Jüdisch und queer in Hamburg: Liberale Gemeinde feiert ersten „Pride Schabbat“
Wie an jedem Freitagabend hieß es auch vergangene Woche in der Flora-Neumann-Straße 1 „Schabbat Schalom“. Die Liberale Jüdische Gemeinde Hamburgs versammelte sich zum Schabbat-Gottesdienst. Doch etwas war diesmal anders: Die Wand hinter dem Torah-Schrein leuchtete in den Regenbogenfarben. Zum ersten Mal wurde hier ein „Pride Schabbat“ gefeiert.
Es ist 18.30 Uhr. Nach und nach trudeln die Gläubigen ein, um an dem Gottesdienst von Rabbiner Daniel Alter teilzunehmen, der heute so anders ist als sonst. Die Kippas, mit denen die Männer traditionell ihre Köpfe bedecken und die im Eingang in einer Schale liegen, sind kunterbunt.
Wie an jedem Freitagabend hieß es auch vergangene Woche in der Flora-Neumann-Straße 1 „Schabbat Schalom“. Die Liberale Jüdische Gemeinde Hamburgs versammelte sich zum Schabbat-Gottesdienst. Doch etwas war diesmal anders: Die Wand hinter dem Torah-Schrein leuchtete in den Regenbogenfarben. Zum ersten Mal wurde hier ein „Pride Schabbat“ gefeiert.
Es ist 18.30 Uhr. Nach und nach trudeln die Gläubigen ein, um an dem Gottesdienst von Rabbiner Daniel Alter teilzunehmen, der heute so anders ist als sonst. Die Kippas, mit denen die Männer traditionell ihre Köpfe bedecken und die im Eingang in einer Schale liegen, sind kunterbunt.
Die Gebetsbücher sind auf Servietten in Regenbogenfarben gebettet. Das Programmheft für den Abend enthält Gebete, deren Texte geschlechtsneutral umformuliert wurden.
Liberale Jüdische Gemeinde feiert ersten „Pride Schabbat“
„Die alten Schriften sind so formuliert, dass nicht jeder sich davon angesprochen fühlt. Es dominiert die männliche Form“, sagt Andrea Ziegfeld, die den „Pride Schabbat“ zusammen mit Fred Link organisiert hat. Ziegfeld ist lesbisch. Ihr Coming-Out hatte sie, als sie 18 Jahre alt war. Link ist schwul und seit sieben Jahren mit seinem Mann verheiratet.

Die beiden gehören zu der kleinen Anzahl von Juden in der 330 Mitglieder starken Liberalen Gemeinde, die offen zu ihrer Homosexualität stehen. Wie viele schwule oder lesbische Juden es tatsächlich in der Liberalen Gemeinde oder in der stärker orthodox geprägten Einheitsgemeinde mit ihren 2500 Mitgliedern gibt, lässt sich nicht sagen. Wie in allen Religionen ist Homosexualität auch im Judentum ein Tabu-Thema. Ziegfeld und Link wollen das ändern.
Rabbiner Daniel Alter erinnert an den Regenbogen als Zeichen der Toleranz
„Unsere Gemeinde zeichnet sich seit ihrer Gründung vor 205 Jahren durch Offenheit und Toleranz aus“, sagt Fred Link. „Bei uns ist jede*r willkommen.“ Noch nie sei er in seiner Gemeinde auf Befremden gestoßen. Selbst ältere Mitglieder seien ihm stets mit Respekt und Wertschätzung begegnet. „Wir machen den ,Pride Schabbat‘ auch, um uns bei der Gemeinde zu bedanken, dass wir so sein können, wie wir sind.“

Auch Rabbiner Daniel Alter griff das Thema in seiner Predigt auf und beschrieb den Regenbogen am Himmel mit seinen sieben Farben, die letztlich nur gebrochene Reflexionen einer einzigen Farbe sind, als Zeichen dafür, dass Gott für alle da ist. Dass er alle Menschen schützt – egal wie unterschiedlich sie sind oder wie verschieden ihre Lebensweisen.
Namen von homosexuellen Holocaust-Opfern werden verlesen
Erinnert wurde beim „Pride Schabbat“ auch an diejenigen, die während des Nationalsozialismus doppelt stigmatisiert wurden – als Hamburger Juden und als Homosexuelle. Namen wurden verlesen wie die von Alice Ascher und ihrer Freundin Margot Doctor, die in Riga ermordet wurden. Von Heinrich Buck und seinem Partner Kurt Hirsch, von Max Mendel, Erna Kirsch, aber auch Namen von Sinti wie Willi Kreuzer, der im KZ Mauthausen getötet wurde.
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90 Menschen haben den ersten „Pride Schabbat“ in Hamburg besucht – für Andrea Ziegfeld und Fred Link ein voller Erfolg, schon allein weil der Termin mitten in den Ferien lag und viele verreist sind. Ab jetzt soll es den Regenbogen-Gottesdienst ein Mal im Jahr geben.
Andrea Ziegfeld verbindet mit dem Event noch eine weitere Hoffnung: „Es gibt viele Jüdinnen und Juden in Hamburg, die sich keiner der beiden religiösen Gemeinden zugehörig fühlen. Vielleicht ist der ,Pride Schabbat‘ für sie auch eine Einladung, die Vielfalt unseres Gemeindelebens kennenzulernen und uns mal zu besuchen. Und wenn es nur einmal im Jahr ist.“