Rettungsdienst am Limit: Malteser melden massenhafte Ausfälle
Die Zahlen sind alarmierend: 160 mal hat der Malteser Hilfsdienst seine Rettungswagen bei der Leitstelle der Feuerwehr abgemeldet – allein im Januar und Februar 2023, wie aus einer Senatsanfrage der CDU hervorgeht. Solche Ausfälle hat kein anderer Rettungsdienst aufzuweisen. Was ist da los?
Die Zahlen sind alarmierend: 160 mal hat der Malteser Hilfsdienst seine Rettungswagen bei der Leitstelle der Feuerwehr abgemeldet – allein im Januar und Februar 2023, wie aus einer Senatsanfrage der CDU hervorgeht. Solche Ausfälle hat kein anderer Rettungsdienst aufzuweisen. Was ist da los?
„In der Tat hatten wir zu Beginn dieses Jahres vermehrt Schichtausfälle, welche auf einen starken Personalmangel zurückzuführen sind“, sagt Sabine Wigbers, Sprecherin der Malteser, zur MOPO: „Hier ist der Fachkräftemangel ebenso ein Grund sowie eine erhöhte Krankheitsausfallquote.“
Die Malteser setzten ihre verbliebenen Rettungswagen demnach in den Wochen mit stark ausgedünntem Personal nur noch in Lemsahl-Mellingstedt und Langenhorn ein, weil das die Randgebiete sind, in denen sie den Rettungsdienst im Auftrag der Feuerwehr allein abdecken. Auch der in Steilshoop stationierte Intensivtransportwagen der Malteser sei immer besetzt gewesen. Die Schichten in Steilshoop und Volksdorf, wo die Malteser nicht als Ersatz, sondern als Unterstützung der Feuerwehr Einsätze fahren, seien wegen der vielen Krankheitsfälle jedoch häufig abgemeldet worden.
Kein anderer Rettungsdienst meldete sich so oft ab
Kein anderer Rettungsdienst hat im Januar und Februar auch nur ansatzweise so viele Zwölf-Stunden-Schichten abgemeldet wie die Malteser. Das DRK meldete zwei Schichten ab, der Arbeiter-Samariter-Bund nur eine. Die Malteser wollen nun als Arbeitgeber attraktiver werden, um mehr Mitarbeiter anzulocken.
In der Senatsanfrage der CDU ging es eigentlich darum, dass die Stadt den Vertrag mit dem privaten Krankentransport-Unternehmen Falck nicht verlängert, sondern neu ausschreibt. Bislang unterstützt Falck den Rettungsdienst der Feuerwehr mit neun Rettungswagen am Tag und sieben in der Nacht, der Vertrag läuft aber Mitte November aus.
Keine Privatfirmen wie Falck, sondern nur noch gemeinnützige Hilfsorganisationen wie DRK, Malteser und Johanniter, können sich nun für den städtischen Auftrag bewerben. Die Deutsche Feuerwehrgewerkschaft DFeuG sieht das kritisch: Gerade in der Pandemie hätten sich die Organisationen als wenig verlässlich erwiesen. Immer wieder seien Rettungswagen wegen Personalmangels kurzfristig außer Dienst genommen worden. Dem Unternehmen Falck zu kündigen, sei ein „Kollaps mit Ansage“
Feuerwehr-Gewerkschaft kämpft für Firma Falck
Jan Heinrich, Landesvorsitzender der DFeuG, setzt sich für die private Krankentransport-Firma ein: „Falck ist im Rettungsdienst nicht mehr wegzudenken. Eine Außerdienstnahme dieser Fahrzeuge ist verantwortungslos und bedeutet Kollaps mit Ansage! Weder die Feuerwehr noch die Hilfsorganisationen können den Verlust kompensieren.“
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Der Senat argumentiert auf Anfrage der CDU jedoch mit dem neuen Hamburgischen Rettungsgesetz. Bereits im Oktober 2019 hatte die Bürgerschaft beschlossen, dass private Unternehmen keine Notfallrettung mehr durchführen sollen. Der Firma Falck wurde damals eine Übergangsfrist bis November 2023 eingeräumt. Zuletzt war der Firma im Jahr 2018 die Genehmigung erteilt worden, acht Rettungswagen zu betreiben. Schon das war ein Kompromiss nach einem Rechtsstreit – kurz darauf änderte die Bürgerschaft das Rettungsgesetz.