Illegaler Schiffsschrott in Indien: Hamburger Reederei droht mächtig Ärger
Haben sie dabei geholfen, ein ausgedientes Containerschiff einfach am Strand in Indien verschrotten zu lassen? Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche der Hamburger Reederei Peter Döhle Schifffahrts-KG – eine der größten Reedereien Deutschlands. Erstmals landet ein Fall wegen illegaler Schiffsverschrottung vor einem deutschen Gericht.
Illegale Schiffsverschrottungen beschäftigen Staatsanwaltschaften im Norden schon länger, doch nun wird ein Fall zum ersten Mal vor einem deutschen Gericht verhandelt: Die Kieler Staatsanwaltschaft hat gegen zwei Verantwortliche einer Rendsburger Reederei Anklage erhoben, weil sie 2016 ihr altes Containerschiff „Westerhamm“ im indischen Alang illegal abgewrackt haben sollen.
Hamburger Reederei: Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt noch
- Deutsch (Deutschland)
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Haben sie dabei geholfen, ein ausgedientes Containerschiff einfach am Strand in Indien verschrotten zu lassen? Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche der Hamburger Reederei Peter Döhle Schifffahrts-KG – eine der größten Reedereien Deutschlands. Erstmals landet ein Fall wegen illegaler Schiffsverschrottung vor einem deutschen Gericht.
Illegale Schiffsverschrottungen beschäftigen Staatsanwaltschaften im Norden schon länger, doch nun wird ein Fall zum ersten Mal vor einem deutschen Gericht verhandelt: Die Kieler Staatsanwaltschaft hat gegen zwei Verantwortliche einer Rendsburger Reederei Anklage erhoben, weil sie 2016 ihr altes Containerschiff „Westerhamm“ im indischen Alang illegal abgewrackt haben sollen.
Hamburger Reederei: Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt noch
Und auch eine Hamburger Reederei ist ins Visier der Ermittler geraten: Drei Verantwortlichen der Peter Döhle Schifffahrts-KG wird vorgeworfen, als zwischengeschaltete Makler bei dem Vorgehen geholfen zu haben. Laut NDR und der „Süddeutschen Zeitung“ soll es um die Inhaber Jochen und Christoph Döhle und die Geschäftsführerin Gaby Bornheim gehen. Besonders brisant: Bornheim ist auch Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder (VDR) und damit das Gesicht der Branche.
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Worum geht es bei den illegalen Verschrottungen? Alte Schiffe gelten als gefährlicher Abfall – deshalb ist das Abwracken und Recyceln in der EU streng geregelt und darf nur in EU-zertifizierten Einrichtungen durchgeführt werden. Der Reederei-Branche wird aber vorgeworfen, beim sogenannten Beaching (von „Beach“: Strand) Schiffe von nicht-zertifizierten Betreibern mit deutlich schlechteren Arbeits- und Umweltbedingungen verschrotten zu lassen – etwa an asiatischen Stränden. Laut der Organisation „Shipbreaking Platform“ gelangten allein im Jahr 2021 583 Tanker, Frachter, schwimmende Plattformen und Passagierschiffe an die Strände von Bangladesch, Indien und Pakistan.
Containerschiffe verschrottet: Juristisch schwer zu belangen
Juristisch ist das nur schwer zu belangen, weil Schiffe dafür aus der EU direkt an den Zielort gebracht werden müssten. Schon wenn sich die Schiffe zuvor in internationalen Gewässern befinden oder vorher an andere, nicht-europäische Betreiber verkauft werden, kann das Vorgehen nicht juristisch geahndet werden.
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„Ausschlaggebend ist, ob Belege für die Absicht, ein Schiff abzuwracken, vorliegen“, erläutert der Gutachter für Schiffsentsorgung, Henning Gramann von Green Ship Recycling Services (GSR), der MOPO. Wenn dem nicht so sei, könne juristisch kaum durchgegriffen werden. So gebe es etwa keine Beschränkungen für die Dauer zwischen Verkauf und Abwracken oder Anzahl der Besitzer. „Es ist jedoch generell fraglich, wenn ein Schiff ‚für den Weiterbetrieb‘ an einen sogenannten CashBuyer verkauft wird“, sagt Gramann. „Deren Geschäft ist es, Schiffe aufzukaufen und für einen möglichst höheren Betrag an Schiffsrecycler zu verkaufen.“ Auch die Hamburger Staatsanwaltschaft beschäftigt die Praxis schon seit längerem. Derzeit laufen mehrere Ermittlungen, so eine Sprecherin zur MOPO. Im August gab es dabei drei Durchsuchungsbeschlüsse.
Die Reederei Döhle versicherte auf MOPO-Nachfrage „in vollem Umfang“ mit den Ermittlungsbehörden zu kooperieren. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Der Prozess gegen die Verantwortlichen der Rendsburger Reederei soll aber noch in diesem Jahr verhandelt werden. Laut dem NDR droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. „Eine Verurteilung würde ganz sicher Signalwirkung haben“, meint Gramann.