Rad-Garagen, Velorouten: Hamburg will den Fahrrad-Turbo
Fast drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie bleibt der Radverkehr in Hamburg auf Rekordniveau. Trotzdem ist die Liste der Mängel lang: Kaputte, plötzlich endende oder gar nicht erst vorhandene Radwege sind nur ein kleiner Teil. Verkehrssenator Anjes Tjarks hatte sich vorgenommen, die Radwege nach und nach zu sanieren. Der Grünen-Politiker ist zufrieden mit seiner bisherigen Bilanz, dabei schlitterte er 2022 am selbstgesteckten Ziel knapp vorbei.
Fast drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie bleibt der Radverkehr in Hamburg auf Rekordniveau. Trotzdem ist die Liste der Mängel lang: Kaputte, plötzlich endende oder gar nicht erst vorhandene Radwege sind nur ein kleiner Teil. Verkehrssenator Anjes Tjarks hatte sich vorgenommen, die Radwege nach und nach zu sanieren. Der Grünen-Politiker ist zufrieden mit seiner bisherigen Bilanz, dabei schlitterte er 2022 am selbstgesteckten Ziel knapp vorbei.
„Seit 2019 haben wir 33 Prozent mehr Radfahrende in Hamburg“, sagte Tjarks am Donnerstag. „Der größte Sprung kam zu Beginn der Corona-Pandemie, dieses Niveau hat sich jetzt stabilisiert. Das zeigt, dass der Bau der Fahrradstadt Hamburg auf eine für das Radfahren offene Bevölkerung trifft.“
Radfahren in Hamburg weiterhin auf Rekordniveau
Um den Trend zu stärken, will Tjarks beim Ausbau und der Sanierung der Radwege das Tempo anziehen. Als jährliches Ziel hatte er sich 60 bis 80 Kilometer gesetzt. Im Jahr 2022 waren es allerdings nur 53 Kilometer, im Jahr zuvor waren es 56 Kilometer und davor 62 Kilometer. „Zwei Jahre in Folge wird der rot-grüne Senat seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht“, kritisierte CDU-Verkehrsexperte Richard Seelmaecker.
„Leider sind wir unter unseren Erwartungen geblieben“, bilanzierte auch der Senator. Trotzdem seien die 53 Kilometer Radwege im vergangenen Jahr der dritthöchste Wert seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2015. Bis 2020 wurden stets nur rund 30 Kilometer pro Jahr ausgebaut bzw. saniert. „Wie viele anderen Branchen haben wir mit Baupreisen und Fachkräftemangel zu kämpfen“, sagte Tjarks. „Mitte Dezember kam uns dann das Wetter in die Quere, eigentlich wollten wir noch die fünf Kilometer am Marschbahndamm in Bergedorf fertigstellen.“
Velorouten-Netz soll 2023 weiter ausgebaut werden
Das soll dann 2023 angegangen werden, genauso wie der Weiterbau des Velorouten-Netzes: Baubeginn dafür ist unter anderem am Oberen Landweg in Nettelnburg und an der Halskestraße in Billbrook. „Wir wollen den Auto-, Rad- und Fußverkehr stärker voneinander trennen, am besten mit physischen Barrieren, wie bei einer Protected Bikelane“, kündigt der Grünen-Politiker an. In diesem Jahr sollen die Berner Straße in Rahlstedt und die Louise-Schröder-Straße in Altona dementsprechend umgebaut werden. Wie viele zu sanierende Kilometer in der Stadt noch übrig bleiben, darüber gebe es noch keine Übersicht, die Behörde arbeite aber daran.

Sind die Radfahrer dann an ihrem Ziel angekommen, sollen sie ihr Rad auch einfacher abstellen können. Bis zu 1200 neue Bike+Ride-Plätze sind für 2023 geplant, unter anderem am Hauptbahnhof. Im Spätsommer soll dann ein Pilotprojekt starten: Fahrradkleingaragen. Das sind kleine Abstellmöglichkeiten in den Quartieren, die aber nicht mehr wie einst die Fahrradhäuschen von den Bewohnern selbst beantragt werden müssen. Die Stadt plant zunächst mit sechs Versuchsstandorten in Hamburg-Mitte, Altona und Eimsbüttel. Konkreter sind die Planungen aber bisher nicht.

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Zum ersten Mal wurde auch der Fußverkehr mit in die Statistiken aufgenommen: 67 Kilometer Gehwege wurden demnach im Jahr 2022 saniert oder neu gebaut. Linken-Verkehrsexpertin Heike Sudmann kritisiert allerdings, dass Fußgänger trotz allem immer noch viel zu wenig Platz hätten. „Solange diese an die Seite gedrückt werden, weil Parkplätze vermeintlich wichtiger sind, ist eine echte Verkehrswende nicht in Sicht“, sagte sie. Das ist auch eine der Kernforderungen des Verbandes „Fuß e.V“: „Die meisten Gehwege wären ausreichend, wenn nicht ein Teil fürs Parken freigegeben wäre.“