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  • Die Angeklagte sitzt am Montag im Gerichtssaal des Amtsgericht Hamburg-Barmbek.
  • Foto: picture alliance/dpa

Prozess gegen „Hellseherin“: 250.000 Euro bei Ritual unter der Matratze verschwunden

Barmbek –

Prozess gegen eine „Hellseherin“ vor dem Amtsgericht Barmbek: Sylvija S. (28) hat einer Hamburgerin 250.000 Euro durch ein „Geld-Opfer“-Ritual gestohlen. Die Zeugin schilderte, wie sie aus Angst um ihre kranke Schwägerin die abenteuerlichen Geschichten der Angeklagten glaubte.

2015 lernte die 54 Jahre alte Assistentin der Geschäftsführung, wie sie ihren Beruf angab, die Angeklagte in einem Café kennen. Silvija S. habe sich as „Maria“ vorgestellt. Die beiden Frauen freundeten sich an und als die ältere ihr später von ihren Sorgen um die schwerkranke Schwägerin erzählte, begann das Unheil. 

Hamburg: Prozess gegen angebliche Hellseherin

Die Schwägerin sei von einem „asiatischen Dämon besessen“, erklärte die neue Freundin – und dass sie diesen Dämon mit einem Ritual besiegen könnte. Sie bräuchte dafür 300.000 Euro in bar.

„Es klingt hirnrissig, wenn man das jetzt hört“, räumt das Opfer ein, „aber ich hatte so eine Angst um meine Schwägerin“. Weil sie gerade einen Hauskauf vorbereite, liehen Bruder und Schwägerin ihr gutgläubig 250.000 Euro.

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Dann kam der 28. August 2018. Mit dem Batzen Geldscheinen veranstaltete die Angeklagte einen großen Hokuspokus, wickelte das Geld in Klarsichtfolie, tat so, als würde sie selbst noch 50.000 Euro dazulegen, murmelte Unverständliches und schob das Paket unter die Matratze des Opfers. Die Zeugin sollte ein „Reinigungsbad“ mit Zucker und Weihrauch nehmen und beten, beten. Und ganz wichtig: Alle Kontaktnachweise zur „Hellseherin“ löschen, damit sie sich „von der Vergangenheit löse.“ Das Paket dürfe sie nun nicht anrühren, das würde den Erfolg des Rituals und damit die Gesundung der geliebten Schwägerin gefährden.

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Die Angeklagte sitzt neben ihrem Anwalt Günter Teworte.

Foto:

picture alliance/dpa

Als die Zeugin es nach einigen Wochen wagte, unter der Matratze nachzusehen, lag dort Spielgeld mit dem Aufdruck „Party Poker“. Bei der Polizei erkannte sie die einschlägig vorbestrafte Silvija S. auf Fotos.

Prozess in Hamburg: Opfer richtet sich an„Hellseherin“

Im Gerichtssaal richtete die Frau das Wort direkt an die schweigende Angeklagte: „Du hast mir Freundschaft versprochen, ich habe dich echt geliebt und du machst so eine Scheiße. Du musst damit leben, dass du der letzte Dreck bist.“

Urteil: Drei Jahre Haft wegen Diebstahls. Silvija S. hatte wegen ähnlicher Abzockereien seit 2014 bereits drei Bewährungsstrafen kassiert. Vier Mal hatte sich die bei Köln lebende Angeklagte vor dem Hamburger Prozess gedrückt.(ste)

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