Nach brutaler Attacke auf dem Kiez: Emotionale Szenen vor Gericht
Ein Schlag. Direkt ins Gesicht. Die trans Frau Samia Stöcker knallt auf den Gehweg vor dem Schnellrestaurant „KfC“ an der Reeperbahn. Schädelbruch. Seit Dienstag muss sich Fabio C. (22) vor dem Amtsgericht Hamburg für diese Tat verantworten. Am ersten Verhandlungstag tritt das Opfer als Zeugin auf. Die Stimmung vor Gericht ist angespannt – und emotional.
Ein Schlag. Direkt ins Gesicht. Die trans Frau Samia Stöcker knallt auf den Gehweg vor dem Schnellrestaurant KFC an der Reeperbahn. Schädelbruch. Seit Dienstag muss sich Fabio C. (22) vor dem Amtsgericht Hamburg für diese Tat verantworten. Am ersten Verhandlungstag tritt das Opfer als Zeugin auf. Die Stimmung vor Gericht ist angespannt – und emotional.
Fabio C. (22) schweigt. Seine Mimik ist ausdruckslos, nur der mahlende Kiefer verrät seine Anspannung. Ihm wird Körperverletzung in zwei Fällen vorgeworfen. Es geht um den Angriff auf der Reeperbahn im Juli 2021 auf Samia Stöcker und um eine Attacke auf einen Mann in Billstedt Ende August 2021. Am ersten Prozesstag steht die Kiez-Attacke im Fokus.
Hamburg: Angeklagter soll trans* Frau geschlagen haben
Der Vorwurf gegen Fabio C.: Er soll der trans Frau Samia Stöcker am 17. Juli 2021 vor dem Schnellrestaurant KFC an der Reeperbahn einen Schlag ins Gesicht verpasst haben. Sie sei dadurch zu Boden gegangen und mit dem Hinterkopf auf den Asphalt aufgeschlagen. Die Diagnose: Schädelbruch. Der Angeklagte möchte sich nicht äußern.
Samia Stöcker ist die erste Zeugin im Prozess – und Nebenklägerin. Sie schildert die Situation, wie sie ihr von der Polizei und ihrem Anwalt berichtet wurde und wie sie es auf dem gesicherten Überwachungsvideo des Restaurants gesehen hat. An die Tat selbst hat sie keine Erinnerung, kompletter Blackout von fünf bis sieben Stunden.
Sie erzählt, dass sie mit einem Freund auf dem Hans-Albers-Platz feiern gewesen und anschließend zu KFC gegangen sei. Dort habe sie ein Mann transphob beleidigt, worauf sie sich verbal verteidigt habe. Dann folgte der Schlag von Fabio C., wie aus dem Nichts, so schildert es Stöcker. Mit den Folgen des Schädelbruchs kämpfe sie noch heute. Ihre Gehirnleistung habe zu 50 Prozent nachgelassen, sie könne sich nicht konzentrieren, habe Schwindelanfälle und sei traumatisiert. Seit dem Vorfall sei sie arbeitsunfähig. „Bis zum heutigen Tag ist das eine Sache, die ich nicht gut verarbeitet habe“, sagt Stöcker mit tränenerstickter Stimme. „Es hat mein Leben zerstört.“
Prozess: Opfer stürmt aus dem Saal
Mit Blick auf das Video fragt der Verteidiger: „Haben Sie versucht, jemanden zu schlagen?“ Stöcker: „Nein!“ Sie habe sich nur verteidigt. „Die Situation war ganz klar gegen mich!“ Der Verteidiger will wissen, ob sie an dem Abend getrunken habe und wie sie ihre Trinkgewohnheiten beschreiben würde. Stöcker fühlt sich merklich angegriffen. „Jetzt wollen Sie sagen, dass ich eine volltrunkene Alte bin…“. Der Verteidiger bleibt ruhig. Er wolle nur herausfinden, wie der Abend abgelaufen sei und Widersprüche aufklären. Es geht um ihren Krankenhausaufenthalt und eine angebliche Not-OP. Von dieser OP stehe nichts im Arztbrief, so der Verteidiger. Stöcker springt auf und verlässt den Saal. Der Verteidiger blickt zur Richterin: „Ich bin wirklich ruhig heute.“
Als die Zeugin ihren Platz wieder einnimmt, erklärt sie: „Ich bin traumatisiert.“ Die Fragen würden sie triggern. Der Verteidiger versichert ihr, er wolle sie nicht triggern. Habe aber noch weitere Fragen. Der Prozess geht weiter. Die zweite Zeugin wird in den Saal gerufen. Sie hat den Angriff auf dem Kiez beobachtet. Dem Schlag sei ein Streit vorausgegangen, berichtet sie.
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Der Prozess wird fortgesetzt.