Razzien bei „Letzter Generation“: Die merkwürdige Rolle des Alster-Anwalts
Der Ton in der Debatte um die Aktionen der „Letzten Generation“ wurde in den vergangen Wochen zunehmend scharf. Jetzt haben auch die Strafverfolgungsbehörden die Zügel angezogen – am Mittwoch durchsuchten Ermittler zahlreiche Objekte von Mitgliedern in mehreren Bundesländern. Der Tatvorwurf: Verdacht auf Bildung bzw. Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. Einer der Beschuldigten ist ein Hamburger Rechtsanwalt und Partner einer Großkanzlei. Die Verbindung wirft Fragen auf.
Der Ton in der Debatte um die Aktionen der „Letzten Generation“ wurde in den vergangenen Wochen zunehmend scharf. Jetzt haben auch die Strafverfolgungsbehörden die Zügel angezogen – am Mittwoch durchsuchten Ermittler zahlreiche Objekte von Mitgliedern in mehreren Bundesländern. Der Tatvorwurf: Verdacht auf Bildung bzw. Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. Betroffen sind auch Büroräume einer Großkanzlei. Die Verbindung wirft Fragen auf.
Für Ärzte, Anwälte oder Steuerberater ist es eine der Top-Adressen der Stadt. Ausgerechnet dort fand am Mittwochmorgen eine Razzia im Zuge der Ermittlungen gegen Angehörige und Unterstützer der „Letzten Generation“ statt. Ziel der Durchsuchung: die Büroräume eines Rechtsanwalts.
Die Gesellschaft fungiert als Spendensammler für die Aktivisten
Bei der Razzia stellten die Ermittler offenbar eine Reihe von Unterlagen sicher. Auf Bildern war zu sehen, wie Polizeibeamte Umzugskisten aus dem durchsuchten Objekt trugen.
Wie ist die Verbindung des Anwalts zur „Letzten Generation“? Der Jurist ist im Impressum der Website einer Gesellschaft aufgeführt, die mit den Aktivisten kooperiert, eine gemeinnützige GmbH, die sich für Klima- und Umweltaufklärung einsetzt.
Nach eigenen Angaben ist das Ziel der im Juli 2022 gegründeten Gesellschaft die Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Initiativen. Dazu zählt vor allem die „Letzte Generation“, für die die Gesellschaft Spenden sammelt und ausgibt. Dazu hatte die Gruppe im März dieses Jahres erklärt, dass die Spenden „in Zusammenarbeit mit der Bewegung ,Letzte Generation‘ verwaltet“ würden.
Staatsanwaltschaft: Machen keine Angaben zu Einzelpersonen
Die gemeinnützige GmbH ist auch personell eng mit der Gruppe verbunden: So ist das „Letzte Generation“-Mitglied Imke Bludszuweit Co-Geschäftsführerin. Die Magdeburger Wohnung der 22-jährigen Studentin war am Mittwoch ebenfalls durchsucht worden.
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Nach Überzeugung der verfahrensführenden Generalstaatsanwaltschaft München wurden gesammelte Spendengelder dazu eingesetzt, Straftaten zu begehen. Zu den Hintergründen der Durchsuchung in der Hamburger Innenstadt wollen sich die Ermittler auf Anfrage nicht äußern: „Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes machen wir in dieser Sache keine Angaben zu Einzelpersonen“, sagte Sprecher Klaus Ruhland gegenüber der MOPO.
Vergebliche Versuche der Kontaktaufnahme
Versuche, von der gemeinnützigen GmbH eine Stellungnahme einzuholen, liefen ins Leere: Unter den angegebenen Telefonnummern findet sich kein Anschluss, die Website ist seit Donnerstagmorgen nicht mehr online. Ob die Behörden dafür verantwortlich sind oder die Betreiber selbst, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht feststellen.
Auch der betroffene Anwalt war weder am Mittwoch noch am Donnerstag für ein Gespräch erreichbar. Dadurch bleibt die Rolle des Juristen in der Gesellschaft und seine Beziehung zur „Letzten Generation“ vorerst unklar.
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Bei den bundesweiten Durchsuchungen im Auftrag des Bayerischen Landeskriminalamts und der Generalstaatsanwaltschaft München wurden insgesamt 15 Objekte in sieben Bundesländern durchsucht. Die Ermittlungen richten sich gegen sieben Beschuldigte im Alter von 22 und 38 Jahren. Die Beamten beschlagnahmten zwei Konten und weitere Vermögenswerte. Festnahmen gab es bisher keine.
Richtigstellung: In einer früheren Version des Artikels haben wir einen der Partner der Kanzlei als Beschuldigten bezeichnet. Hierzu stellen wir richtig, dass der genannte Anwalt nicht Beschuldigter des Ermittlungsverfahrens ist.