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Bauer Hauke Jaacks mit seinen Kühen.
  • Milchbauer Hauke Jaacks droht Haus und Hof in Rissen zu verlieren.
  • Foto: Florian Quandt

Milchbauer in Not: Hauke Jaacks verliert den Hof – die Stadt stimmte zu

Für Milchbauer Hauke Jaacks (59) geht es um die Existenz. Seine Familie pachtet und bewirtschaftet seit vielen Jahren einen Milchhof mit 340 Kühen und Rindern. Doch in wenigen Monaten verliert er seine Hofstelle in Rissen ausgerechnet an einen Immobilienhändler, der dort einen Reiterhof bauen will. Jaacks sieht seine letzte Chance in einer Klage gegen die Stadt Hamburg. Denn sie gab grünes Licht für die umstrittene Umwandlung. Am Donnerstag startet der Prozess vor dem Verwaltungsgericht.

Der Fall Jaacks hat mittlerweile bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Denn es geht dabei längst nicht mehr nur um das Einzelschicksal eines Bauern und seiner Familie. Es geht um eine bedrohliche Entwicklung: Landwirtschaftliche Flächen werden immer knapper. Und sie werden neben Wohnungen zu einem krisensicheren Investment – und somit auch zur Spekulationsmasse.

Der Milchhof der Familie Jaacks steht vor dem Aus – 340 Tiere könnten ihr Zuhause verlieren. (Archivbild) Florian Quandt
Rissen Milchhof Jaacks
Der Milchhof der Familie Jaacks steht vor dem Aus – 340 Tiere könnten ihr Zuhause verlieren. (Archivbild)

Kein Wunder, dass etwa Bill Gates heute zum größten Besitzer von Farmflächen in den USA aufgestiegen ist. Er besitzt und verpachtet eine Fläche, die so groß ist wie Bremen und Hamburg zusammen.

Bill Gates: Er ist Amerikas größter Bauer

Vor diesem brisanten Hintergrund wundert es nicht, dass Jaacks bei seiner Klage Beistand hat. Und zwar von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die sieht auf lange Sicht die regionale Versorgung mit Lebensmitteln gefährdet.

Der Landwirt hatte mit dem Verlust seines gepachteten Hofs nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass er als Bauer laut Gesetz ein Vorkaufsrecht für die Flächen besitzt. Denn um zu verhindern, dass immer mehr bäuerliches Land verloren geht, müssen staatliche Instanzen solche Verkäufe genehmigen. Das Problem für Jaacks: Die Hamburger Wirtschaftsbehörde hatte grünes Licht für den Reiterhof gegeben.

Milchhof Hamburg: Wirtschaftsbehörde stimmt Verkauf zu

Die Bezirksversammlung Altona hatte sich gegen den Verkauf ausgesprochen und an die Wirtschaftsbehörde appelliert, die Entscheidung zu überprüfen. Aber die Wirtschaftsbehörde begründete ihr Votum damit, dass sie den Verkauf nur verhindern könne, wenn an einen Nicht-Landwirt verkauft würde. Der geplante Pferdehof sei aber auch als Landwirtschaft zu werten. Gegen diese Entscheidung der Stadt klagt Jaacks nun am Donnerstag vor dem Verwaltungsgericht.

Im Westen Hamburgs gibt es bereits jetzt rund 20 Reiterhöfe, viele davon waren früher einmal Milchviehbetriebe und wurden umgewandelt. In ganz Hamburg gibt es laut Statistikamt 103 Reiterhöfe. Bauernhöfe mit Kühen gibt es dafür nur noch zehn. Hamburg wird mittlerweile größtenteils aus dem Umland versorgt.

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Die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) hatte an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) appelliert, einzuschreiten. „Hier wird gerade ein Präzedenzfall in Deutschland geschaffen, wie außerlandwirtschaftliche Investoren gegenüber aktiven Landwirten bevorteilt werden, indem sie einfach ein landwirtschaftliches Konzept vorlegen“, sagt Berit Thomsen, AbL-Landesgeschäftsführerin.

Landwirt Hauke Jaacks demonstrierte auch schon auf dem Rathausmarkt gegen den Verkauf seines Pacht-Hofes. Fred Dott
Landwirt Hauke Jaacks demonstrierte auch schon auf dem Rathausmarkt gegen den Verkauf seines Pacht-Hofes.
Landwirt Hauke Jaacks demonstrierte auch schon auf dem Rathausmarkt gegen den Verkauf seines Pacht-Hofes.

Ernährungsrat übt Kritik an Projekt Reiterhof in Rissen

Kritik kam auch vom Ernährungsrat Hamburg. Der Agrar-Deal um den Milchhof Rissen widerspricht aus seiner Sicht dem Agrarpolitischen Konzept der Stadt Hamburg. Denn darin wird als wichtiges politisches Ziel formuliert, dass in Hamburg auch in Zukunft die große Vielfalt gartenbaulicher und landwirtschaftlicher Produktion erhalten bleibt, die durch Familienbetriebe oder andere innovative Unternehmensformen getragen wird.

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