Warmwasser aus dem Mega-Loch: Rückschlag für Hamburgs Millionen-Projekt
Sie soll tausende Hamburger Haushalte mit sauberer Wärme versorgen: Die geplante Geothermie in Wilhelmsburg gilt als einer der großen Hoffnungsträger für die Hamburger Wärmewende. Doch die Förderung aus über 3000 Metern Tiefe klappt nicht und das verfügbare Thermalwasser ist nun viel kälter als erwartet. Wie geht es jetzt mit dem millionenschweren Projekt weiter?
Sie soll tausende Hamburger Haushalte mit sauberer Wärme versorgen: Die geplante Geothermie in Wilhelmsburg gilt als einer der großen Hoffnungsträger für die Hamburger Wärmewende. Doch die Förderung aus über 3000 Metern Tiefe klappt nicht und das verfügbare Thermalwasser ist nun viel kälter als erwartet. Wie geht es jetzt mit dem millionenschweren Projekt weiter?
Mit der natürlichen Wärme der Erde sauber heizen – das ist die Idee des Geothermie-Projekts in Wilhelmsburg. Gerade sind die beiden Bohrlöcher auf dem Gelände An der Alten Schleuse fertig geworden. Durch sie soll das heiße Wasser nach oben gepumpt, und, nachdem die Wärme zum Heizen entzogen wurde, wieder hinab in die Tiefe geleitet werden, um sich erneut aufzuwärmen.
Ein nachhaltiger Kreislauf und weitgehend CO₂-neutral. 70 Millionen Euro investieren die Hamburger Energiewerke (HEnW) insgesamt in das Projekt „Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg”, zudem auch die Geothermie gehört. 22,5 Millionen Euro davon werden vom Bund gefördert.
Geothermie in Wilhelmsburg: Nutzbares Wasser viel kälter als erwartet
42 Geothermieanlagen sind in Deutschland in Betrieb, vor allem in Süddeutschland. Die Forschung und Bohrungen in Wilhelmsburg werden deshalb wissenschaftlich begleitet und sollen Erkenntnisse auch für andere mögliche Geothermie-Projekte im Norden bringen. Eine gewisse Unsicherheit gibt es somit ohnehin. Und tatsächlich musste das Projekt einen herben Rückschlag hinnehmen.

Denn Bohrtests haben ergeben: Aus über 3000 Metern kann nicht gefördert werden. Das Gestein ist nicht durchlässig genug. Bedienen will man sich jetzt an einem Wasserreservoir in etwa 1300 Metern Tiefe. Doch statt der ursprünglichen 130 Grad wird so viel höher gelegen nur 45 bis 50 Grad heißes Wasser erwartet. Reicht das, um das Vorhaben noch sinnvoll umzusetzen?
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Der umweltpolitische Sprecher der Linken, Stephan Jersch, ist skeptisch: „Der jetzige Stand des Projekts entspricht nicht mehr der ursprünglichen Planung“, sagt er. „Daher frage ich mich, ob der zu erwartende Nutzen und die Kosten, die bereits angefallen sind, noch im Verhältnis stehen.“
Geothermie: Ingenieure tüfteln an Lösung
„Alles in allem sind wir zuversichtlich, dass wir zukünftig Ökowärme fördern können“, sagt dagegen der Geschäftsführer der HEnW, Michael Prinz. Nun gelte es, die Fördertests und ihre Ergebnisse abzuwarten – denn aktuell wird geprüft, wie heiß das Wasser wirklich ist, und wie viel gefördert werden kann.

Für das kühlere Wasser tüfteln die Ingenieure schon an einer Lösung: Eine Wärmepumpe könnte es auf die je nach Jahreszeit benötigten 70 bis 90 Grad des Vorlaufheizwassers für Fernwärmesysteme bringen. Dafür seien die Temperaturen aus der mittleren Gesteinsschicht eine sehr gute Basis, so die HEnW. Bei modernen Heizsystemen könne das Thermalwasser sogar direkt verwendet werden, denn für sie brauche es oft nur 40 Grad.
BUND: Gute Geothermie braucht grünen Strom
Der Wermutstropfen: Eine Wärmepumpe braucht Strom, der je nach Herkunft aufs CO₂-Konto schlagen kann. Die HEnW wollen sie als Ökostrom-Erzeuger mit Strom aus Erneuerbarer Energie betreiben. „Das klingt gut, aber wo soll der herkommen?“, fragt dazu Paul Schmid vom BUND Hamburg.
Denn insgesamt gebe es zu wenig ausgebaute erneuerbare Energie und grünen Strom in Deutschland. Die Geothermie sieht er trotzdem positiv. „Aber für eine gute Geothermie brauchen wir auch grünen Strom. Dafür müssen wir jetzt überall einsparen, wo es möglich ist.“
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Immerhin einen Vorteil hat die mittlere Tiefe aber doch: Die Investition ist günstiger als bei Anlagen für tiefere Schichten. Und was günstiger ist, hat auch größere Chancen noch andernorts umgesetzt zu werden.