Rolex-Räuber ohne Plan – doch auch das Opfer verstrickt sich in Widersprüche
Er wollte eine Luxusuhr online für viel Geld verkaufen. Als sich ein Interessent meldet, macht er einen Termin aus. Doch das Treffen in einem Hamburger Café läuft ganz anders als geplant: Die Rolex-Käufer entpuppen sich als brutale Räuber – allerdings nicht gerade als kriminelle Genies. Einige Aussagen des Opfers sorgen aber ebenfalls für Stirnrunzeln.
Er wollte eine Luxusuhr online für viel Geld verkaufen. Als sich ein Interessent meldet, macht er einen Termin aus. Doch das Treffen in einem Hamburger Café läuft ganz anders als geplant: Die Rolex-Käufer entpuppen sich als brutale Räuber – allerdings nicht gerade als kriminelle Genies. Einige Aussagen des Opfers sorgen aber ebenfalls für Stirnrunzeln.
„Wie haben Sie sich das überhaupt vorgestellt?“, fragt der Vorsitzende Richter den Angeklagten Bedran K. (24) ungläubig. Gerade kam heraus, dass der unter Klarnamen auf dem Portal „Kleinanzeigen“ (ehemals „eBay-Kleinanzeigen“) Kontakt zum späteren Opfer aufnahm. Sie seien eben in Geldnot gewesen, so K., da hätten sie sich nicht groß Gedanken gemacht. Er selbst gibt an, bei einem Dritten verschuldet gewesen zu sein. Er sei deshalb schon bedroht und geschlagen worden. Auch sein Freund Pavlo R. (25), ebenfalls angeklagt, spricht von Schulden: „Fast 8000 Euro“, verrät er auf Nachfrage.
Hamburg: Rolex-Räuber landen vor Gericht
Die Angeklagten erscheinen am Donnerstagmorgen in Hemd und Jeans vor der großen Strafkammer des Landgerichts Hamburg. Bedran K. kommt direkt aus der U-Haft, vermutlich weil er bereits vorbestraft ist, genauer beleuchtet wird das nicht. Gleich zu Beginn räumen beide den Tatvorwurf des gemeinschaftlichen Raubes ein: Am 14. April 2023 trifft sich Pavlo R. mit dem Verkäufer gegen 18 Uhr in der „Von Allwörden“-Filiale des „Marktkauf“-Centers in Bergedorf. Er gibt vor, sich für dessen Rolex, Modell Datejust 41, zu interessieren. Während R. die Uhr inspiziert, nähert sich sein Komplize Bedran K. von hinten. Er sprüht dem Geschädigten Pfefferspray in die Augen, nimmt die Uhr an sich und flieht. Auch R. versucht zu türmen – erfolglos.
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Denn aus Vorsicht hatte der Verkäufer seinen 24-jährigen Stiefsohn mitgebracht. Mit ihm hatten die Räuber offenbar nicht gerechnet. Der Stiefsohn jagt R. hinterher, stellt ihm ein Bein und bringt ihn so zu Fall. Nach einer kurzen Prügelei eilt Security herbei, Pavlo R. wird festgenommen. Seinem Freund gelingt es noch, die Uhr für rund 6000 Euro zu verkaufen, bevor auch er festgenommen wird.

Als der beraubte Verkäufer in den Zeugenstand tritt, nimmt der Prozess plötzlich Fahrt auf: Denn die Aussagen des 48-Jährigen sind unpräzise, auf Nachfragen reagiert er gereizt: „Ich habe doch gerade nein gesagt!“, schimpft er an einer Stelle. Seit dem Überfall schlafe er schlecht, die Leistung im Job sei abgefallen: „Ich habe Angst, meinen Arbeitsplatz zu verlieren“, so der Mann.
Verteidiger: „Ich bin ja auch großzügig mit meinen Kindern“
Die Verteidiger finden verdächtig, dass die ärztlichen Atteste des Mannes erst kurz vor Prozessbeginn ausgestellt wurden. „Das Ausmaß der beschriebenen Folgen ist zu bezweifeln“, sagt einer. Beim Zweck des Uhren-Verkaufs verstrickt sich der Beraubte dann noch in Widersprüche: Er hatte ausgesagt, die Rolex seinem Stiefsohn schenken zu wollen. Da der sie nicht haben wollte, habe er sie bei „Kleinanzeigen“ angeboten.
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„Ich bin ja auch großzügig mit meinen Kindern, aber so dann auch wieder nicht“, kommentiert einer der Anwälte. Der Stiefsohn wiederum weiß nichts von einem Geschenk – sein Stiefvater habe schon mehrfach Uhren verkauft. Womöglich gewerblich? Der Prozess wird am 23. November fortgesetzt.