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  • Eine Kita ohne Kinder.
  • Foto: picture alliance/dpa/ Philipp von Ditfurth

Riesenzoff um Kitas in Hamburg: Experten sehen keinen Grund für Schließungen

Gerade mal zwei Wochen waren die Hamburger Kitas im Regelbetrieb. Jetzt heißt es für die meisten Kinder erneut: Sie müssen zu Hause bleiben. Dabei haben die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte jetzt eine gemeinsame Erklärung abgegeben: Die Fachverbände raten von Kita- und Schulschließungen ab. Die Experten sehen nicht, dass Kinder überproportional zum Corona-Infektionsgeschehen beitragen.

Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen: Seit Anfang Februar ist die 7-Tage-Inzidenz bei Kindern bis 14 Jahren im Vergleich zur Gesamtbevölkerung deutlich angestiegen. Allerdings bedeutet das nicht, dass Kinder derzeit überproportional betroffen sind. „Bei der Interpretation der Daten des RKI muss beachtet werden, dass die Testhäufigkeit bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen in diesem Zeitraum erheblich zugenommen hat“, heißt es in der Mitteilung.

Zahl getesteter Kinder mehr als verdoppelt

Denn seit Jahresbeginn liegt die Anzahl der mit PCR getesteten Erwachsenen unverändert bei etwa 500 je 100.000 Einwohner. Die Anzahl getesteter Kinder unter 14 Jahren hat sich seit Anfang Februar mehr als verdoppelt. Die errechnete 7-Tages-Inzidenz zeigt jedoch ausschließlich die mit positiven PCR-Tests erfassten Infektionen, das heißt die gemeldeten absoluten Zahlen unabhängig von der Testhäufigkeit.

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Laut der Experten sind die sogenannten Positivitätsraten im Verhältnis zu den Testzahlen sehr viel aussagekräftiger als die Inzidenzzahlen. Die Positivitätsrate spiegelt den Anteil infizierter Personen in einer Bevölkerungsgruppe wider. Bei einer überproportionalen Zunahme der Infektionen bei Kindern würde sie daher steigen. Wenn man die Zahlen Anfang Februar und Ende März jedoch vergleicht, ist die Positivitätsrate bei den 0- bis 4-Jährigen von 6,4 auf 6,15 Prozent gesunken. Bei den 5- bis 14-Jährigen sogar von 9,6 auf 8,9 Prozent.

Experten warnen vor Folgen der Einschränkungen

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit schrieb dazu auf Twitter: „Die Frage, ob Kinder zum jetzigen Zeitpunkt überproportional am Covid-19-Infektionsgeschehen beitragen, kann daher mit einem klaren Nein beantwortet werden.“ Die Experten sehen momentan keinen Grund Kitas und Schulen zu schließen. Sie warnen vielmehr vor den Folgen der Einschränkungen – wie erheblichen psychosomatischen und auch psychischen Beeinträchtigungen.

Schmidt-Chanasit

Virologe Jonas Schmidt-Chanasit

Foto:

picture alliance / dpa

„Bildungszugang und Teilhabe sind ein sehr hohes Gut und sollten in der Abwägung der Maßnahmen gegen die Pandemieausbreitung hohe Berücksichtigung finden.“ (wb)

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