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Auf Raser-Jagd wie jetzt in Hamburg setzt die Polizei „Provida“-Wagen ein. Die Fahrzeuge halten jeden Verkehrsverstoß wie auf diesem Bild im Video fest. (Archivbild)
  • Auf Raser-Jagd wie jetzt in Hamburg setzt die Polizei „Provida“-Wagen ein. Die Fahrzeuge halten jeden Verkehrsverstoß wie auf diesem Bild im Video fest. (Archivbild)
  • Foto: Röer

Rennen mit PS-Boliden und Co.: Hamburg: Polizei zieht irre Raser aus dem Verkehr

Seit 28. April gelten die verschärften Tempo-Regeln. Doch viele Autofahrer wissen wohl noch nicht, wie schnell man innerorts jetzt seinen Lappen verliert. Bei Kontrollen in Hamburg hat die Polizei innerhalb von nur drei Tagen 500 meist einmonatige Fahrverbote verhängt.

Der Blitzer-Einsatz fand bereits von Donnerstag bis Sonnabend statt. Die Radarwagen standen an verschiedenen Standorten jeweils von 14.30 Uhr bis Mitternacht. Vor allem auf der Bergedorfer Straße (B5), Höhe Anschlussstelle Billstedt Richtung Bergedorf, erwischte es 2616 Kraftfahrer. 319 Mal erwartet die Schnellfahrer nun ein Fahrverbot.

Auf der gut ausgebauten B5 zwischen Hamm und Lohbrügge gilt meist Tempo 80. Viele Autofahrer aber nutzen die geraden Straßenverläufe zum schnellen Fahren. 100 bis 120 Kilometer pro Stunde sind hier oft die Regel. Doch nach der StVO-Novelle droht jetzt innerorts bereits ab einer Überschreitung von 21 km/h ein Fahrverbot von einem Monat, außerdem gibt es ab diesem Wert einen Punkt und 80 Euro Bußgeld. Bisher verhängte die Bußgeldstelle erst ab 31 km/h ein Fahrverbot.

Außer auf der B5 blitzte die Polizei auch auf der A255 (Veddel) Richtung Harburg, hier gab es 121 Fahrverbote. Auch außerorts auf der Autobahn gilt eine neue Regelung. Hier droht das Fahrverbot ab einer Überschreitung des vorgeschriebenen Tempos von 26 Kilometer pro Stunde. Bisher galt das hier erst ab 41 km/h.

Insgesamt verteilten die Verkehrspolizisten an den drei Tagen bei ihrem Großeinsatz fast 4000 Strafmandate, überprüften 104 Personen. Hier die schlimmsten Fälle:

Video: MOPO auf Raserjagd mit der Polizei

Illegales Autorennen

Auf der Cuxhavener Straße/ Höhe Waltershofer Straße (Hausbruch) wurden Donnerstagabend um 19.48 Uhr Verkehrspolizisten in ihrem zivilen Fahrzeug mit Überwachungstechnik auf zwei Mercedes-Fahrer aufmerksam, die sich offenbar ein Rennen liefern wollten. An einer roten Ampel kamen beide Mercedes nebeneinander zum Stehen. Dann ging es los.

Der Fahrer (39) eines AMG E53 (435 PS) „gewann“ und erreichte vor einem weißen Mercedes-Cabrio eine Baustelle mit Fahrbahnverengung, an der es nur einspurig weiterging. Tempo 30 war hier vorgeschrieben. Hier rasten die beiden Fahrer mit bis zu 135 km/h! Die Polizisten stoppten den AMG-Fahrer am Försterkamp (Hausbruch). Der 39-Jährige hatte keinen Führerschein mehr, der war ihm bereits 2013 entzogen worden. Der AMG wiederum war auf einen ambulanten Pflegedienst zugelassen. Die Polizisten übergaben das Auto an einen Vertreter des Unternehmens. Den Führerschein seines 19-jährigen Kontrahenten beschlagnahmten die Beamten wegen Verdachts auf ein verbotenes Fahrzeugrennen (§315d StGB). Auf dieser Rechtsgrundlage stellten die Polizisten auch das Mercedes-Cabrio sicher.

Volltrunkene Raser

Am Sonnabend um 21.38 Uhr raste ein Autofahrer mit 164 km/h durch den Moorfleeter Tunnel der A1. Erlaubt sind hier 80 Kilometer pro Stunde. Polizisten stoppten das Auto und ließen den Fahrer pusten. Das Ergebnis: 1,99 Promille! Der polnische Fahrer musste eine Sicherheitsleistung in Höhe von 300 Euro hinterlegen, sein Führerschein wurde beschlagnahmt.

1,57 Promille hatte ein Autofahrer, der auf der B75 in Wilhelmsburg bei erlaubtem Tempo 60 mal eben 140 km/h schnell fuhr. Auch dieser Mann geriet ins Visier einer Zivilstreife und verlor seinen Führerschein.

Fahrer bedrängt Polizei

Der Fahrer des Honda Jazz fuhr Donnerstagabend extrem dicht auf, bedrängte den Wagen vor ihm. Dann überholte er auf der Andreas-Meyer-Straße (Billbrook) auch noch rechts und bremste das andere Auto aus. Gar keine gute Idee. Der Honda-Fahrer (39) hatte sich für seine gefährlichen Fahrmanöver ausgerechnet ein ziviles „Provida“-Fahrzeug der Verkehrspolizei ausgesucht. Nun erwartet den Mann ein Strafverfahren wegen Straßenverkehrsgefährdung.

Motorrad-Raser mit Kind

Doppelt so schnell wie erlaubt über die Autobahn zu rasen, ist schon ziemlich irre. Aber es auch noch mit einem siebenjährigen Jungen als Sozius zu tun, grenzt an Wahnsinn.

Drei Tage lang war die Polizei intensiv auf Raser-Jagd. Dabei setzte sie auch ihre sogenannten „Provida“-Wagen ein. Das sind oft stark motorisierte BMW, die über gut getarnte Überwachungstechnik verfügen. Und genau so ein Fahrzeug überholte der Fahrer einer Ducati Scrambler (75 PS) auf der Autobahn 1. Richtung Lübeck raste er in einem Bereich, wo Tempo 80 erlaubt ist, mit mehr als 160 km/h.

Die Beamten stoppten den unverantwortlichen Mann. Denn der hatte die Fahrt mit seinem siebenjährigen Sohn gemacht. Bei dem Raser handelt es sich um einen Deutschen, der im Ausland lebt. Deswegen bekam er zunächst kein Fahrverbot, sondern musste „nur“ eine Sicherheitsleistung in Höhe von 1225 Euro hinterlegen. Gleichzeitig erhielt aber das für den Jungen zuständige Jugendamt einen Bericht wegen Verdachts der Kindeswohlgefährdung.

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