Riesiges Loch am Bug: Darum sank der Fischkutter „Ramona“
Es ging alles furchtbar schnell: Am 21. September 2021 sank der Fischkutter „Ramona“ binnen 30 Minuten auf den Nordsee-Grund. Jetzt liegt der Untersuchungsbericht für das Unglück vor. Was ist passiert?
Es ging alles furchtbar schnell: Am 21. September 2021 sank der Fischkutter „Ramona“ binnen 30 Minuten auf den Nordsee-Grund. Jetzt liegt der Untersuchungsbericht für das Unglück vor. Was ist passiert?
Der 21. September 2021 war ein stürmischer Tag. Dennoch lief der Fischkutter „Ramona“ mit fünf Personen an Bord um 5.30 Uhr von Cuxhaven in die Helgoländer Bucht aus. Als die See immer rauer wurde, beschloss die Mannschaft lieber kehrt zu machen und sich in ruhigere Gewässer zu begeben.
Wassereinbruch: Um 9.21 Uhr setzte der Kapitän den Notruf ab
Unter den Personen an Bord waren drei Wissenschaftler des Thünen Instituts für Seefischerei Bremerhaven, die Wasserproben aus der Nordsee nehmen wollten. Gegen 9 Uhr bemerkte der Kapitän, dass das Schiff Schlagseite bekam. Die „Ramona“ lief voll Wasser und zwar so stark, dass der Kapitän alle Personen ihre Überlebensanzüge anziehen ließ. Um 9.21 Uhr setzte er einen Notruf ab. Die fünf Mann sprangen in eine Rettungsinsel.
Wenig erreichte der Fischkutter „Hoffnung“ die Unfallstelle, nahm die Schiffbrüchigen an Bord und brachte sie nach Cuxhaven. Die „Ramona“ sank wenig später auf den Meeresgrund.
Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat das Unglück nun als „sehr schweren Seeunfall“ eingestuft. Dank der Fotos, welche die Besatzung des ebenfalls herbeigeeilten Seenotrettungskreuzers „Anneliese Kramer“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) noch vor dem endgültigen Untergang der „Ramona“ machte, konnte die BSU Anhaltspunkte für die Unglücksursache bekommen.
Gab es eine Kollision? Fotos zeigen ein großes Loch am Bug des Fischkutters
Die Bilder zeigen ein großes Loch am Bug des Schiffes. Die Holzplanken sind geborsten und stehen weit ab. So als wäre die „Ramona“ mit voller Wucht gegen einen Widerstand gefahren. Durch die Öffnung konnte das Wasser umgehindert eintreten. Nur wie es zu dem Schaden kam – das bleibt unklar.
„Keine der fünf Personen an Bord des Fischkutters konnte sich erklären, wie es zu dem Leck am Bug gekommen ist. Insbesondere wurde keinerlei Kollision mit einer Tonne oder einem anderen schwimmenden Gegenstand wie beispielsweise einem teilweise getauchten Container bemerkt“, heißt es in dem Unfallbericht.
Personen an Bord überlebten dank der Besonnenheit des Kapitäns
Auch die Aufzeichnungen durch die Geräte an Bord hätten keinen Hinweis auf einen Zusammenstoß mit einem Gegenstand ergeben. Die Wasserschutzpolizei habe erklärt, „dass zum Unfallzeitpunkt keine treibenden Container bekannt gewesen seien“. Da der Pier in Cuxhaven keine Farbspuren oder Schäden aufwies, spricht laut der Behörde auch nichts dafür, dass hier eine Kollision stattgefunden hat.
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Schwierig bei der Unfallklärung war, dass der Kutter vollständig gesunken war und aufgrund eines Auseinanderbrechens am Meeresgrund nicht geborgen werden konnte. „Aufgrund des Totalverlustes des Fischkutters war es der BSU nicht möglich, die Ursache des entstandenen Lecks festzustellen. Naheliegend ist, dass es eine kaum bemerkbare Kollision mit einem Hindernis im Wasser gegeben haben muss, die dazu führte, dass sich die Planken am Bug lösten und dann sehr schnell viel Wasser eindrang“, so der Unfallbericht.
Die BSU hob ausdrücklich das besonnene Vorgehen des Kapitäns hervor: „Seinen umsichtigen Entscheidungen ist es zu verdanken, dass es zu keinen Personenschäden kam.“ Für die nur knapp mit dem Leben Davongekommenen bleibt der 21. September 2021 jedoch für immer ein schwarzer Tag. Einer, den sie nie vergessen werden.