Der Streit um die Stadtpark-Vergrößerung
Seit Corona ist Hamburgs grünstes Wohnzimmer, der Stadtpark in Winterhude, noch beliebter geworden. An sonnigen Wochenenden kommen bis zu 200.000 Hamburger her, um zu entspannen, zu quatschen, zu schwimmen, Sport zu machen oder um zu picknicken. Der Bezirk Nord will die 150 Hektar große Fläche deshalb erweitern – zu Lasten einiger Straßen drumherum. Einigen passt das gar nicht, darunter Dirk Renning, der seit sieben Jahren das Restaurant „Parkvilla“ an der Otto-Wels-Straße betreibt. Er fühlt sich hintergangen und erhebt schwere Vorwürfe. Die Pläne ärgern nicht nur ihn.
Seit Corona ist Hamburgs grünstes Wohnzimmer, der Stadtpark in Winterhude, noch beliebter geworden. An sonnigen Wochenenden kommen bis zu 200.000 Hamburger her, um zu entspannen, zu quatschen, zu schwimmen, Sport zu machen oder um zu picknicken. Der Bezirk Nord will die 150 Hektar große Fläche deshalb erweitern – zu Lasten einiger Straßen drumherum. Einigen passt das gar nicht, darunter Dirk Renning, der seit sieben Jahren das Restaurant „Parkvilla“ an der Otto-Wels-Straße betreibt. Er fühlt sich hintergangen und erhebt schwere Vorwürfe. Die Pläne ärgern nicht nur ihn.
„Das ist wirklich reine Klientel-Politik“, schimpft der 59-jährige Hamburger. „Ich habe sehr viele ältere Kunden, die nachmittags zum Kaffee und Kuchen vorbeikommen. Die sind auf die Parkplätze angewiesen, weil sie nicht mehr so mobil sind. Von der U-Bahn-Station aus ist es doch viel zu weit bis hierher. Der Stadtpark ist für alle da!“
Stadtpark-Pläne: Gastronom der „Parkvilla“ ist sauer
Das vor ein paar Wochen vorgestellte Gutachten zur Erweiterung des Stadtparks empfiehlt, die Otto-Wels-Straße, die derzeit zweispurig quer durch den Park verläuft, nur noch für Busse, Fahrräder, Fußgänger sowie Rettungskräfte freizugeben. Die Stellplätze sollen verschwinden.

Zwar betonte Landschaftsplaner Joachim Schnitter bei der Präsentation, dass „Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, weiterhin die Möglichkeit“ haben sollen, zum Stadtpark zu kommen. „Eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen könnte zum Beispiel auf einem ehemaligen Betriebsplatz nördlich der Otto-Wels-Straße geschaffen werden.“
Aber Renning reicht das nicht. „Als ich den Betrieb hier vor zehn Jahren anfing aufzubauen, wurde mir versichert, dass ich ja keinen Parkplatz brauche, weil es in der Straße genug Parkplätze gibt“, sagt er und schüttelt den Kopf. Er sei überhaupt nicht in die Planungen mit einbezogen worden, obwohl es ihn direkt betreffe.
Pläne für Winterhude: Stadtpark soll vergrößert werden
Neben der Otto-Wels-Straße hat sich das Gutachten auch noch mit dem Südring beschäftigt, der den historischen südlichen Abschluss des Stadtparks bildet. Er ist überwiegend zweispurig und es gibt viele Parkplätzen. Auch hier sollen anstelle der Stellplätze breite Geh- und Radwege entstehen.

„Ich parke oft am Südring, weil ich sonst überhaupt keinen Stellplatz mehr finde“, berichtet der 64-jährige Reinhard Stahn, der ganz in der Nähe des Stadtparks wohnt. „Wenn das wirklich so kommt, kann man das Auto endgültig abschaffen. Aber das ist in Ordnung, ich habe sowieso schon öfter darüber nachgedacht.“ Seit Corona sei der Stadtpark im Sommer tatsächlich „hart an seine Grenzen“ gekommen. „Vor allem die jungen Leute haben ihn für sich entdeckt.“

Als drittes ist die Hindenburgstraße betroffen, die den Stadtpark mit Alsterdorf und dem Alsterwanderweg verbindet. Derzeit gibt es dort zwei Fahrspuren pro Richtung und in der Mitte teils große Grünflächen. Die Planer schlagen vor, die zwei Spuren auf der Westseite zu erhalten und die anderen für Rad- und Fußverkehr umzufunktionieren.

„Viel wichtiger wäre es doch, mehr Toiletten aufzustellen“, wundert sich die 34-jährige Nina Jaburg aus Eppendorf, die gerade auf dem Weg ist, um ihre Tochter aus der Kita abzuholen. Und auch andere Besucher des Stadtparks sind von den Planungen irritiert. „Es ist hier doch gar nicht zu eng“, sagt die 46-jährige Claudia Cadina aus Harvestehude, die mit Hund Luna unterwegs ist. „Ich fahre oft aus dem Büro mit dem Auto hierher und drehe dann noch schnell eine Runde mit ihr. Wenn dann alle Parkplätze wegfallen, wird das ziemlich schwierig.“

Tanja Westphal aus Winterhude ist zwar mit dem Fahrrad in den Stadtpark gekommen, von den Aussichten für die Otto-Wels-Straße ist sie aber trotzdem entsetzt. „Der Stadtpark soll genauso so bleiben, wie er ist“, sagt die 52-Jährige. Sie sei fast jeden Tag hier. „Diese Pläne werden als Vorteil verkauft, dabei bringen sie lauter Nachteile mit sich“, redet sie sich in Rage. „In der Otto-Wels-Straße gibt es doch gar keine Konflikte. Die Autos fahren eh nur mit Tempo 30 und es gibt mehrere Zebrastreifen.“

Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) betonte bereits, dass die bisher vorgestellten Pläne noch nicht final seien. „Das wird noch politisch weiter diskutiert, es wird Beteiligungsverfahren geben und die Finanzierung muss auch noch geplant werden“, kündigte er an.
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„Ja, es sind noch keine endgültigen Pläne, aber nicht davor mit den Leuten zu sprechen, sondern irgendwann in Zukunft, ist total unsinnig“, erwidert Dirk Renning. Natürlich könne er jetzt noch nicht sagen, ob er davon existenziell bedroht sein werde. „Aber es lässt einen doch unsicher zurück.“