Viele Ukraine-Flüchtlinge kommen mit Tieren nach Hamburg – das ist ein Problem
Für viele Menschen sind ihre Haustiere heute längst so etwas wie Familienmitglieder. Für sie ist es kaum vorstellbar, ihren Hund oder ihre Katze zurückzulassen. Und so fliehen derzeit zig tausende ukrainische Familien mit ihren Tieren im Gepäck. Deutschland hat dafür jetzt unkompliziert die Quarantäne-Regeln außer Kraft gesetzt. Doch was passiert in Hamburgs Flüchtlings-Unterkünften? Dort sind Tiere bisher nicht erlaubt.
- Deutsch (Deutschland)
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Für viele Menschen sind ihre Haustiere heute längst so etwas wie Familienmitglieder. Für sie ist es kaum vorstellbar, ihren Hund oder ihre Katze zurückzulassen. Und so fliehen derzeit zig tausende ukrainische Familien mit ihren Tieren im Gepäck. Deutschland hat dafür jetzt unkompliziert die Quarantäne-Regeln außer Kraft gesetzt. Doch was passiert in Hamburgs Flüchtlings-Unterkünften? Dort sind Tiere bisher nicht erlaubt.
Der Deutsche Tierschutzbund (DTB) appelliert jetzt daran, Fluchtunterkünfte so auszustatten, dass die mitgeführten Tiere bei ihren Besitzern bleiben können. „Wir bieten dafür unsere Expertise und Erfahrung an“, sagt DTB-Präsident Thomas Schröder.
Zahlreiche Länder haben auf Bitten der EU bereits kurzfristig beschlossen, die Einreise der Tiere ohne Dokumente zuzulassen, um Menschen und Tiere schnell und unbürokratisch in Sicherheit zu bringen. Diesen Schritt begrüßt und unterstützt der Verband ausdrücklich. „Die Tierliebe der Ukrainer ist so groß, dass sie alles daran setzen, ihre Haustiere mit auf die Flucht zu nehmen“, so Schröder.
Flüchtlinge aus der Ukraine mit Tieren: Es gibt Probleme
Allen ukranischen Familien, die hierher mit ihren Tieren fliehen konnten, müsse deshalb unbedingt eine gemeinsame Unterbringung ermöglicht werden. „Eine Trennung wäre eine zusätzliche Belastung für Mensch und Tier, die auf jeden Fall zu vermeiden ist.“ Das ist in Anbetracht der teils sehr engen Verhältnisse in den Erst-Unterbringungen allerdings äußerst problematisch. Es fehlt an Platz, es gibt hygienische Probleme und mehr.
In Hamburg sollen die Flüchtlinge zunächst in den Messehallen (900 Plätze) und der Flüchtlins-Einrichtung Schnackenburgallee (950 Plätze) untergebracht werden. Weitere Plätze werden gerade gesucht. Es wurden bereits mehrere hundert Menschen beim städtischen Träger Fördern&Wohnen untergebracht. Doch Tiere sind in den Aufnahmen nicht erlaubt, das war bisher auch nicht nötig. Syrische oder afghanische Flüchtlinge haben keine Tiere dabei.
Hamburg: Tiere in Notunterkünften nicht erlaubt
Gegenüber dem „Stern“ hieß es seitens der Hamburger Behörden, dass womöglich in Hotel- und Hostel-Unterkünften Tiere mitgenommen werden könnten. Auch habe der Ukraine-Hilfsstab dazu aufgerufen, privat Tiere von Geflüchteten aufzunehmen und darauf hätten sich viele Menschen gemeldet.
Auch das Hamburger Tierheim steht bereit, zu helfen: „Im Notfall werden wir selbstverständlich Hunde und Katzen bei uns aufnehmen können“, heißt es dort. Zudem seien bereits viele tierliebe Menschen als Pflegestelle für solche Fälle registriert. Sollte der Bedarf größer sein, dann würde das Tierheim das kurzfristig bekannt geben. „Aber wer nur noch seine Familie und ein paar Koffer hat, will sich nicht von seinem Tier trennen“, schätzen die Tierheim-Mitarbeiter. Daher sei der tatsächliche Bedarf noch sehr unklar.
Erste Ukrainer mit Haustieren sind bereits in Hamburg angekommen. Der Tierschutzbund rät den Tierbesitzern, sich nach der Ankunft beim zuständigen Veterinäramt zu melden, um den Tollwutschutzstatus prüfen zu lassen. Ohne einen gültigen Tollwutschutz müssen einreisende Tiere den gesetzlichen Seuchenschutz-Regelungen entsprechend in Quarantäne.
Deutscher Tierschutzbund hat Tierheim in Odessa
Laut DTB erklärten Tierschützer sich bereits bereit, Privatpersonen finanziell bei der erforderlichen Bestimmung von Tollwut-Antikörpern zu unterstützen, so dass die Tiere bei gültigem Schutzstatus von der Quarantäne-Pflicht befreit werden können. „Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, den mutigen Menschen aus der Ukraine und ihren Heimtieren zu helfen und das durch diesen furchtbaren Krieg verursachte Leid zu mindern“, so Schröder.
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Der Deutsche Tierschutzbund engagiert sich seit dem Jahr 2000 in der Ukraine und betreibt seit 2005 ein Tierschutz- und Kastrationszentrum in Odessa. Das Zentrum ist vorerst für Besucher nicht mehr geöffnet, aber die Mitarbeiter sind fest entschlossen, die Tiere weiter zu versorgen. Viele Tiere wurden von Tierpflegern mitgenommen und werden nun von zu Hause betreut. Einige Mitarbeiter sind weiterhin vor Ort, um kranke und Handicap-Tiere zu versorgen, die nicht transportiert werden können.