Rabiater Rauswurf: Anwalt schreit mutmaßliches Opfer an
Eine Frau steht nach einem Urlaub im Jahr 2016 vor einer verschlossenen Wohnungstür. Sie kommt nicht mehr in ihre Wohnung, ihr Hab und Gut ist weg. Deswegen begann am Mittwoch ein Prozess gegen ihre Vermieter. Der ging am Freitag weiter – der Anwalt eines der Angeklagten schrie das mutmaßliche Opfer im Prozess immer wieder an.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Eine Frau steht nach der Rückkehr aus einem Urlaub im Jahr 2016 vor einer verschlossenen Tür. Sie kommt nicht mehr in ihre Wohnung, ihr Hab und Gut ist weg. Deswegen begann am Mittwoch ein Prozess gegen ihre Vermieter. Der ging am Freitag weiter – der Anwalt eines der Angeklagten schrie das mutmaßliche Opfer im Prozess immer wieder an.
Im Prozess um die „kalte Räumung“ einer Wohnung sagte am Freitag das mutmaßliche Opfer aus. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Nötigung. Nachdem Sabine F. (Name geändert) im September 2016 aus dem Segelurlaub zurückkehrte, passten die Schlüssel zu ihrer Wohnung plötzlich nicht mehr. Noch dazu war ihr gesamtes Hab und Gut weg. Zwei mal versuchte sie in der Folge vergeblich, mit einem Schlüsseldienst in die Wohnung zu kommen. Der Vermieter schickte sie wieder weg.
Prozess in Hamburg: Mutmaßliches Opfer sagt aus
Die 49-Jährige trägt vor Gericht eine blau gestreifte Bluse, hat die Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Sie sitzt auf dem Zeugenstuhl in der Mitte des Gerichtsaals. Links neben ihr der angeklagte Sohn des Vermieters im blauen Ralph Lauren Pullover, der angeklagte Vater im Trachten-Janker und ihre Anwälte, die mit ihren Montblanc-Kugelschreibern Notizen machen.
Sabine F. erzählt von dem Tag, der ihr Leben veränderte. Wie sie sich nur mit Freunden zur Wohnung getraut hat, weil sie schon Böses ahnte. Wie sie nur mit Polizei und Schlüsseldienst in die Wohnung kam, wie sie schockiert feststellen musste, dass diese leergeräumt war und wie sie 14 Monate lang nicht an ihre persönlichen Sachen kam – ihre Vermieter hatten sie ihr nicht zurückgegeben.
„Ich rege mich so darüber auf, dass man mir die Lebensgrundlage weggenommen hat. Die Kleidung, alle Unterlagen, meinen Ausweis, meinen Laptop.“ Einer der Angeklagten sagte am ersten Prozesstag: „Für mich war das Müll.“ Er habe gedacht, die Frau wäre bereits ausgezogen.
Klägerin kann sich nicht an Details aus 2016 erinnern
Insgesamt knapp fünf Stunden sagt sie aus. Sie kommentiert manchmal Fragen, zweifelt. Wenn ihr Fragen sinnlos vorkommen, will sie manchmal nicht antworten. Der Anwalt eines der Angeklagten wird laut, schlägt einmal auf den Tisch, brüllt sie mehrmals an. Er will jedes kleinste Detail der Vorgänge von 2016 genau wissen.
Als Sabine F. die Handynummer des Mannes, der sie nach ihrem Segeltörn nach Hamburg gebracht hatte, nicht in der öffentlichen Verhandlung angeben will, beantragt er die Beschlagnahmung ihres Handys. Auch die Kontaktdaten anderer Bekannter und Freunde muss sie rausrücken – die Verteidigung will sie alle als Zeugen laden.
Das könnte Sie auch interessieren: Rabiater Rauswurf: Mieterin kommt aus Urlaub – da ist ihre Wohnung ausgeräumt
Nächsten Mittwoch geht die Verhandlung weiter – wieder wird Sabine F. aussagen müssen. In der Zwischenzeit werden die Anwälte der Beklagten versuchen zu erreichen, dass noch viel mehr Zeugen geladen werden und der Prozess, der schon vergangenen August verschoben wurde, noch länger dauert. Wahrscheinlich eine Verzögerungstaktik.