Radikal und smart: Wie Islamisten in Hamburg für Kalifat und Scharia mobilisieren
„Der Koran ist die Zukunft“: Unter diesem Motto demonstrieren am Samstag Tausende in Hamburgs Innenstadt. Offiziell richtet sich ihr Protest gegen Koran-Verbrennungen. Doch bei den Veranstaltern handelt es sich um knallharte Islamisten, die hier am liebten ein Kalifat samt Scharia errichten würden – und deren Mitgliederzahl in Hamburg seit Jahren steigt.
„Der Koran ist die Zukunft“: Unter diesem Motto demonstrieren am Samstag Tausende in Hamburgs Innenstadt. Offiziell richtet sich ihr Protest gegen Koran-Verbrennungen. Doch bei den Veranstaltern handelt es sich um knallharte Islamisten, die hier am liebsten ein Kalifat samt Scharia errichten würden – und deren Mitgliederzahl in Hamburg seit Jahren steigt.
„Westliche Medien & Politik = geistige Brandstifter“, „Der Qur’an ist unantastbar“ und „Die Zukunft gehört dem Qur’an“ – mit diesen Parolen demonstrieren am Samstag rund 3500 Menschen am Steindamm (St. Georg). Unter den Teilnehmern sind auch Frauen. Sie stehen in einem eigenen Block, ganz hinten. Zuvor wurde in sozialen Netzwerken über ihre Teilnahme diskutiert – schließlich könne die Geschlechtertrennung bei dem Protest nicht eingehalten werden.
Die Zahl der Teilnehmer ist hoch, nur wenige Themen mobilisieren in Hamburg derart viele Menschen. Zuletzt waren es Demos gegen Corona (2000 Teilnehmer) und der Klima-Streik (15.000 Teilnehmer).
Hamburg: Islamisten instrumentalisieren aktuelle Themen
Offiziell richtet sich die Demonstration gegen die Aktion des Rechtsextremisten Rasmus Paludan, der vor zwei Wochen in der Nähe der türkischen Botschaft in Stockholm einen Koran verbrannte. Doch auch der Protest in Hamburg ist von Extremisten organisiert: Hinter der Veranstaltung steckt „Muslim Interaktiv“ (MI), ein Netzwerk, das laut Hamburger Verfassungsschutz der islamistischen Bewegung Hizb ut-Tahrir (HuT) zuzuordnen ist.

„Es gehört seit Jahren zur Strategie der HuT und Netzwerken wie MI, gesellschaftlich relevante und breit diskutierte Themen für ihre ideologischen Zwecke zu instrumentalisieren“, sagt Marco Haase, Sprecher des Verfassungsschutzes. „Das Thema Koranverbrennung ist ein emotionales Thema – MI instrumentalisiert es gezielt, um Anschluss an demokratische Initiativen zu erhalten und ihre antidemokratische Ideologie zu verbreiten.“
Netzwerk „Muslim Interaktiv“ will ein Kalifat errichten
„Muslim Interaktiv“ wurde im März 2020 gegründet und wirbt in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder auf Youtube um junge Muslime, die in Deutschland leben. Dafür stellen sie Muslime gerne als Opfer staatlicher Repressionen dar oder betonen die Islam-Feindlichkeit des Westens. Die Organisatoren und Unterstützer kommen, nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes, aus Hamburg.
„MI“ teilt die islamistische Ideologie der „HuT“, die 2003 mit einem Betätigungsverbot belegt wurde: Beide Gruppen lehnen die Demokratie und alles „Ungläubige“ ab. Sie rufen zur Ermordung von Juden auf, haben ein Ziel: Ein weltweites Kalifat samt Scharia. Errichtet, wenn nötig, mit Gewalt. Der Verfassungsschutz warnt regelmäßig vor ihnen.
„Unterstützer der HuT wie MI sind medienaffin, wollen bewusst bestimmte Bilder inszenieren und über soziale Netzwerke verbreiten“, sagt Haase. „Ein Vorgehen, das an die Aktionen und Videos der rechtsextremistischen ,Identitären Bewegung‘ erinnert, wenn auch aus völlig anderen ideologischen Motiven.“
„HuT“ gründete einen Fußballverein in Wilhelmsburg
In vielen Moscheen werden die Islamisten nicht gerne gesehen. Deshalb sucht die Gruppe über andere Wege Zugang zur muslimischen Community. Etwa 2016 durch den Fußballverein Adil e.V. in Wilhelmsburg. Eine gute Fassade: Jungs werden von der Straße geholt, machen Sport und werden unauffällig indoktriniert.
Doch der Verfassungsschutz kommt dahinter, warnt öffentlich. Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) suspendiert Adil e.V. daraufhin vom Spielbetrieb, das HFV-Präsidium beantragt den Ausschluss aus dem Verband. Ende April 2019 löst sich der Verein auf.
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Wer auf die Zahlen des Hamburger Verfassungsschutzes schaut, sieht: Die Werbung der Islamisten wirkt – die Anhängerzahl steigt. Werden ihnen 2021 noch 1650 Personen zugerechnet, sind es Ende 2022 bereits 1755. Davon gelten 1100 als gewaltorientiert. Bei der „HuT“ steigt die Zahl der Anhänger von 220 (2018) auf 360 (Ende 2022).