• Auf der Tangstedter Landstraße sollten knapp 200 Parkplätze dem Ausbau des Radweges zum Opfer fallen.
  • Foto: Patrick Sun

Radweg-Ärger in Hamburg: Viele Parkplätze bleiben – doch nun sollen Bäume weichen

Langenhorn –

Beim Zoff um den Parkplatz-Abbau und gleichzeitigen Ausbau der Radwege an der Tangstedter Landstraße scheint sich ein Kompromiss zwischen beiden Seiten anzubahnen. Das Bezirksamt hat am vergangenen Montag neue Pläne zur Sanierung der Straße vorgestellt: Jetzt sollen mehr Parkplätze erhalten bleiben — dafür aber Bäume weichen.

Auf dem rund 750 Meter langen Abschnitt in Langenhorn zwischen Wördenmoorweg und Wattkorn sollten nach den ursprünglichen Plänen nur noch 42 von derzeit 240 Parkplätzen nach dem Radweg-Ausbau übrig bleiben.

Hamburg: Streit um Radweg-Ausbau in  Tangstedter Landstraße

Denn um sowohl regelkonform breite Rad- und Fußwege sowie Parkplätze zu bauen, fehlt zwischen den Bäumen zu beiden Seiten der Platz. Schnell formierte sich Widerstand dagegen, viele Anwohner befürchten, die parkenden Autos würden auf in die ohnehin überlasteten Nebenstraßen ausweichen.

In einer ersten öffentlichen Digitalveranstaltung hat der Bezirk am vergangenen Montag jetzt die neuen Pläne zur Sanierung vorgestellt. Im Gegensatz zum ersten Planvorschlag sollen nun circa 143 statt 42 Parkplätze bleiben, das kommt nah an die Forderung der Bürgerinitiative „Neue TaLa — Platz für alle“, die den Erhalt von 150 Parkplätzen forderte.

Tangstedter Landstraße: Jetzt sollen 16 Bäume gefällt werden

Das hat allerdings seinen Preis. 51 von den 143 Parkplätzen sollen durch die Fällung von 16 Bäumen auf der Westseite geschaffen werden. Darunter teilweise fast 100-jährige Linden, wie die Kaiserlinde von 1924. Bereits 2017 hatte die Bezirksversammlung allerdings beschlossen, dass es politisch gewünscht sei, die Zahl der Straßenbäume in Hamburg-Nord nicht sinken zu lassen.

Wie könnten die Grünen, die bei den Wahlen 2019 die Mehrheit im Bezirk erreichten, eine Fällung dieser Bäume verantworten? „Für uns Grüne wäre der Verlust von 16 Bäumen zum Parkplatzerhalt sehr schmerzlich“, kommentiert Timo Kranz, Fraktionsvorsitzender der Grünen, die Pläne.

„Wir möchten nun gerne wissen, wie die Bürger:innen die neuen Vorschläge kommentieren. Dies werden wir dann zusammen mit allen Fakten in unsere Bewertung der neuen Planung einfließen lassen.“

Neue Pläne für die TaLa: Initiative begrüßt Veranstaltung

Die Bürgerinitiative freut sich, dass zum ersten Mal öffentlich über die Pläne informiert wurde. „Das war lange überflüssig“, meint Sprecher Olaf Reichelt zur MOPO. Allerdings kritisiert er auch die Darstellung des Bezirksamts. „20 von den 143 geretteten Parkplätzen sollen auf privaten Grundstücken entstehen“, sagt er.

„Darüber muss aber erst einmal das Denkmalschutzamt entscheiden, ob in den Gärten überhaupt diese Stellplätze errichtet werden dürfen.“ Das sei noch gar nicht klar. Außerdem müssten diese Parkplätze von den jeweiligen Privatpersonen bezahlt werden. Reichelt hofft, dass noch mehr Gespräche zwischen den Bürgern und dem Bezirk stattfinden.

Nach Unterschriften-Sammlung: Sperrwirkung für die Sanierung

Die Bürgerinitiative hatte es im Februar geschafft, mithilfe eines Bürgerbegehrens eine Sperrwirkung gegen die Pläne zu erwirken. Bis zum Abschluss des Bürgerentscheids darf der Bezirk Hamburg-Nord keine weiteren Maßnahmen beschließen oder vollziehen.

Insgesamt müssen für das Bürgerbegehren 4932 gültige Unterschriften gesammelt werden. „Wegen der Corona-Situation haben wir dafür aber eine Fristverlängerung bekommen“, sagt Reichelt. Schließlich könne man im Lockdown derzeit nicht auf Wochenmärkten oder öffentlichen Plätzen darüber informieren.

Langenhorn: Tangstedter Landstraße muss grundsaniert werden

2016 hatte eine Bewertung gezeigt, dass sich viele Abschnitte der Tangstedter Landstraße in schlechtem Zustand befinden. Laut dem Hamburger Wegegesetz muss die Straße deshalb grundsaniert werden. 

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