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Stefan Krücken vom „Ankerherz Verlag“
  • Stefan Krücken vom „Ankerherz Verlag“
  • Foto: hfr

Rache von Schwurblern?: Facebook sperrt MOPO-Kolumnisten

Stefan Krücken, Journalist und Chef vom „Ankerherz-Verlag“, ist Gegenwind gewöhnt, von rechten Schwurblern, von Impfgegnern, auch mal von Tierschützern. Aber jetzt geht es um mehr als Pöbeleien: Facebook hat ihn gesperrt, mutmaßlich nach einer konzertierten Beschwerde-Aktion von unbekannten Gegnern. Krücken, der eine wöchtentliche Kolumne in der MOPO schreibt, ist fassungslos.

Die Nachricht ploppte am Donnerstag auf: „Dieser Facobook-Account ist vorübergehend gesperrt, Begründung: Hassrede.“ Am Tag zuvor hatte Krücken einen Meinungstext auf der Ankerherz-Seite veröffentlicht. Die Reichweite ist groß, 320.000 Follower. In dem Text ging es um die (später wieder kassierten) Corona-Beschlüsse und die Reaktionen darauf. „Zeit der Jammerlappen“ lautete die Überschrift. Der Kommentar verbreitete sich schnell, erreichte knapp eine Million Menschen, sorgte für lebhafte Diskussionen.

Rache von Schwurblern? Facebook sperrt MOPO-Kolumisten

„Deutschland ist ein Volk von Jammerlappen geworden“, schreibt Krücken darin, „ein Volk von Egoisten, das nicht mal im Angesicht einer tödlichen Pandemie in der Lage ist, für einen absehbaren Zeitraum von wenigen Monaten Egoismen zurückzustellen.“ Wortgewaltig prangert der Journalist das „Genörgel und Gemecker“ an, schreibt von den „Verschwörungstheorien der AfD“, den „rücksichtlsosen Proleten bei der BILD“ (weil die sofort „Malle für alle“ ausgerufen haben) und den „schmierigen Besserwissern der FDP“.

Auf Facebook ist der Text verschwunden, die „Mittelländische Zeitung“ hat ihn jedoch (zufällig) gerettet.

Hassrede? Ankerherz-Verleger von Facebook gesperrt

Hassrede? „Wenn ein Begriff wie ,Jammerlappen‘ ausreicht für eine Sperrung durch Facebook, dann sehe ich eine echte Gefahr für die Pressefreiheit in diesem Land“, sagt Stefan Krücken, Vater von vier Kindern, hörbar erschüttert: „Das ist eine journalistische Zustandsbeschreibung, ein harmloses Ding. Ich habe niemanden persönlich attackiert.“

Eine Möglichkeit, Einspruch einzulegen gegen die Sperrung, gibt es bei Facebook nicht. Krücken mutmaßt, dass der Text in einem großen Forum geteilt wurde, dessen Mitglieder den Post in einer konzertierten Aktion als angebliche Hassrede an Facebook meldeten: „Und wenn da tausende Beschwerden eingehen, dann sperrt der Algorithmus den Account einfach.“ Die Folge: Auch die Reichweite der Ankerherz-Seite wird gedrosselt.

Stefan Krücken: Sperrung bei Facebook

Besonders bitter für Krücken: „Wir melden ständig Angriffe, neulich auch mal ein entwürdigendes Bild von Jens Spahn mit einem Pferd. Da heißt es: Das widerspricht den Facebook-Gemeinschaftsstandards nicht.“ Unheimlich: Zeitgleich mit der Facebook-Sperre wurde der Radio-Sender des „Ankerherz Verlag“ Opfer eines Hackerangriffs.

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