acht Läden machen dicht – Entschädigung gefordert

Die Auswirkungen der Baustellen sind enorm: Es begann mit Umsatzeinbußen und Mitarbeiterentlassungen, inzwischen haben acht Läden aus den unterschiedlichsten Branchen dicht gemacht – darunter das Restaurant Medaillon und der Friseur HairLine. Auch das Caféhaus ist dicht, wobei in diesem Fall auch andere Gründe für die Schließung eine Rolle spielten. Die Firmen sind sauer – und gründeten die Interessengemeinschaft Rahlstedter Straße, um sich gegenseitig zu unterstützen.

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Zander-Olofsson wandte sich mehrmals an Behörden und die Politik: Bei der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation reichte sie als Vertreterin der Interessengemeinschaft einen Entschädigungsantrag ein, bekam aber bis heute keine Antwort, wie sie sagt. Sie wandte sich über das Redaktionsnetzwerk Rahlstedt mit einem Brief an den Bürgermeister, führte Gespräche mit diversen Politikern und versandte weitere Briefe – doch das, was sie damit bisher erreicht hat, ernüchterte sie. 

Zander-Olofsson: „Die bisherige Unterstützung ist ein Witz“

In den meisten Fällen blieben die Antworten ergebnislos. Die betroffenen Firmen konnten sich immerhin eine kleine finanzielle Unterstützung erkämpfen. „Wir haben einen Baustellenkommunikationszuschuss in Höhe von 5.000 Euro für die ganze Straße bekommen. Das war bereits ein mühsames Ringen. Damit wir nochmal auf uns aufmerksam machen konnten, gab es weitere 13.500 Euro für einen Nikolausmarkt in Rahlstedt – das ist ein Witz“, findet die Geschäftsführerin. 

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Zander-Olofsson hat eine klare Vorstellung davon, was sie von der Politik und den Behörden erwartet. „Wir wünschen uns, dass wir nicht mehr einfach so abgebügelt werden, unsere Anträge ordentlich geprüft werden und wir eine Entschädigung oder einen zinslosen Kredit, zumindest aber einen Ablehnungsbescheid erhalten. Es wird Zeit, dass die Politik Verantwortung übernimmt und man uns nicht länger einfach übersieht.“

Das sagt SPD-Politiker Ole Thorben Buschhüter

Der Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter (SPD) kann den Ärger der Gewerbetreibenden verstehen. „Die Baumaßnahmen in der Summe haben die Geschäftsleute auf eine harte Geduldsprobe gesellt. Laut Gesetz kann es aber nur Entschädigungsleistungen geben, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt sind – das muss in jedem einzelnen Fall ganz genau geprüft werden“, erklärt Buschhüter. „Das ist bisher leider nicht der Fall gewesen. Das ist natürlich bitter, aber die Stadt muss sich an Recht und Gesetz halten.“

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