S-Bahn-Pläne gefährden neuen Hamburger Hightech-Stadtteil
Wohnen, Wirtschaft, Wissenschaft: Zwischen dem Altonaer Volkspark und dem Forschungszentrum „Desy“ (Deutsches Elektronen-Synchroton) soll mit der „Science-City-Bahrenfeld“ ein komplett neues Quartier entstehen. Ein Gutachten sieht das Projekt allerdings durch die S-Bahn-Pläne vor Ort gefährdet – wie geht es jetzt weiter?
Wohnen, Wirtschaft, Wissenschaft: Zwischen dem Altonaer Volkspark und dem Forschungszentrum „Desy“ (Deutsches Elektronen-Synchroton) soll mit der „Science-City-Bahrenfeld“ ein komplett neues Quartier entstehen. Ein Gutachten sieht das Projekt allerdings durch die S-Bahn-Pläne vor Ort gefährdet. Wie geht es jetzt weiter?
Geplant sind bis zum Jahr 2040 auf dem 125 Hektar großen Gelände neue wissenschaftliche Institute und Einrichtungen, sowie 2500 Wohnungen.
So soll die Science City Bahrenfeld einmal aussehen
Außerdem sollen Studierende der Physik, Chemie und Biologie einen neuen Lernort erhalten. Vorgesehen ist ein Informationszentrum mit Bibliothek, studentische Arbeitsplätze, Räume für Fachschaften und den AStA sowie ein Gastro-Angebot des Studierendenwerks. „In der Science City Hamburg sollen Forschung, Lehre und gewerbliche Wirtschaft ineinandergreifen und sich gegenseitig Impulse geben“, hofft Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).
Damit das klappt, muss das neue Quartier aber auch gut an den Öffentlichen Nahverkehr angebunden werden. Schließlich ist der Westen Hamburgs diesbezüglich stets vernachlässigt worden – besonders Osdorf und Lurup warten seit Jahrzehnten auf die versprochene Schienenanbindung.
So soll die geplante S32 einmal durch Hamburg fahren
Hier kommt die geplante S32 ins Spiel, die kürzlich in S6 umbenannt wurde. Diese soll einmal von Neugraben aus als „dritte“ S-Bahn im Süden fahren und sich ab der Holstenstraße aus dem Bestandsnetz ausfädeln. Auf acht Kilometern wird sie dann über die Science City und Lurup bis zum Osdorfer Born führen. Ausgerechnet der geplante Abschnitt im Bereich der Luruper Chaussee in der Nähe des „Desy“ könnte aber zu Problemen führen. Zunächst berichtete das „Elbe Wochenblatt“.
Das zeigt ein Gutachten der „Baudynamik Heiland & Mistler GmbH“, das die möglichen Erschütterungen durch die S32 im Auftrag der Stadt untersucht hat. Auf 438 Seiten kommen die Expert:innen zu einem eindeutigen Ergebnis: „Aus sachverständiger Sicht muss von der Realisierung der Trasse im Bereich der Luruper Chaussee dringend abgeraten werden. Es wird vorgeschlagen, die Trasse nach Osten zu verschieben.“ Die Gleise müssten mindestens um 250 Meter verschoben werden, sodass „der Mindestabstand zum nächstgelegenen relevanten Forschungsgebäude mindestens 300 Meter beträgt.“
Warum wären die Erschütterungen der S32 problematisch?
Bedeutet im Klartext: Würde die S32 so gebaut, wie vorgesehen, könnte sie die Forschung in der Science City nachhaltig stören. Das liegt an Erschütterungen, die von der S-Bahn ausgehen, wenn diese unter der Erde durchfährt, dort beschleunigt oder abbremst. Für Menschen ist das in der Regel nicht spürbar, auf die Laser-Experimente könnte das aber große Auswirkungen haben. Auch die dadurch zusätzlich entstehenden Magnetfelder wären ein Problem.
Wie geht es jetzt also weiter? Die Verkehrsbehörde prüft derzeit die aktuelle Trassenführung – die neue Strecke soll wohl noch in der ersten Hälfte dieses Jahres vorgestellt werden. Wie im Gutachten vorgeschlagen, wird sie wohl in Richtung Osten versetzt. Ob die S32 (oder S6) wie geplant bis Mitte der 30er Jahre fertig wird, ist allerdings fraglich, die Kosten sind immer noch unklar.
Übrigens: Die Anbindung nach Lurup und am Osdorfer Born wurde den Hamburgern bereits 1974 im Wahlkampf versprochen, ein Jahr später dann aber vom damaligen SPD-Bürgermeister Hans-Ulrich Klose gestoppt. Erst 2019 bekamen die Großraumsiedlungen wieder die Zusage für eine S-Bahn.