• Der Angeklagte auf dem Weg in den Gerichtssaal.
  • Foto: Patrick Sun

Schamlos: Mann erpresst Freundin mit Intimfotos – und verlangt 34.500 Euro

Wie fies: Ein Mann soll seine damalige Freundin mit geklauten Intimbildern erpresst haben – und verlangte von ihr 34.500 Euro! Er drohte damit, die Bilder zu veröffentlichen und an Bekannte zu schicken, wenn sie nicht zahle. Am Dienstag stand der Mann vor dem Hamburger Amtsgericht.  

Die Staatsanwaltschaft wirft Martin R. (45) Erpressung in Tateinheit mit Betrug vor. Ende 2017 soll er sich über mobile Geräte seiner damaligen Freundin Zugang zu ihren privaten Accounts verschafft haben. Anschließend soll er intime Aufnahmen von ihr auf seinen eigenen Datenträger geladen haben. Laut Anklage behauptete er dann, Fotos und Videos von ihr seien im Internet erschienen – und er könne alles mit Hilfe eines IT-Teams löschen. Dafür sei eine Aufwandsentschädigung nötig – 34.500 Euro. Als sie nicht weiter zahlen wollte, machte er Druck – und drohte damit, die Bilder an ihre Kontaktpersonen zu senden. Die Frau nahm sich einen Anwalt. 

Hamburg: Angeklagter lernt die Geschädigte über Tinder kennen

Dabei fing die Liebesgeschichte so harmlos an. Die beiden lernten sich im August 2017 über die Datingapp Tinder kennen. Vor Gericht erzählt das Opfer, eine zierliche Medizinerin, wie viele vermeintliche Gemeinsamkeiten das einstige Paar verbunden hätten. Dass vieles davon gelogen war, fand sie erst viel später heraus. Der Angeklagte, Typ selbstbewusster Sunnyboy, zieht spöttisch seine Augenbrauen noch, wenn sie spricht. Sie würdigt ihn keines Blickes. 

Bereits bei der ersten Begegnung sei Martin R. unter falschem Namen aufgetreten und hätte sich als Inhaber einer Hamburger Reederei ausgegeben, berichtet das Opfer. Tatsächlich war der Angeklagte arbeitslos und hatte noch nie in einer Reederei gearbeitet – geschweige denn eine besessen. 

Verteidiger: „Angeklagter ist ein Lügner und Arschloch“

Der Verteidiger Heiko Granzin erklärt dem Richter: „Der Angeklagte hat ein erhebliches Problem mit sich selbst und sogenannten ,alternativen Fakten‘.“ Martin R. habe eine Persönlichkeitsstörung und neige zu dissozialem Verhalten. Weiter sagt der Verteidiger: „Salopp formuliert: Er ist ein Lügner und Arschloch.“ Aber: Der 45-Jährige habe seiner Freundin helfen wollen und sich um die Löschung der Fotos und Videos bemüht. Pathetisch erläutert der Angeklagte vor Gericht: „Die Pflicht zur Mitmenschlichkeit ist meine Antwort auf die Sinnfrage.“ Vor Gericht bestreitet er, die Fotos und Videos selbst ins Netz zu gestellt zu haben. 

Für sie sei die Beziehung mit dem Angeklagten rückblickend eine Tortur gewesen, berichtet die Ärztin. Martin R. habe sie manipuliert, sozial isoliert und bedroht. Er habe sie so massiv unter Druck gesetzt, dass sie schließlich die Schlösser zu ihrer Wohnung auswechselte und mit einem Messer neben dem Bett schlief. „Ich stand an der U-Bahnstation und dachte, wenn ich jetzt springe, ist alles vorbei“, so die Frau vor Gericht.

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Aus Schamgefühl habe sie sich lange Zeit nicht an Außenstehende gewandt. Aber: „Ich will nicht, dass jemand anderem so etwas passiert.“ Deswegen habe sie Martin R. schließlich doch noch angezeigt. 

Der Prozess wird am 7. Mai fortgesetzt. 

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