Kosten-Hammer beim HVV: Diese Preiserhöhung droht
„Wir sehen, wie könnte es bei dem Preis anders sein, hohe Zufriedenheit bei den Nutzern.“ Mit diesen Worten hatte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks noch im August das beliebte 9-Euro-Ticket kommentiert. Diese Zufriedenheit könnte allerdings bald ins Negative kippen, denn der Verkehrsverbund plant zum Fahrplanwechsel eine saftige Preiserhöhung!
Die anstehende Preiserhöhung könnte deutlich höher ausfallen als in den vergangenen Jahren. Das geht aus Unterlagen der Verkehrsbehörde hervor, die der MOPO vorliegen. Einzel- und Tageskarten, Vollzeit-Karten, Profi-Tickets, Schüler- und Azubikarten, Seniorentickets: Lesen Sie mit MOPO+, wie die Pläne im Detail aussehen – und wie der mögliche Preis-Hammer mit dem 49-Euro-Ticket zusammenhängt.
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„Wir sehen, wie könnte es bei dem Preis anders sein, hohe Zufriedenheit bei den Nutzern.“ Mit diesen Worten hatte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) noch im August das beliebte 9-Euro-Ticket kommentiert. Diese Zufriedenheit könnte allerdings bald ins Negative kippen, denn der Verkehrsverbund plant zum Fahrplanwechsel eine deutliche Preiserhöhung.
3,2 Prozent könnten Fahrgäste in Hamburg künftig im Durchschnitt mehr für ihr Ticket zahlen. Das geht aus Unterlagen der Verkehrsbehörde hervor, die der MOPO vorliegen. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren waren es gerade einmal 1,3 beziehungsweise 1,4 Prozent gewesen.
HVV-Tickets könnten deutlich teurer werden
Im Detail könnten laut dem HVV-Antrag die Einzel- und Tageskarten ab 1. Januar 2023 mit einem Aufschlag von 3,1 Prozent belastet werden, die Vollzeit-Karten und Profi-Tickets sogar mit 3,5 Prozent sowie die Schüler-/Auszubikarten und Teilzeit-Karten mit 3,4 Prozent. Unangetastet sollen immerhin die Senioren-Tickets bleiben, dafür soll das Mindestalter von 63 auf 65 Jahre angehoben werden. Alle, die bereits eine solche Fahrkarte haben, können sie aber weiterhin nutzen.
Die Gründe dafür haben sich bereits lange abgezeichnet: HVV-Chefin Anna-Theresa Korbutt sagte kürzlich im MOPO-Interview, dass der Verkehrsverbund stark von den explodierten Energiekosten betroffen sei. Allein die Hochbahn rechnet mit 15 Millionen Euro Mehrkosten allein für 2022.
Energiekosten und Fahrgastausfälle belasten HVV
Dazu kommen die coronabedingten Fahrgastausfälle, an denen der HVV immer noch zu knabbern hat. Zwar waren aufgrund des 9-Euro-Ticket erstmals wieder mehr Menschen in Bus und Bahn unterwegs als 2019 – der HVV jubelte! –, allerdings waren die Erlöse wegen des geringen Ticket-Preises dann doch zu gering. Alleine würde der Verbund damit jedenfalls nicht dastehen, auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund in Hessen wird um 3,9 Prozent erhöhen, der Münchner Verbund sogar um 6,9 Prozent.
Ob der Preis-Hammer tatsächlich so kommt, steht und fällt wohl mit dem 49-Euro-Ticket – dem geplanten Nachfolger des 9-Euro-Angebots. Eigentlich sind sich alle einig, wäre da nicht die Frage der Finanzierung. Der Bund stellt laut Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) dafür jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung und auch die Länder haben sich auf eine Co-Finanzierung geeinigt – fordern dafür allerdings mehr Geld für den Ausbau und Unterhalt des Nahverkehrs.
Kommt das 49-Euro-Ticket als 9-Euro-Nachfolger?
Auch Hamburg beteiligt sich laut Verkehrsbehörden-Sprecher Dennis Heinert an den Finanzierungsgesprächen. „Nichtsdestotrotz muss sich der HVV vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Betriebskosten ebenso auf den Fall vorbereiten, dass es nicht zu einer Einigung kommt“, räumt Heinert ein. Für diesen Fall liefen gerade die Abstimmungen. „Aktuell sind noch viele Szenarien denkbar.“ Man sei jedoch optimistisch, dass das 49-Euro-Ticket komme und damit eine große Entlastung mit sich bringe.
Allerdings: Selbst wenn das 49-Euro-Ticket kommt, würden die anderen Tickets wahrscheinlich teurer werden. „Mit Genehmigung dieses Tarifantrags erhält Hamburg den finanziellen Spielraum, um seinen Anteil an der Finanzierung des deutschlandweit gültigen Tickets zu bringen und die Bürgerinnen und Bürger damit (…) zu entlasten“, heißt es in den Unterlagen. Im Klartext: Hamburg braucht das Geld aus den Tickets, um seinen Anteil am 49-Euro-Ticket zu leisten.
„Welch absurde Argumentation“, kommentiert die Linken-Verkehrsexpertin Heike Sudmann. „Kein Wort darüber, dass die Preiserhöhung zurückgenommen wird, wenn das 49-Euro-Ticket doch nicht kommt. Der Senat wird ja wohl in der Lage sein, gemeinsam mit den anderen Bundesländern einen Weg zu finden, der nicht solche Tricksereien enthält“, fordert sie. Viele Hamburger:innen könnten die explodierenden Energie- und Lebenshaltungskosten sowieso kaum noch stemmen.