Autofahrer klagt an: Rüpel-Radler hat meinen Wagen demoliert!
Abends in Barmbek-Nord: Ein Radler auf einem Stadtrad zerkratzt im Fahren ein Auto, beschädigt danach einen Bus und fährt einfach weiter. Der Autofahrer springt noch aus dem Wagen, um ihn zum Halten zu bewegen. Keine Chance. Doch zum Glück gibt es ein Foto, und „Stadtrad“ stellt noch am Abend Hilfe bei der Suche nach dem Täter in Aussicht. Doch dann kommt alles ganz anders, und das verärgert auch die Polizei enorm.
Abends in Barmbek-Nord: Ein Radler auf einem Mietrad der Bahn-Tochter „Stadtrad“ zerkratzt im Vorbeifahren ein Auto, beschädigt danach einen Bus und fährt einfach weiter. Der Autofahrer springt noch aus dem Wagen, um ihn zum Halten zu bewegen. Keine Chance. Doch zum Glück gibt es ein Foto, und „Stadtrad“ stellt noch am Abend Hilfe bei der Suche nach dem Rüpel in Aussicht. Doch dann kommt alles ganz anders, und das verärgert auch die Polizei enorm.
„Schützt ,Stadtrad‘ etwa Straftäter?“, fragt sich Roland Zell (49) aus Geesthacht. Der Immobilienmakler ist stinksauer, denn er bleibt offenbar auf einem Fahrzeugschaden von 4000 Euro sitzen. Dabei war er zuversichtlich, den Radler zu erwischen, der ihm nach seiner Schilderung das Auto beschädigt hatte. Denn er hat einen Zeugen und mehrere Fotos von dem Radfahrer. Darauf sind drei der fünf Ziffern zu erkennen, mit denen jedes Stadtrad gekennzeichnet ist.
Autofahrer gegen Radfahrer: Auto zerkratzt
Zell war Mitte Oktober abends gegen 19 Uhr mit einem Geschäftskollegen im Auto unterwegs, als er auf Höhe der Fuhlsbüttler Straße 240 ein Hupen hörte. Weil die Verkehrslage unübersichtlich war, fuhr er ein wenig nach rechts rüber und hielt einige Sekunden. Dabei stand er – wie er selbst sagt – auch etwas auf dem Radweg. Als er wieder losfuhr, hielt ein HVV-Bus wegen einer roten Ampel auf der Busspur neben ihm, zwischen ihnen waren nur etwa 50 Zentimeter Platz. Trotzdem habe sich ein von hinten kommender Radfahrer auf einem Stadtrad hindurchgequetscht, statt rechts auf dem Radweg zu fahren.

Dann sei der Radler am linken Außenspiegel von Zells Wagen hängengeblieben und um sich zu „befreien“, habe er angefangen auf den Spiegel zu schlagen. Zell schildert: „Als ich die Scheibe runterkurbelte, ist er total ausgeflippt und hat sein Fahrrad aggressiv wild vor und zurück sowie nach rechts und links hin und her bewegt.“ Dabei habe er Schäden an der Fahrertür, dem Kotflügel und dem Stoßfänger hinterlassen. Sicher sei auch der HVV-Bus beschädigt worden.
Zell fuhr daraufhin los, überholte den Radler und stieg am Straßenrand aus, um ihn aufzuhalten. Zell: „Doch der Mann hielt auf mich zu und ich musste beiseite springen.“ Sein Beifahrer hatte aber auch Fotos vom Radfahrer gemacht, darauf erkennbar drei der fünf Ziffern, mit denen die Stadträder gekennzeichnet sind.
Polizei ermittelt – „Stadtrad“ reagiert drei Wochen lang nicht
Noch am Abend erstattete Zell Anzeige und meldete sich bei „Stadtrad“ mit der Bitte um Hilfe. Da habe es am Telefon noch geheißen, man könne den Radfahrer sicherlich ausfindig machen, er solle eine E-Mail schreiben. Doch darauf kam keine Reaktion. Auch die Polizei biss sich an „Stadtrad“ die Zähne aus.
Die zuständige Beamtin des Kommissariats 31, Susanne Dülsen, rief mehrmals bei „Stadtrad“ an und schrieb drei E-Mails. Immer gab es die Antwort, man melde sich in Kürze – und nie kam es dazu. Erst nach drei Wochen die Antwort: Man könne der Polizei nicht helfen, mit drei erkennbaren Ziffern des Rades sei der Fahrer nicht zu ermitteln. Dülsen: „Es geht um eine Straftat und ,Stadtrad‘ meldet sich drei Wochen lang nicht. Das ist unmöglich!“
Von der MOPO mit den Vorwürfen konfrontiert, heißt es von einer Sprecherin der Deutschen Bahn (DB), die „Stadtrad“ betreibt: „Wir bedauern, dass es leider einige Zeit in Anspruch genommen hat. Die Kritik zum Zeitverzug nehmen wir zum Anlass, dass zukünftig bei derartigen Vorfällen eine schnellstmögliche Bearbeitung erfolgt.“
Werden Räder bei „Stadtrad“ in Hamburg getrackt?
Für Roland Zell stellt sich allerdings die Frage, wieso „Stadtrad“ nicht geholfen hat. Nach seiner Information würden die Stadträder auf ihrer Tour ständig getrackt „und mit drei Ziffern und einer Ortsangabe müsste man das doch ermitteln können.“ In dieser Frage will die DB sich aber offenbar nicht so genau in die Karten gucken lassen. Die DB-Sprecherin zur MOPO: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns aus Datenschutzgründen zu weiteren Details nicht äußern.“
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Als die MOPO nicht locker lässt, schiebt die DB nach: „Bei der Entleihe werden nur die Daten erfasst, die zur Abrechnung benötigt werden: Uhrzeit- und Ortsstempel bei der Entleihe und der Rückgabe.“ Das diene der Abrechnung. So ist es offenbar nicht möglich, den Radfahrer nachträglich zu finden.
Ob der Radfahrer allein schuld an der Situation war, bei dem der Wagen von Roland Zell beschädigt wurde, lässt sich nachträglich kaum noch feststellen. Auch der Fahrer des HVV-Busses, der womöglich beschädigt wurde, ist nicht bekannt. Zell hat als Zeugen zumindest seinen Beifahrer, aber das nützt ihm wenig. Polizistin Dülsen rät daher: „Rufen Sie bei einem solchen Vorfall lieber sofort die Polizei. Es handelt sich eigentlich um einen Verkehrsunfall, der möglichst schnell aufgenommen werden sollte.“ Dann hätten auch Streifen vor Ort gucken können, ob sie den Radfahrer noch finden.