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  • Foto: picture alliance/dpa

Risikofaktor Mann: Warum in einer Altersgruppe viel mehr Männer als Frauen sterben

Das Coronavirus ist vor allem für ältere Menschen gefährlich – doch es trifft in bestimmten Altersgruppen deutlich mehr Männer als Frauen. Dreimal so viele Männer sterben an dem Virus, obwohl sich ebenso viele Frauen infizieren.

Eine Mischung von Faktoren wirke sich auf die höhere Corona-Sterberate von Männern aus, sagt die Ärztin Vera Regitz-Zagrosek im Interview mit der „Welt“. Im Alter zwischen 50 und 60 Jahren sterben demnach dreimal so viele Männer wie Frauen. „Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Östrogen uns Frauen schützt, vielleicht hat es aber auch genetische Gründe“, so Regitz-Zagrosek.

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Die Ärztin berichtet, dass die Lage in den Ländern Deutschland, China, Frankreich, Spanien, Italien und der Schweiz drastisch unterschiedlich sei. „In jedem Land entscheidet das Geschlecht mit über die Schwere der Erkrankung. Und auch über Leben und Tod.“ So sei das Verhältnis von Männern und Frauen bei der Zahl der infizierten noch bei eins zu eins, aber bei denen, „die ins Krankenhaus eingeliefert werden, ist es schon 1,5 zu eins.“

In Spanien würden doppelt so viele Männer wie Frauen auf die Intensivstation eingeliefert werden, berichtet Regitz-Zagrosek. Grund dafür könne unter anderem das bessere Immunsystem von Frauen sein. Auch bei anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise der Grippe seien Frauen besser geschützt. Auch Gene würden eine wichtige Rolle spielen.

Stärkeres Immunsystem: Östrogen schützt Frauen vor Viruserkrankungen

„Bei Covid-19 ist auffällig, dass die Unterschiede bei der Sterblichkeit vor allem bei Jüngeren und im mittleren Alter am größten sind, deshalb spricht hier viel dafür, dass das Östrogen sich positiv auf das Immunsystem auswirkt“, erklärt die Ärztin. Hinzu kommt, „dass Testosteron grundsätzlich die Abwehr hemmt, während Östrogen sie puscht“.

Dass sich die Sterberate von Männern und Frauen ab 80 plus wieder annähern, erkläre sich Regitz-Zagrosek damit, dass die Effekte der Sexualhormone in dieser Altersgruppe wieder gesunken seien. Die Fachärztin für Kardiologie berichtet im Interview mit der „Welt“ außerdem, dass Männer häufiger an Herzkrankheiten leiden, als Frauen. Auch das könne  die erhöhte Sterblichkeit der Männer erklären: „Bei Menschen mit Herzproblemen wird das Herz stärker in Mitleidenschaft gezogen“.

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Als Medizinerin hat Regitz-Zagrosek lange Erfahrung, bei Covid-19 aber finde sie den hohen Unterschied zwischen Männern und Frauen sehr überraschend. „In der Medizin müsste man diese Unterschiede viel stärker mitdenken“, sagt sie. „Auch in den kommenden Monaten, wenn es darum geht, Arzneien oder Impfstoffe gegen das Virus zu entwickeln.“ (se)

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