Reporter-Fehltritt vor 40 Jahren: Für dieses Foto wäre ich fast gestorben
Es geschah vor gut 40 Jahren bei einem Großfeuer in Billbrook. Ich war 21 Jahre alt und MOPO-Fotograf – und wollte es unbedingt, dieses eine Foto. Wollte besser sein als die Konkurrenz. Dann der eine falsche Schritt – und ich stürzte knapp sieben Meter tief auf Beton. Ich überlebte schwer verletzt. Heute bin ich immer noch bei der MOPO und frage mich: Warum um alles in der Welt habe ich damals mein Leben für ein Foto riskiert?
Am Abend des 17. Februar 1981 war in einem Reifenlager an der Liebigstraße in Billbrook ein Großfeuer ausgebrochen. Als ich eintraf, waren die Kollegen von „Bild“ und „Abendblatt“ schon da. Ich überlegte, wie ich das etwas „andere“ Foto fertigen könnte, eben ein Bild, das es vielleicht auf die Seite 1 meiner Zeitung schaffen könnte.
Es geschah vor gut 40 Jahren bei einem Großfeuer in Billbrook. Ich war 21 Jahre alt und MOPO-Fotograf – und wollte es unbedingt, dieses eine Foto. Wollte besser sein als die Konkurrenz. Dann der eine falsche Schritt – und ich stürzte knapp sieben Meter tief auf Beton. Ich überlebte schwer verletzt. Heute bin ich immer noch bei der MOPO und frage mich: Warum um alles in der Welt habe ich damals mein Leben für ein Foto riskiert?
Am Abend des 17. Februar 1981 war in einem Reifenlager an der Liebigstraße in Billbrook ein Großfeuer ausgebrochen. Als ich eintraf, waren die Kollegen von „Bild“ und „Abendblatt“ schon da. Ich überlegte, wie ich das etwas „andere“ Foto fertigen könnte, eben ein Bild, das es vielleicht auf die Seite 1 meiner Zeitung schaffen könnte.
Ich brach ein, dann rutschte ich Zentimeter für Zentimeter tiefer – unter mir nackter Beton
Neben dem Reifenlager befand sich eine Spedition. Die dortige Lagerhalle war offen und ich stieg aufs Dach. Zufrieden schoss ich meine Bilder, bis ich einen Schritt zurück machte. Ein Oberlicht, das nur von einer dünnen Kunststoff-Platte abgedeckt war, hatte ich im Dunkeln übersehen. Ich brach ein, hing erstmal fest.
Doch ich rutschte Zentimeter für Zentimeter immer tiefer. Unter mir der nackte Betonboden. Die Minuten vergingen. Keine Chance, wieder nach oben zu kommen. Aus Angst vor dem Tod ließ ich mich fallen. Klingt komisch, aber genauso war es. Die psychische Anspannung, das Warten auf den unvermeidlichen Sturz, war unerträglich.
Foto: Bernd Beutner
Dann lag ich unten und spürte nichts! Der Körper hatte mir eine Überdosis an Endorphinen und Adrenalin spendiert. Der alarmierte Notarzt tastete dann vorsichtig meine Beine ab, fragte, ob ich etwas spüre.
Als ich das bejahte, tätschelte er meine Wange, sagte: „Den Rest kriegen wir hin.“ Er hatte bei der Sturzhöhe wohl mit einer Querschnittlähmung gerechnet. Der „Rest“, das waren drei gebrochene Lendenwirbel, Trümmerbruch am Fuß, gebrochene Hand und ein Ausfall der Nieren.
Heute muss ich den Kopf schütteln über meine Jagd nach dem besten Foto
Drei Wochen später hab ich mit Krücke und Korsett schon wieder Bilder gemacht. Nicht weil ich so ein harter Hund war, sondern das Geld brauchte. Ich war damals „Fester Freier“ bei der MOPO und nicht entsprechend versichert. Doof, dass ich auch noch eine Rechnung für das kaputte Dach bekam. Immerhin 1313,51 Mark musste ich blechen. Tja, blöd gelaufen.
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Heute muss ich den Kopf schütteln über meine Jagd nach dem besten Foto damals vor gut 40 Jahren. Und den Preis, den ich bis heute zahlen muss, sind chronische Schmerzen.
Aber eines hab ich gelernt: Das Leben kann von jetzt auf gleich vorbei sein und deshalb freu‘ ich mich über jeden einzelnen Tag, den ich erleben darf.