Afghanistan-Krise: Ärger um fröhliche Insta-Fotos von SPD-Staatsminister
Niels Annen (SPD), Staatsminister im Außenministerium, bester Laune auf dem Fahrrad und beim Besuch der Freiwilligen Feuerwehr Pöseldorf? Wahlkampf im heimischen Eimsbüttel, während die Taliban vor den Toren Kabuls stehen und die Evakuierung im Chaos zu versinken droht? Die Fotos auf dem Instagram-Account des Politikers sorgen für Kritik, Niels Annen zeigt sich bestürzt.
„Es war ein Fehler, diese Bilder am Sonntag zu posten“, sagt Annen gegenüber der MOPO: „Ich bin auf der jährlichen Sommertour durch meinen Wahlkreis, trotzdem zeigen diese Bilder nur einen kleinen Ausschnitt meiner derzeitigen Arbeit.“ Die Kritik, vorrangig auf Twitter, geht ihm hörbar nahe: „Mich hat noch nie ein Vorwurf so geschmerzt wie der, ich würde in dieser Situation Däumchen drehen.“
Während die Taliban Afghanistan überrennen, besucht Staatsminister @NielsAnnen – zuständig im @AuswaertigesAmt u.a. für Afghanistan – übrigens die Freiwillige Feuerwehr in Pöselsdorf und nimmt sich Zeit für fröhliche Insta-Posts. pic.twitter.com/5z0heqPlQm
— Antje Schippmann (@antjeschippmann) August 15, 2021
Tatsächlich sei er, so Annen „rund um die Uhr am Telefon“: „Zwischen den Terminen meiner Sommertour, oft auch währenddessen.“ So sei er unter anderem damit befasst, die Listen der afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien zu ergänzen und an den Krisenstab des Auswärtigen Amts weiterzuleiten. Außerdem kümmere er sich darum, Informationen an das verbliebene Kernteam der Deutschen Botschaft weiterzuleiten, wenn etwa Personen am Flughafen nicht weiterkommen: „Ich telefoniere bis spät in die Nacht mit Vertretern von Stiftungen, die noch vor Ort sind, mit NGOs und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.“
Mehrfach habe er das Land besucht: „Wenn ich sehe, was dort gerade passiert, blutet mir das Herz.“ Handyvideos zeigen chaotische Szenen am Flughafen Kabul, Menschen, die sich an startende Flugzeuge klammern und zu Boden stürzen.
Warum er in Hamburg bleibt und nicht nach Berlin eilt? Als Staatsminister sei er nicht Teil des Krisenstabes des Außenministeriums, erklärt Annen: „Ich muss nicht vor Ort sein, ich muss nur erreichbar sein.“ Die Fotos von Radtour und Feuerwehrbesuch sind inzwischen gelöscht, trotzdem will Annen nicht alle Termine absagen: „Ich bin direkt gewählter Abgeordneter, und viele Initiativen vor Ort haben sich auf ein Treffen mit mir vorbereitet.“
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