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  • Eugen Block (r.) gemeinsam mit seiner Frau Christa Block bei einer Eröffnung eines seiner Restaurants.
  • Foto: imago images/Henning Scheffen

Quatsch mit Sour Creme: Corona-Weisheiten vom Steak-König

„Der Begriff der Inselbegabung beschreibt das Phänomen, dass einzelne Menschen sehr spezielle außergewöhnliche Leistungen in kleinen Teilbereichen vollbringen können.“ In anderen Bereichen haben sie dann aber oft Defizite. Das schreibt Wikipedia. Und es passt wie die Faust aufs Auge, wenn man betrachtet, was Eugen Block zur derzeitigen Lage beizutragen hat.

Eugen Block ist fast 80 Jahre alt. Ein Firmen-Patriarch alter Schule. Er hat sein Fleisch-Imperium aus dem Nichts aufgebaut, er besitzt ein großes und renommiertes Hotel, er ist ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann. Pedantisch, beizeiten kauzig, geschätzt und gefürchtet von seinen Mitarbeitern. Ein Macher mit dem Hang zu Merkwürdigkeiten. Ein Selfmade-Mann, der an das Recht des Stärkeren glaubt. An den Markt. An Gott. In einem alttestamentarischen Sinn. An Friedrich Merz.

AfD, Islam, Corona – mit Mitgefühl hat es Eugen Block nicht so

Mit Mitgefühl hat er es nicht so. Das zeigten vor einigen Jahren schon seine Äußerungen zur AfD (hat er mal gewählt, als „Korrektiv für diesen großen Mischmasch von Politik“) und zum Islam („kann keinen Frieden bringen“).

Und jetzt also Corona. Block hat Briefe geschrieben, hat er dem „Spiegel“ erzählt. An Scholz, Altmaier, Spahn, das RKI. Er hat „klargemacht“, sagt er, dass das totale Einstellen des öffentlichen Lebens zum wirtschaftlichen Niedergang führt“. Nun mag es daran liegen, dass die Herren zurzeit anderes zu tun haben, oder daran, dass die an sich richtige Aussage für sie nun nicht die bahnbrechende neue Erkenntnis brachte – auf jeden Fall hat er bisher keine Antwort bekommen.

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Und dann sagt Block dem „Spiegel“ einige Sätze, die auf so bestechende Art entlarvend sind, dass es fast schon schmerzt, sie zu lesen: „Die Herrschaften haben angstgetrieben Panik gemacht. Ich warte immer noch auf den seit Langem angekündigten Corona-Peak. Noch immer stehen die Krankenhäuser halb leer. Mit den entstehenden Kosten hätte Herr Spahn seine Intensivabteilungen verdoppeln können. Nein, er muss das ganze Volk wegsperren und das Leben auf den Kopf stellen.“

Krankenhäuser sind wegen der Maßnahmen nicht überlastet

Nun ist es eine interessante Sicht der Dinge, dass Herr Block enttäuscht darüber zu sein scheint, dass die Kliniken nicht kollabieren. Die schlichte Transferleistung, dass dies bisher nicht passiert ist, eben WEIL die Bundesregierung die harschen Maßnahmen ergriffen hat, kommt ihm offenbar nicht in den Sinn. Es zählt nicht das Urteil von Virologen und Epidemiologen, die weltweit (!) ganz überwiegend zu den gleichen Schlüssen gekommen sind: Wenn wir das öffentliche Leben nicht radikal einbremsen, wenn wir die Verbreitung des Virus nicht verlangsamen, dann besteht die ganz konkrete Gefahr, dass wir bei einem Gesundheitssystem, das auf das plötzliche und massenweise Auftreten von solchen Erkrankungen in puncto Ausstattung und Strukturen nicht vorbereitet ist, blitzartig in sich zusammenfällt und in der Folge eine Kettenreaktion furchtbaren Ausmaßes in Gang gesetzt wird.

All das ist inzwischen Common Sense. Über fast alle Parteien- und Ländergrenzen hinweg.
Aber Block juckt das nicht. Block lamentiert über die Kosten, schwadroniert über Diabetes, die ja auch schlimm sei. Und er sagt, angesprochen auf sein persönliches Risiko: „Hören Sie auf mit der Panikmache, dann sterbe ich eben drei Tage früher, na, und? Ich habe Gottvertrauen. Ich gehe danach zum liebenden Gott.“

Ich will meine Verwandten noch gerne länger um mich haben

Nun ist es so: Die Frage, ob Herr Block drei Tage früher oder später stirbt, ist tatsächlich vielleicht nicht nur ihm gleichgültig. Und dem „liebenden Gott“ mag er im Fall der Fälle gerne meine besten Grüße ausrichten. Meinen Vater, meine Großmutter und meine vorerkrankten Freunde würde ich allerdings gern noch ein wenig länger um mich haben. Und, wer weiß, hoffentlich nicht, aber vielleicht schlummert in mir und den Kindern von Herrn Block ja auch die eine oder andere bisher unerkannte Vorbelastung, die uns ganz schnell zu einer Zahl in der täglich aktualisierten Todesstatistik des RKI machen könnte.

Ein „liebender Gott“ hätte dafür in meinem Verständnis durchaus einen Sinn. Er wäre vermutlich nicht damit beschäftigt, auf bockige und besserwisserische Art zu betrauern, dass er zurzeit keine Rib-Eye-Steaks unters Volk bringen kann. Er würde vermutlich sagen: Ihr seid zurecht angstgetrieben. Ihr solltet auf die Experten hören. Ihr solltet konstruktiv und vernünftig sein. Ihr solltet unter steter Abwägung die Menschen bestmöglich vor der Krankheit schützen und die wirtschaftlichen Folgen so gut es geht und fortlaufend verbessert versuchen abzumildern. Also im Grunde das tun, was zurzeit passiert und wogegen Herr Block auf unsachliche und wenig gewinnbringende Art ohne jedes Verständnis der Zusammenhänge anpöbelt.

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