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Schlamm-Welle in der Alster: Sorge um seltene Fisch-Art

Duvenstedt –

Dort in Hamburg, wo die Alster nur ein dünnes Rinnsal ist, ist jetzt ein rotweißes Flatterband von der einen zur anderen Seite des Ufers gespannt. Wegen des geringen Wasserstands dürfen Kanufahrer den Abschnitt nahe der Woldorfer Schleuse in Duvenstedt derzeit nicht befahren. Durch das Wegbrechen einer Schleusenklappe hat sich der Wasserstand der Alster oberhalb der Schleuse stark abgesenkt. Naturschützer sorgen sich um einen Fisch, der hier gerade erst wieder heimisch geworden ist. 

Als die Schleuse wegbrach, wurde ein Flutwelle ausgelöst, die Schlamm auf die Kiesbetten unterhalb der Schleuse spülte. Naturschützer und Angler sorgen sich um die Meerforelle, die hier ihre Eier abgelegt hat.

Alster-Schleuse in Hamburg defekt: Sorge um Meerforelle

„Nach Augenzeugenberichten von Anwohnern ist das Wasser oberhalb der Schleuse im Schwall abgeflossen und hat eine erhebliche Menge Schlamm mitgespült“, so Martin Liebetanz-Vahldiek von der Hamburger Fischereibehörde. Es sei vorläufig davon auszugehen, dass der Schlamm die Kiesbetten unterhalb der Schleuse bedecke.

Alsterschleuse defekt

Duvenstedt: Ein Flatterband über der Alster warnt Wassersportler vor dem Befahren. 

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dpa

„Das ist eine Katastrophe, weil diese Kiesbetten von Meerforellen als Laichbetten genutzt werden“, sagte Frank Schlichting vom Anglerverein „Alster“, der sich nach eigenen Angaben seit mehr als zehn Jahren für die Wiedereinbürgerung der Meerforelle in der Alster einsetzt. Ein ganzer Meerforellenjahrgang sei durch den Vorfall an der Schleuse vernichtet worden.

Eier von Meerforelle mit Schlamm bedeckt

Die Meerforelle nutzt die Kiesbetten, um hier ihre Eier abzulegen. Entscheidend sei, so Naturschützer Schlichting, dass die Kiesbetten immer von frischem Wasser durchströmt werden. Die Fische schlagen mit ihren Schwanzflossen so genannte Laichgruben in den Kies, in die sie dann ihre Eier hineinlegen. Auch die nach mehreren Wochen geschlüpften Jungforellen halten sich dann noch einige Wochen im lockeren Kies auf, bis sie vollkommen schwimmfähig sind.

Ende November wurde erstmals seit mehr als 100 Jahren in der Alster eine ausgewachsene Meerforelle nachgewiesen. Damals sprach man von einer Sensation. Angler haben bei Kontrollen im Dezember zehn weitere ausgewachsene Meerforellen in der Alster bei Poppenbüttel und Wellingsbüttel entdeckt. Schlichting setzt mit seinem Verein nach eigenen Angaben im Schnitt 25.000 Brütlinge pro Jahr in Nebenbächen der Alster aus, um die Meerforelle hier wieder zu etablieren. Seit 2018 wird das mit bis zu 5000 Euro durch die Stadt Hamburg gefördert.

Die Planungen des Bezirksamtes Wandsbek für einen im Jahr 2023 vorgesehenen Umbau zur Grundinstandsetzung der Wohldorfer Schleuse, bei dem auch die Durchgängigkeit für Fische hergestellt werden soll, haben im letzten Jahr begonnen. (dpa/mp)

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