Hamburger Tierheim voll: Aufnahmestopp – auch für sichergestellte Listenhunde
Jeder Käfig und jeder Zwinger ist bis auf den letzten Platz belegt: Das Tierheim Süderstraße (Hamm) hat einen kompletten Aufnahmestopp für Hunde und Katzen verhängt – und zwar erstmals auch für Tiere, die die Stadt sicherstellt, etwa Listenhunde. Die Hamburger sollen mit Fundtieren zur Polizei gehen, schreiben die Tierschützer auf Social Media. Die Stadt hat nun ein Problem: Wohin mit den Vierbeinern? Eine dramatische Situation, für die die zuständige Justizbehörde eine besondere Lösung hat.
Jeder Käfig und jeder Zwinger ist bis auf den letzten Platz belegt: Das Tierheim Süderstraße (Hamm) hat einen kompletten Aufnahmestopp für Hunde und Katzen verhängt – und zwar erstmals auch für Tiere, die die Stadt sicherstellt, etwa Listenhunde. Die Hamburger sollen mit Fundtieren zur Polizei gehen, schreiben die Tierschützer auf Social Media. Die Stadt hat nun ein Problem: Wohin mit den Vierbeinern? Eine dramatische Situation, für die die zuständige Justizbehörde eine besondere Lösung hat.
Auf der Facebookseite des Hamburger Tierschutzvereins HTV leuchtet eine Kachel in Alarmrot: „Achtung“, steht da: „Leider können wir aktuell aus Kapazitätsgründen keine Hunde oder Katzen aufnehmen. Wendet euch bitte an die Polizei.“
Die Unterbringung von Fundtieren sei eine behördliche Aufgabe, schreiben die Tierschützer. Üblicherweise lösen Polizei, Feuerwehr und Veterinärämter diese Aufgabe, indem sie die Tiere ins Tierheim Süderstraße bringen.
ACHTUNG: Leider können wir aktuell aus Kapazitätsgründen keine Hunde oder Katzen mehr aufnehmen. Wendet Euch bitte an die Polizei.
Posted by Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. on Tuesday, August 8, 2023
Das Heim ist so eine Art städtisches Fundbüro für Tiere. Für den 24–Stunden-Service bekommt der HTV zwei Millionen Euro im Jahr, der Betrieb des Tierheims kostet aber sechs Millionen. Seit langen wird um eine Erhöhung gestritten, der Konflikt eskalierte im März 2023, als der HTV den Vertrag mit der Stadt zum Jahresende kündigte. Der bauliche Zustand des Tierheims ist desolat, einige Gebäude sind wegen Einsturzgefahr schon geschlossen.
Tierschutzverein nimmt der Stadt keine Tiere mehr ab
Nun scheinen die Tierschützer die nächste Stufe zu zünden: Ein temporärer Aufnahmestopp von Hunden und Katzen könnte der Stadt schon einmal vor Augen führen, was passiert, wenn sie sich mit dem Verein nicht auf einen neuen Vertrag einigt. Dann gibt es eben keinen Platz mehr für eine große Katzengruppe aus einem Messiehaushalt oder einen sichergestellten Staffordshire Terrier. Der Druck wird stetig erhöht: Bereits vor wenigen Tagen hatten sich mehrere Hamburger Tierschutzorganisationen mit einem Brandbrief an den Senat gewandt, dramatisch bebildert mit einer Visualisierung von Straßenhunden in der Speicherstadt.

Die für Tierschutz zuständige Justizbehörde will nun als Sofortmaßnahme behördlich sichergestellte Hunde an die Halter zurückgeben, um für Platz in den Zwingern zu sorgen: „Wir arbeiten aktiv daran, anstehende Rückgaben von Hunden an Halter und Halterinnen kurzfristig umzusetzen“, so eine Sprecherin zur MOPO. Erste Freigaben seien bereits erteilt. Außerdem würden „anderweitige Unterbringungsmöglichkeiten“ geprüft.
Der CDU-Abgeordnete Sandro Kappe, Fachsprecher für Tierschutz, ist entsetzt, mit welchen Provisorien die Stadt auf den Engpass reagiert: „Es ist alarmierend zu erfahren, dass sogar Amtstierärzte und tierliebe Polizisten außerhalb des Tierheims Notfallmaßnahmen ergreifen müssen, um herrenlose Tiere vorübergehend zu versorgen.“ Offenbar werden sogar Privatpersonen dafür bezahlt, im Auftrag der Stadt Hunde und Katzen bei sich aufzunehmen. Wie viel die Stadt dafür zahlt, will Kappe nun in einer Senatsanfrage wissen.
Laufen Listenhunde bald auf Hamburgs Straßen?
Besonders die Unterbringung von Listenhunden mache ihm Sorgen, so Kappe zur MOPO: „Durch den Aufnahmestopp könnte es mittelfristig passieren, dass gefährliche Hunde in Hamburg frei herumlaufen. Eine Gefahr insbesondere für unsere Kinder.“ Sogenannte Listenhunde gelten als unwiderlegbar gefährlich und dürfen in Hamburg nicht gehalten werden.
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„So eine Situation gab es noch nie“, sagt Sven Fraass, Sprecher des HTV: „Dass dieser worst case eintreten kann, kündigen wir der Stadt allerdings seit Monaten an.“ 877 Tiere sind aktuell im Tierheim untergebracht, darunter 160 Hunde und 215 Katzen.