Prozess um Leiche an der Angel: Zeuge belastet Angeklagten schwer
Wer tötete Nargis S. (✝ 29), die zweifache Mutter, deren Leiche zehn Jahre nach ihrem Verschwinden im Januar dieses Jahres aus dem Ernst-August-Kanal (Wilhelmsburg) gezogen wurde? Im Prozess gegen den Geliebten der Getöteten hat ein Zeuge den Angeklagten Cengiz K. (43) am Dienstag schwer belastet. Auch zu einem möglichen Motiv machte der Zeuge Angaben. Ein Bordell soll hierbei eine Rolle gespielt haben.
Wer tötete Nargis S. (✝ 29), die zweifache Mutter, deren Leiche zehn Jahre nach ihrem Verschwinden im Januar dieses Jahres aus dem Ernst-August-Kanal (Wilhelmsburg) gezogen wurde? Im Prozess gegen den Geliebten der Getöteten hat ein Zeuge den Angeklagten Cengiz K. (43) am Dienstag schwer belastet. Auch zu einem möglichen Motiv machte der Zeuge Angaben. Ein Bordell soll hierbei eine Rolle gespielt haben.
Der Bulgare Plamen T. ist ein wütender, aufbrausender Mann. „Du hast mein Leben zerstört“, brüllt er den Angeklagten an. „Du wolltest mich umbringen!“ Immer wieder wird der 34-Jährige so laut, dass seine Übersetzerin nicht zu verstehen ist. Die Richterin muss die Anhörung unterbrechen. Die Verteidigung hält den Zeugen für unglaubwürdig. Für die Anklage jedoch ist Plamen T. das wichtigste Pfund.
Bulgare Plamen T. ist Hauptbelastungszeuge im Prozess um den Mord an Nargis S.
Denn vor dem Leichenfund im Januar war die Beweislage so dünn, dass es nicht zum Prozess gekommen war. Plamen T.s Aussage war das Einzige, das Hinweise darauf gab, was damals am 8. März 2013 passiert sein könnte.
An diesem Tag, erklärt Plamen T. nun vor Gericht, sei er von Cengiz K., für den er damals als Fahrer und Bodyguard arbeitete, in dessen Büro gerufen worden. Dort seien noch zwei weitere Bekannte gewesen. Einer der Männer hätte ihm, Plamen T., mitgeteilt, dass Cengiz K. seine Geliebte im Auto erwürgt habe.
„Ich dachte, die machen einen Scherz mit mir. Ich habe Cengiz gefragt, ob das stimmt. Er hat dann geschrien“, so berichtet der Zeuge. Der Angeklagte habe ihn daraufhin gezwungen, bei der Entsorgung der Leiche von Nargis S. zu helfen. Dafür habe er sein Auto holen sollen, um die Tote aus dem Kofferraum des Angeklagten in seinen eigenen umzuladen.
Zeuge fand einen Zettel mit der letzten Nachricht von Nargis S.
„Mich beschlich das Gefühl, dass er auch mich umbringen wollte. Dass er mich zusammen mit der Leiche loswerden will“, sagt Plamen T. Er habe deshalb einem Bekannten im gegenüberliegenden Café gesagt, wenn er in einer Stunde nicht zurück sei, habe Cengiz K. ihn getötet. Anschließend habe er Cengiz K. gesagt, dass der Bekannte auf ihn warte. „Cengiz ist dann in Panik geraten.“
Mit den beiden Autos seien sie hintereinander losgefahren. Irgendwann habe Cengiz K. gestoppt. Gemeinsam hätten sie die Leiche von Nargis S. aus dem Kofferraum gehoben und hinter ein Gebüsch gelegt. Dabei sei ihm ein von Nargis beschriebener Zettel in die Hände gefallen: „Wenn mir etwas passiert, ist Cengiz schuld.“
Cengiz habe den Zettel genommen und vernichtet. Er selbst habe noch das Handy von Nargis an sich genommen, um es eventuell später als Druckmittel gegen Cengiz verwenden zu können, falls der ihm den Mord in die Schuhe schieben sollte. Rechtzeitig vor Ablauf der Stunde sei er zurück bei dem Bekannten im Café gewesen.
Tötete Cengiz K. seine Geliebte, weil sie ihn erpresst hatte?
Wie die Leiche vom Gebüsch in den Kanal gekommen ist, erklärt Plamen T. nicht. Seine Mithilfe habe am Gebüsch geendet. Bald darauf sei er nach Bulgarien ausgereist. „Ich habe viele Jahre in Angst vor Cengiz gelebt. Er hat gedroht, dass er meine ganze Familie tötet, wenn ich etwas sage.“
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Auch zum Motiv für die Tat macht Plamen T. Angaben. Nargis S. habe Geld von ihrem Geliebten gewollt. Sie habe Cengiz K. damit erpresst, dass sie seiner Familie sonst von seinem Bordellbesitz und von ihrer Liebesbeziehung erzählen würde.
Hat Cengiz K. seine Geliebte getötet, weil sie ihn unter Druck setzte? Darum wird es auch am Donnerstag gehen, wenn die Befragung des Hauptbelastungszeugen fortgesetzt wird. Das Urteil soll im September gesprochen werden.