„Müssen Hof für immer räumen“: Bei Bauer Jaacks kommt der Gerichtsvollzieher
Landwirt Hauke Jaacks steht vor den Trümmern seiner Existenz. Für Montag hat sich der Gerichtsvollzieher angekündigt, dann wird sein Moorhof in Rissen wohl geräumt. Nach mehr als drei Jahren Kampf, Hoffnungen und sturem Durchhalten. Immobilienmanager Lars Breuer will auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Betriebs einen Pferdehof bauen. Doch was am Montag wirklich passiert und wie ein Gerichtsvollzieher einen Bauernhof mit mehr als hundert Kühen räumt – schwer vorstellbar.
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Landwirt Hauke Jaacks steht vor den Trümmern seiner Existenz. Für Montag hat sich der Gerichtsvollzieher angekündigt, dann wird sein Moorhof in Rissen wohl geräumt. Nach mehr als drei Jahren Kampf, Hoffnungen und sturem Durchhalten. Immobilienmanager Lars Breuer will auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Betriebs einen Pferdehof bauen. Doch was am Montag wirklich passiert und wie ein Gerichtsvollzieher einen Bauernhof mit mehr als hundert Kühen räumt, das ist noch schwer vorstellbar.
„Wie Ihr sicherlich wisst, müssen wir den Moorhof für immer räumen. Wir haben nun ein großes Problem. Wohin mit unseren 120 Milchkühen?“ So heißt es in einem wenige Tage alten Facebook-Aufruf von Hauke Jaacks. Doch dass sich innerhalb kürzester Zeit nun noch ein Stall mit Melkanlage findet, das scheint aussichtlos. Die Familie hat aber nach jahrelangem Kampf offenbar aufgegeben und wird ausziehen. Einen ersten Räumungsversuch vor einem Jahr konnte Jaacks Anwalt noch abwenden.
Doch wie räumt ein Gerichtsvollzieher einen Bauernhof mit mehr als hundert Tieren? Das scheint nahezu unmöglich zu sein. Daher wird es wohl eher so ablaufen, dass Jaacks mit Ehefrau und Sohn aus ihrem Wohnhaus auf dem Hofgelände geräumt werden und die Tiere, die bis Montag noch auf dem Hof sind, dort erst einmal bleiben. Wie das funktionieren kann, dazu laufen seit einiger Zeit Gespräche mit Eigentümer Breuer.
Milchhof Rissen: Hamburger Bauer verliert Haus und Hof
Was zwischen den völlig zerstrittenen Parteien natürlich zu neuen Problemen führen dürfte. Jaacks müsste weiterhin Zugang zum Hof bekommen. Anders wird es aber wohl auch nicht gehen. In der Milchkuh-Herde befinden sich trächtige Tiere, die aktuell ohnehin nicht transportiert werden können.
Die MOPO fragte bei Hauke Jaacks nach, ob er und seine Familie bis Montag warten werden, um sich bewusst räumen zu lassen, oder bereits in den nächsten Tagen freiwillig und geräuschlos ausziehen. „Wie es auch läuft, wir sind dann weg“, sagte er. Womöglich ist die Entscheidung dazu auch noch nicht gefallen. Er kann sich zumindest großer moralischer Unterstützung durch Sympathisanten sicher sein. „Wir hatten 470.000 Aufrufe für unseren Hilferuf für die Kühe, darauf bin ich sehr stolz.“
Immobilien-Manager baut in Rissen Pferdehof
Bauer Jaacks hatte den Hof für sein Milchvieh und die Zuchtrinder fast 20 Jahre lang gepachtet, die Eigentümerin hatte dann 2019 den Betrieb nicht an ihn sondern an Lars Breuer verkauft. Die Stadt Hamburg hatte diesem Verkauf zugestimmt, was für viel Kritik gesorgt hatte, da landwirtschaftliche Nutzung Vorrang hat und es umstritten ist, ob es sich bei einem Pferdehof um eine solche Nutzung handelt. Doch als reiner Pächter hatte Jaacks kein Klagerecht in der Sache.
Jaacks hatte sich daraufhin bemüht, in der Umgebung eine Fläche für den Neubau eines Hofes zu bekommen. Die Stadt Hamburg hatte ihm eine solche in Aussicht gestellt, allerdings außerhalb der Stadtgrenzen in Wedel. Und im April war dann klar, dass Jaacks dort kein Baurecht bekommen würde. Die letzten Hoffnungen zerplatzten und das Zeitfenster für die Suche nach einer anderen Hofstelle war äußerst eng. Hinzu kommt, dass Bauer Jaacks seine Heimat auch ausdrücklich nicht verlassen möchte.
Gerichtsvollzieher kam bereits im vergangenen Jahr
Der Moorhof im Babenwischenweg 40 gehört bereits seit 2019 dem Immobilien-Manager Lars Breuer aus Rissen. Er und seine Frau haben selbst mehrere Pferde und wollen die Anlage zu einem Pferdehof mit etwa 45 Tieren umbauen. Die Bauanträge laufen schon länger. Doch bisher war es Breuer nicht gelungen, Jaacks von seinem Hof zu bekommen.
Bereits im April 2022 gab es einen ersten Räumungstermin mit Gerichtsvollzieher. Damals konnte die Räumung noch durch einen Winkelzug abgewendet werden. Offenbar war nicht bekannt, dass Teile des Hofs auch Jaacks Ehefrau gehören und gegen sie gab es damals keinen Räumungstitel. Das ist nun anders.
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Investor Lars Breuer hofft noch darauf, dass Jaacks bereits am Freitag freiwillig den Hof verlässt und es am Montag nicht zu dramatischen Szenen kommt. Da Bauer Jaacks viele Unterstützer in seinem Kampf hat, könnte es auch Demonstrationen geben. Der Gerichtsvollzieher könnte diesmal auch mit Polizeiunterstützung anreisen.