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  • Foto: Florian Quandt

Rot-Grün verpatzt Bio-Frage: Wie sich Hamburg von anderen Städten vorführen lässt

Die Corona-Krise hat noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig die regionale Verfügbarkeit von Lebensmitteln ist, wenn plötzlich die Grenzen dicht sind. Umso größer waren die Hoffnungen, dass SPD und Grüne im Koalitionsvertrag klar festlegen, dass in öffentlichen Kantinen, Schulen und städtischen Kitas endlich mehr Regionales und mehr Bio auf den Tisch kommt. Doch nun ist die Enttäuschung groß!

Bremen kann es, München kann es und Kopenhagen noch viel besser: Viele Städte haben längst beschlossen, dass in öffentlichen Kantinen in den nächsten Jahren deutlich mehr Bio-Produkte und Regionales auf den Tisch kommen. Im rot-grünen (!) Koalitionsvertrag von München wurde vor wenigen Wochen beschlossen, dass in Schulen und Kitas der Bio-Anteil sogar auf 100 Prozent gesteigert werden soll. Bis zum Jahr 2025.

Hamburg: Bio-Essen in Kantinen für Senat nicht wichtig?

Doch obwohl Hamburg seit vier Jahren zum Verbund der Bio-Städte gehört, hat das an der Elbe nicht geklappt. Dort heißt es im Koalitionsvertrag jetzt nur: „Wir werden in dieser Legislaturperiode den Einsatz von Ökoprodukten insbesondere regionaler Herkunft in öffentlichen Einrichtungen der Stadt stärken und kontinuierlich erhöhen.“ Festgelegte Quoten? Fehlanzeige.

Schweine

Backe an Backe: Glückliche Schweine auf dem Bio-Hof Gut Wulksfelde in Hamburgs Norden.

Foto:

 dpa

Dabei wird beim neuen Hamburger Behörden-Zuschnitt die Landwirtschaft jetzt der Umweltbehörde zugeschlagen. Senator Jens Kerstan (Grüne) bekommt so direkten Zugriff und kann die Landwirtschaft mit finanziellen Anreizen endlich stärker Richtung Bio-Anbau ausrichten.

Bündnis Bio-Stadt enttäuscht über Umweltsenator Kerstan

Die im Bündnis Bio-Stadt zusammengeschlossenen Initiativen sind über die Wischiwaschi-Absichtserklärungen enttäuscht und wütend. Sie sprechen von einem „Papiertiger“. „Es bleibt hier bei vagen Absichtserklärungen und Empfehlungen“, heißt es vom Verbraucherbündnis.

„Probleme, wie das Artensterben, der Klimawandel und Nitrat im Grundwasser werden seit Jahren größer“, sagt Sebastian Wenzel von Slowfood Hamburg. „Daran hat die Landwirtschaft ihren Anteil.“ Das Bündnis Bio-Stadt fordert daher eine Quote von 30 Prozent Bio-Lebensmitteln in den öffentlichen Kantinen. Und zwar schon bis Ende nächsten Jahres. Und bis zum Jahr 2026 sollen es sogar 90 Prozent bio sein.

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Ein kleiner Lichtblick: Die rot-grüne Koalition hat zumindest als Absichtserklärung festgeschrieben, dass bis zum Jahr 2025 etwa 20 bis 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Da wäre es naheliegend, auch dafür zu sorgen, dass die Produkte abgenommen werden, etwa von städtischen Kantinen – finden die engagierten Bio-Kämpfer.

Aber jetzt sieht es erst einmal so aus, als presche Rot-Grün in München voraus und Hamburg hinkt nur lahm hinterher.

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