x
x
x
RS-Virus grassiert in Hamburg
  • Ein Kinderarzt untersucht einen am RS-Virus erkrankten Jungen. Die Situation in den Hamburger Kinderkliniken ist aufgrund des grassierenden Virus' angespannt.
  • Foto: dpa

RS-Virus: Hamburgs Kinderkliniken platzen aus allen Nähten

Sie ringen um Luft und stehen Todesängste aus: Immer mehr Kinder in Deutschland infizieren sich mit dem hochansteckenden Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Das kann lebensgefährlich werden. Viele Kinder müssen ins Krankenhaus. Die Kliniken geraten derzeit überall an ihre Belastungsgrenze. Auch in Hamburg.

Die junge Mutter aus Eimsbüttel ist verzweifelt. Weil der Husten immer schlimmer wurde, ihr Kind kaum noch Luft bekam, brachte sie es in ein Hamburger Krankenhaus. Doch dort hieß es: Aufnahmestopp! Der verzweifelten Mutter wurde geraten, mit dem Kind nach Neumünster zu fahren und es dort im Krankenhaus behandeln zu lassen. Dort gebe es noch Kapazitäten.

Hamburg: Viele Kinder mit RS-Virus-Infekten in den Kliniken

Tatsächlich ist die Situation in Hamburg wie überall in Deutschland hochgradig angespannt. „Wir verzeichnen seit einigen Wochen einen verstärkten Zulauf an Kindern mit RS-Virus-Infekten“, so ein Sprecher der Asklepios Klinik Nord – Heidberg. Alle verfügbaren Betten seien belegt. Etwa 30 Prozent der Kinder auf der Station seien wegen einer RSV-Erkrankung da. Ein Kind müsse deswegen intensivmedizinisch behandelt werden.


Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Auch am UKE ist die Lage so schlimm wie selten. „In den vergangenen Wochen wurden im Schnitt acht bis 14 Kinder pro Tag mit dem RS-Virus oder anderen viralen Infektion der oberen Luftwege im Kinder-UKE stationär behandelt“, berichtet Prof. Dr. Jun Oh, Leiter der Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Lebertransplantation an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE. Die diesjährigen Zahlen lägen deutlich über denen des Vorjahreszeitraumes. Die Versorgung der Kinder sei aber sichergestellt.

Für Neugeborene kann RSV-Infektion lebensgefährlich werden

Laut Professor Oh sind vor allem Neugeborene, Kleinkinder und Kinder mit Vorerkrankungen der Lunge oder mit chronischen Erkrankungen gefährdet. Bei ihnen kann die Infektion, die sich durch Schnupfen, trockenen Husten, Niesen und Halsschmerzen äußert, bei schweren Verläufen durch hohes Fieber und Atemnot, leicht von den oberen auf die unteren Atemwege übergreifen und zum Beispiel eine Lungenentzündung auslösen. Lebensgefahr! Normalerweise beuge man einer Virus-Verbreitung mit Impfungen vor, erklärt Professor Oh. Dieses Jahr sei der Erreger aber früher aufgetreten als üblich, so dass man mit den prophylaktischen Immunisierungen noch nicht sehr weit vorangekommen sei.

Das könnte Sie auch interessieren: So schlimm ist Long-Covid

Einer der Gründe für die massive Ausbreitung des RS-Virus ist wohl auch die Corona-Pandemie: Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in diesem und im vergangenen Jahr sowie aufgrund der Schul- und Kita-Schließungen hätten Kinder keine oder kaum Kontakte mehr zu anderen Kindern gehabt. Dadurch wurde ihr Immunsystem nicht trainiert. Gerade im Winter des vergangenen Jahres ist nach Auskunft von Experten die RSV-Welle komplett ausgefallen. Umso stärker komme sie jetzt zurück.

Professor Oh rät Eltern, bei Anzeichen einer Infektion der oberen Luftwege frühzeitig einen Kinderarzt aufzusuchen, um überprüfen zu lassen, ob es sich um RSV handelt. Vor allem Familien mit Neugeborenen und sehr kleinen Kindern sollten die geltenden Hygienemaßnahmen einhalten, um schwere Verläufe zu vermeiden.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp