Klima-Aktivist klagt nach Tritt von Lkw-Fahrer: „Schlimmer war Gewalt der Polizei“
Ein Lkw-Fahrer trat ihm mit voller Wucht in den Bauch. Doch Klima-Aktivist Arne Springorum sagt: „Viel schockierender und schmerzvoller war für mich die Gewalt, die ich danach durch die Polizei erlebt habe.“ Videos in den sozialen Netzwerke zeigen Polizisten, die Aktivisten mit sogenannten „Schmerzgriffen“ von der Straße holen: „Stehen Sie auf, es wird immer doller.“ Was die „Letzte Generation“ Hamburgs Polizei vorwirft. Und was die Beamten dazu sagen.
Ein Lkw-Fahrer trat ihm mit voller Wucht in den Bauch. Doch Klima-Aktivist Arne Springorum sagt: „Viel schockierender und schmerzvoller war für mich die Gewalt, die ich danach durch die Polizei erlebt habe.“ Videos in den sozialen Netzwerke zeigen Polizisten, die Aktivisten mit so genannten „Schmerzgriffen“ von der Straße holen: „Stehen Sie auf, es wird immer doller.“ Was die „Letzte Generation“ Hamburgs Polizei vorwirft. Und was die Beamten dazu sagen.
Samstag kochten auf den Elbbrücken die Emotionen über: Sieben Aktivisten der „Letzten Generation“ versperrten für mehrere Stunden die Auffahrt der Elbbrücken in Richtung Innenstadt – und verursachten ein Verkehrschaos. Autofahrer attackierten die Protestler mit Schlägen und Tritten.
Ein Lkw-Fahrer trat dem Aktivisten Arne Springorum (50) in den Bauch. Dieser sagt zur MOPO: „Der Tritt hat mich zum Glück nicht verletzt. Viel schockierender und schmerzvoller war für mich die Gewalt, die ich danach durch die Polizei erlebt habe. Ich habe den Polizisten noch gesagt, wie erleichtert ich bin, dass sie nun da sind, nach der Aggressivität der Autofahrer. Da haben sie uns geräumt. Bei mir haben sie die sogenannten Schmerzgriffe angewandt.“
„Schmerzgriffe“: Bei Polizei Hamburg besonders häufig?
Ein Video in den sozialen Netzwerken zeigt, wie vier Polizisten Arne Springorum an den Armen und im Bereich des Halses packen und von der Straße bugsieren. „Diese Griffe waren von solcher Intensität, wie ich es vorher noch nicht erlebt habe. Ich habe geschrien wegen der höllischen Schmerzen. Die nehmen einen in den Schwitzkasten und drücken einem mit dem Handgelenk in den Kiefer. Die haben mich wirklich gequält“, so Springorum. „Warum tragen sie uns nicht einfach weg? Sie sind doch verpflichtet, das mildeste Mittel anzuwenden.“

Auf einem weiteren Video ist zu sehen, wie zwei Polizisten einen anderen Aktivisten an den Armen greifen: „Ich werde Sie nicht tragen“, hört man einen Polizisten in ruhigem Ton sagen. „Stehen Sie auf, es wird immer doller“. Und: „Ich lasse sofort los, wenn Sie aufstehen.“ Der Aktivist schreit und wimmert.
Polizei Hamburg: „Unmittelbarer Zwang gesetzlich legitimiert“
Die Reaktionen unter den Videos sind unterschiedlich: „Man könnte ja auch einfach mal auf die Polizei hören und sie als Autorität ansehen. Warum sollten sie euch durch die Gegend schleppen“, schreibt da jemand. Ein anderer: „Die Polizei hätte es vielleicht schneller gelöst, hätten zwei Polizisten den Mann weggetragen. Nein, sie stehen zu mehreren drumherum und machen lieber minutenlang diese ,Schmerzgriffe‘“.
Auch Jakob Beyer, Sprecher der „Letzten Generation“, kritisiert: „In Hamburg wendet die Polizei deutlich häufiger die Schmerzgriffe an als in allen anderen Bundesländern. In Berlin und München ist es hin und wieder vorgekommen, aber nicht in dieser Regelmäßigkeit. Dabei leisten wir grundsätzlich keine Gegenwehr.“
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Auf Anfrage der MOPO sagt ein Sprecher der Polizei Hamburg: „Unsere Einsatzkräfte sind für diese Form des unmittelbaren Zwangs gesetzlich legitimiert.“ Die Techniken kämen bei „tatsächlichem oder vermutetem Widerstand“ zum Einsatz. Auch das Wegtragen könne eine Option sein, sei bei geleistetem Widerstand jedoch nicht immer ohne Weiteres möglich.
„Es ist im Übrigen auch nicht so, dass das Einschreiten unangekündigt erfolgt“, so der Sprecher. Vorab würden die Polizisten den Aktivisten mit der Zwangsmaßnahme drohen und sie zum freiwilligen Weggehen auffordern. „Um es also deutlich zu sagen: Wenn unsere Einsatzkräfte unter Anwendung körperlicher Gewalt einschreiten, wurde sich zuvor deren Anweisungen widersetzt.“ Ziel dieser Maßnahmen sei es nicht, dem Betroffenen dabei grundsätzlich Schmerzen zuzufügen.