Demo gegen Lieferando

Lieferando-Fahrer demonstrieren am Freitag gegen die geplante Entlassung von über 500 Beschäftigten bei dem Unternehmen in Hamburg. Foto: dpa | Marcus Brandt

Lieferando schmeißt 500 Fahrer raus – Hamburger Innenstadt wird zur Protestmeile

kommentar icon
arrow down

Hamburg erlebte an diesem Freitagabend heftige Proteste: Deutschlands größter Essenskurier Lieferando streicht bundesweit 2000 Stellen – allein in der Hansestadt verlieren rund 500 Fahrer ihren Job. Die Gewerkschaft NGG hatte deshalb zum Protest aufgerufen. Seit 18 Uhr versammelten sich die Fahrer am Besenbinderhof. Statt heißem Essen brachten die Mitarbeiter diesmal Wut über die Kündigungswelle: Künftig lässt Lieferando die Auslieferung stärker von Subunternehmen erledigen, die Bestellungen im Auftrag übernehmen.

Die NGG warnt, dass sich durch die Auslagerung an diese „Schattenflotte“ die Arbeitsbedingungen verschlechtern. Viele Fahrer arbeiten schon jetzt zum Mindestlohn, dazu gibt es Berichte über Dauerüberwachung und fragwürdige Bonussysteme. „Es ist kein Zufall, dass mit Hamburg ausgerechnet ein Standort geschlossen wird, wo wir starke Betriebsräte haben, die einen hervorragenden Job machen“, sagte NGG-Geschäftsführerin Anne Widder dem „Abendblatt“. Ihren Angaben zufolge ist Hamburg mit 500 gefeuerten Fahrern besonders hart getroffen.

Lieferando bezeichnet Vorwürfe als „irreführend“

Lieferando weist die Vorwürfe als „irreführend“ zurück. Man arbeite mit spezialisierten Logistikfirmen zusammen, was in der Branche üblich sei. Auch andere Lieferdienste setzen auf Subunternehmer. Es seien durch die Demo in Hamburg keine Einschränkungen bei den Zustellungen zu erwarten, nur rund fünf Prozent der Fahrer seien Mitglied in der NGG. Die Gewerkschaft fordert bundesweit Abfindungen, längere Kündigungsfristen und Qualifikationsangebote. In mehreren Städten gab es bereits Proteste.

Das könnte Sie auch interessieren: Geplatzte Reifen, gestrichener Bonus: Der Frust der Lieferando-Fahrer

In Hamburg zogen am Abend mehrere Hundert Teilnehmer vom Besenbinderhof über Mönckebergstraße, Jungfernstieg und Feldstraße bis zum S-Bahnhof Sternschanze. „Wir sind bereit, in Hamburg erneut zu streiken, sollte Lieferando unserer Aufforderung nach einem Sozialtarifvertrag nicht nachkommen“, so Widder.

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test