Wertvolles Stück Hamburger Geschichte droht zu verfallen
Es ist ein wertvolles Stück Hamburger Stadtgeschichte: Das riesige Mosaik eines Arbeiters am Kessel, das jahrzehntelang das Treppenhaus der ehemaligen Holsten-Brauerei in Altona-Nord zierte. Jetzt könnte das Kunstwerk auf dem Müll landen – wenn sich nicht bald ein Abnehmer findet.
Es ist ein wertvolles Stück Hamburger Stadtgeschichte: Das riesige Mosaik eines Arbeiters am Kessel, das jahrzehntelang das Treppenhaus der ehemaligen Holsten-Brauerei in Altona-Nord zierte. Jetzt könnte das Kunstwerk auf dem Müll landen – wenn sich nicht bald ein Abnehmer findet.
Es war ein Bild, das Identität stiften sollte. Seit den 60er Jahren begleitete das Wandmosaik, das einen Braumeister an der Abfüllanlage zeigt, die Arbeiter auf ihrem Weg zur Kantine. Gehalten ist das Bild in einem Stil, der ein wenig an den sozialistischen Realismus erinnert, mit dem in der Sowjetunion und in der DDR die Arbeiter mit Helden-Status versehen wurden.
Denkmalverein will das historische Mosaik retten
Wer der Künstler des Hamburger Mosaiks war, ist nicht bekannt. Der Denkmalverein stuft das Werk jedoch als schützenswert ein. Das Mosaik drücke „den Stolz auf das Wieder-Erstarken der Brau-Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg“ in Hamburg aus, so die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt. Der Bezug zur Hansestadt werde durch das blaue Band, das die Szene umschlängele, deutlich. Es symbolisiert die Elbe.
Zum ersten Mal in Gefahr geriet das Mosaik im Zuge der Abbrucharbeiten, welche der Immobilienkonzern Adler Group derzeit auf dem Gelände der 2019 stillgelegten Brauerei durchführt. Als das Kantinen-Gebäude fallen sollte, schaltete sich der Denkmalverein ein und überzeugte die Adler-Group davon, das 2,80 Meter hohe und 3,85 Meter breite Mosaik zu erhalten.
Der Konzern, der zuletzt in wirtschaftliche Schieflage geraten war, zeigte sich kooperativ und ließ die über sechs Tonnen schwere Scheibe in einem aufwändigen Manöver aus der Wand schneiden. Seitdem steht das Mosaik draußen unter freiem Himmel im Eingangsbereich der früheren Brauerei, wo es der Witterung ausgesetzt ist.

Abnehmer gesucht: Zwei Brauereien konnten das Mosaik nicht unterbringen und sprangen ab
Zwei Lösungen, die auf Vermittlung des Denkmalvereins zustande kamen, scheiterten. Bei beiden Abnehmern hatte es sich um Brauereien gehandelt. Die eine änderte kurzfristig ihre Neubau-Planung, die zweite verrechnete sich bei der vorgesehenen Fläche, so dass das Mosaik nicht mehr an die Stelle passte.
Die Zeit drängt. Adler will demnächst das Gebäude, an dem das Mosaik aktuell lehnt, abreißen. Deshalb muss das Kunstwerk weg. Nur wohin? Zwar gibt es die theoretische Möglichkeit einer Zwischenlagerung. Doch der Transport der sechs Tonnen schweren Scheibe ist teuer. Der Denkmalverein würde das Mosaik lieber direkt an seinen künftigen Standort liefern lassen.
„Wir sind dankbar, dass die Adler Group das Mosaik vor dem Abbruch bewahrt hat, und würden uns sehr freuen, wenn dieses hübsche Stück Kunst- und Brauereigeschichte einen passenden neuen Platz findet“, sagt Kristina Sassenscheidt.