• Der elegante Mercedes „Strich-Ach­ter“ (Baujahr 1967-76) war damals noch bei der Hamburger Polizei im Einsatz – aber warum heißt es überhaupt „Peterwagen“?
  • Foto: Hirschbiegel

Schnacken wie ein Hamburger: Woher der „Peterwagen“ seinen Namen hat

Was die Stadt Hamburg so unverwechselbar macht? Vor allem die tolle Lage an Alster, Elbe und Bille. Und: ihre Sprache! Ausgerechnet ein Bremer, der Historiker Dr. Daniel Tilgner, hat jetzt ein Lexikon der Hamburger Begriffe herausgebracht. „So snackt Hamburg“ heißt der Band – und der ist nicht nur für Quiddjes (Zugereiste) interessant, sondern auch für waschechte Hanseaten. Die MOPO stellt eine Auswahl der lustigsten Begriffe vor. Hier Teil 4: Hamburg von P bis R.

Pärrisch leben lautet eine ältere Redewendung, die „sich einen guten Tag machen“ oder, bemüht-moderner, „man gönnt sich ja sonst nichts“ bedeutet. Sie geht auf den Hamburger Kaufmann John Parish (1742-1828) zurück. Der Sohn schottischer Einwanderer begründete seinen Reichtum durch den Großhandel mit Getreide aus dem Baltikum. Der aufwendige Lebensstil und vor allem die prunkvollen Feste, die Parish in seinem Landhaus an der Elbchaussee ausrichtete, waren der Anlass, dass „Pärrisch leben“ in Hamburg zu einem Begriff für Genießen und Feiern im großen Stil wurde.

patuh oder petuh wird das französische „Partout“ (= überall) ausgesprochen. Es wird als beliebtes Verstärkungswort eingesetzt: „Se will patuh nich mitte S-Bohn faan, sonnern immä mitt ’n Waagen!“ Im Flensburger Raum bezeichnet(e) „Petuhtante“ eine von Arbeit oder anderen Verpflichtungen befreite Frau mit viel Zeit und Lust, sich z. B. mit Freundinnen auf den Fördedampfern zu Kaffee, Klatsch und Kuchen zu verabreden.

Woher hat der „Peterwagen“ eigentlich seinen Namen?

Peterwagen: Angeblich aufgrund eines Verständigungsproblems zwischen einem englischen Kontrolloffizier und einem Hamburger Polizeiangehörigen entstand diese Benennung für Funkstreifenwagen. Als im Herbst 1946 die ersten fünf „Radiowagen“ von den britischen Besatzungsbehörden genehmigt werden sollten, galt es zunächst, die Aufgabe der Fahrzeuge zu klären. Der englische Offizier hatte dabei das Wort „Patrolcar“ nicht verstanden und ließ es sich buchstabieren: „Listen, Sir: ‚P‘ like Peter …“, und schon hatte er genug gehört und seine Namensversion notiert. 

plietsch ist, wer sich pfiffig und gewitzt anstellt, wer auch in verfahrener Situation nie um einen Ausweg verlegen ist oder auf unangenehme Fragen stets eine schlagfertige Antwort parat hat.

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Plünnenhöker zogen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts mit Handwagen durch die Straßen und nahmen verwertbare Kleidung oder Stoffreste, aber meist auch allgemein Altmaterialien an

PRO: Zu den Geschäften der „PRO“ ging lange Zeit halb Hamburg einholen. Die Abkürzung steht für den Konsum-, Bau- und Sparverein Produktion e.G.m.b.H. 1899 wurde er als Konsumgenossenschaft gegründet. Die Organisation diente erfolgreich der besseren und kostengünstigeren Versorgung von Beziehern kleiner Einkommen und hatte großen Zulauf.

Proletenbagger war ein Spottname für die Paternoster, also die Personenumlaufaufzüge mit offenen Kabinen, die in Hamburgs Bürolandschaft massenweise ihre Runden drehten. Gab es für die Chefetage außerdem einen geschlossenen Aufzug, war dieser im Gegensatz zum „Proletenbagger“ der „Bonzenheber“. Der erste deutsche Paternoster fuhr im 1885/86 erbauten Dovenhof, dem Prototyp des Hamburger Kontorhauses und ersten seiner Art in Deutschland (1967 abgerissen).

Quarkbüdel oder „Quarkpott“ ist die Bezeichnung für den, der ständig quarkt (hochdeutsch: quakt), also meckert, und an allem und jedem etwas auszusetzen hat.

Hamburger Original: Woher kommt denn der Begriff „Reeperbahn“?

Reeperbahnen war ursprünglich die Bezeichnung für die einst in allen Hafen- und Werftstandorten benötigten, mehrere hundert Meter langen Bahnen der Reepschläger, die auf ihnen Schiffstaue herstellten. Nördlich der heutigen Straße „Reeperbahn“ wurde zwischen 1626 und 1883 auf zehn solcher Bahnen Hanf zu Tauen gedreht. Schon im 18. Jahrhundert waren südlich davon Vergnügungsbuden entstanden, die den Anlass für den Straßennamen „Spielbudenplatz“ gaben.

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Die Hamburger Reeperbahn in den 1960er Jahren.

Foto:

imago/serienlicht

Ringlinie wurden Züge und Gleise der 1911 gegründeten Hamburger Hochbahn genannt (und zuvor bereits eine Straßenbahnstrecke). Ihrem Namen gemäß verlief die ab 1912 schrittweise eröffnete Strecke ringförmig durch die Stadt und verband Hafen und Innenstadt mit den Wohngebieten in Hohenfelde, Barmbek, Winterhude, Eppendorf und St. Pauli. Mit Ausnahme eines Abzweigs nach Wandsbek-Gartenstadt entspricht der Kurs der heutigen Linie U3.

Rummelpott oder rummeln: Der Hamburger „Rummelpott“ oder einfach nur das „Rummeln“ ist eine alte, heute vor allem in der Gegend der Elbvororte noch rege ausgeübte Kindersitte. Am Silvesterabend (früher auch am Martins-, Fastnachts- und Weihnachtsabend) ziehen die Kleinen in Grüppchen in ihrer Nachbarschaft von Tür zu Tür und bitten um Schnoopkrom, also Süßigkeiten.

Plattdeutsches Wörterbuch: Hier finden Sie Teil 1 (A bis E), Teil 2 (F bis K) und Teil 3 (L bis O) der Serie.

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