Sonnenschirme zu bunt! Hamburger Bezirk droht mit Bußgeldern – Wirte empört
Dieses Problem hatten sie nicht auf dem Schirm – die Gastronomen am Hansaplatz (St. Georg) sind Alkohol, Drogen und Gewalt gewohnt, rufen überdurchschnittlich häufig die Polizei. Nun macht das Bezirksamt wegen etwas ganz anderem, scheinbar banalem, Stress: Der Farbe ihrer Schirme. Sollten sie nicht bald weiße kaufen, drohe ihnen ein Bußgeld. Die Gastronomen haben eine Vermutung, was dahintersteckt. .
Dieses Problem hatten sie nicht auf dem Schirm – die Gastronomen am Hansaplatz (St. Georg) sind Alkohol, Drogen und Gewalt gewohnt, rufen überdurchschnittlich häufig die Polizei. Nun macht das Bezirksamt wegen etwas ganz anderem, scheinbar Banalem, Stress: der Farbe ihrer Schirme. Sollten sie nicht bald weiße kaufen, drohe ihnen ein Bußgeld. Die Gastronomen haben eine Vermutung, was dahintersteckt.
Ein schöner Anblick ist der Hansaplatz nicht: Dreck, Flaschen, betrunkene Menschen. Die bunt bedruckten Schirme sind also zugegebenermaßen nicht das erste, was Besuchern hier auffällt. Dennoch werden sie für die Betreiber der Kneipe „Hansa-Treff“ gerade zum Problem. „Wir bekommen regelmäßig Besuch von Mitarbeitern des Bezirksamtes, weil wir dunkle „Becks“-Schirme haben“, berichtet Mehmet Simsit, leitender Angestellter im „Hansatreff“. „Uns wurde deshalb eine Anzeige angedroht“.
Gastronomen sind verzweifelt – Bezirksamt bleibt hart
Dabei haben die Schirme einen ganz praktischen Grund: Sie sind gesponsert und damit umsonst. „Das Bezirksamt fordert mit Bezug auf den Gestaltungsleitfaden Hansaplatz Schirme in hellen Naturfarben und ohne Werbung. Die würden uns Tausende von Euro kosten“, so Simsit. „Wie soll sich ein kleiner Betreiber das leisten?“ Zumal helle Schirme unter den vielen Bäumen innerhalb kurzer Zeit hinüber wären.
Das Bezirksamt verweist auch auf MOPO-Anfrage nur auf den Gestaltungsleitfaden. „Bei einer Überprüfung vor Ort wurde auf die mit Fremdwerbung („Becks“) genutzten Sonnenschirme hingewiesen und der Betreiber vom „Hansa-Treff“ gebeten, diese dem Gestaltungsleitfaden Hansaplatz anzupassen“, so die Sprecherin.

Das Kuriose: Die Betreiber der anderen Restaurants und Cafés, deren Schirme ebenfalls Getränke-Werbung ziert, wurden deshalb in letzter Zeit nicht abgemahnt – dafür aber aus anderen Gründen. „Bei mir ist die Terrasse zu groß“, sagt Qadir Kambis vom „Curiousa Cafe Bistro Bar“, der vor seinem Lokal eine kleine Biergarten-Oase geschaffen hat. „Es wurden erhebliche Überschreitungen der genehmigten Flächen für zwei Gastro-Terrassen festgestellt. Die genehmigten Flächen für das Aufstellen von Tischen und Stühlen sind einzuhalten“, sagt das Bezirksamt dazu.
Gastronomen: „Wir werden vom Bezirksamt schikaniert!“
Die Gastronomen dagegen sind sich einig: Das ist Schikane. „Den Behörden gefällt unser Publikum nicht“, davon ist einer überzeugt. „Und, dass wir uns kritisch äußern. Sie wollen uns verdrängen.“
Das Bezirksamt sagt zu den Gastro-Terrassen: „Ein Verstoß gegen die Auflagen der jeweiligen Sondernutzungserlaubnis ist ordnungswidrig und kann mit einem Bußgeld geahndet werden. Aktuell wurden für die gestrigen Feststellungen noch keine Verfahren eingeleitet.“
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Qadir Kambis findet dieses Verhalten einigermaßen kurios: „Die Leute treiben es hier auf offener Straße, vor einigen Jahren haben wir Gastronomen eine Vergewaltigung verhindert. Wir sind der Grund, warum es hier nicht noch schlimmer zugeht. Und die beschweren sich über zu dunkle Schirme oder zu große Terrassen?“