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  • Die Angeklagte verbirgt ihr Gesicht hinter einem Ordner. 
  • Foto: Stefan Hesse

Prozess: „Er hatte Angst vor ihr“: 37-Jährige soll Ex-Freund (80) ermordet haben

Rentner Adolf P. (80) wurde im April tot in seiner Wohnung in Lokstedt gefunden. Kurz zuvor hatte er sich von seiner Freundin (37) getrennt und ihr die Vollmacht für sein Bankkonto entzogen. Seit Dienstag muss sich die Ex jetzt wegen Mordes aus Habgier vor dem Landgericht verantworten.

Am Abend des 3. April 2020 sollen sich Adolf P. und seine deutlich jüngere Lebensgefährtin laut Staatsanwaltschaft in der Wohnung des Rentners getroffen haben. Kurz zuvor habe sich Adolf P. in einem Telefonat von der 37-Jährigen getrennt.

Er entzog seiner Ex-Freundin die Vollmacht für sein Bankkonto und verlangte die Wohnungsschlüssel zurück. Die Angeklagte soll daraufhin befürchtet haben, auch als Alleinerbin aus P.‘s Testament gestrichen zu werden. Bei dem Treffen soll sie den 80-Jährigen gewürgt haben, woraufhin der schwer vorerkrankte Mann an einem plötzlichen Herztod starb.

Hamburg: Adolf P. lag tot in seiner Wohnung

Am nächsten Tag wurde Nachbarin Agnes B. (85) auf das Verschwinden ihres langjährigen Freundes aufmerksam und verständigte die Polizei. Gemeinsam mit der Feuerwehr mussten die Beamten die Tür von Adolf P. aufbrechen – im Türschloss steckten Streichhölzer. Ein Polizist schildert vor Gericht, wie sie den Rentner anschließend tot vor seinem Sofa liegend fanden. Das Licht habe noch gebrannt, auf dem Tisch standen Gläser und eine Flasche Alkohol.

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Adolf P. (80) wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Foto:

Polizei Hamburg

Nachbarin Agnes P.: „Nach dem Tod seiner Frau war er hilflos“

2011 war die Frau von Adolf P. verstorben, der Witwer sei daraufhin in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Zusätzlich habe er aufgrund seiner Herz- und Lungenerkrankung öfter ins Krankenhaus gemusst, dann habe Nachbarin Agnes B. ihm mal den Kühlschrank aufgefüllt und Wäsche gewaschen. „Ich habe mich um ihn gekümmert, weil er nach dem Tod seiner Frau hilflos war“, schildert die patente Agnes B. ihre Freundschaft zu dem Nachbarn.  

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Die verstorbene Ehefrau lebte vor ihrem Tod lange in einem Pflegeheim. In genau demselben Pflegeheim arbeitete auch die Angeklagte. Von der Frau, die der Rentner nur wenig später als seine neue Freundin vorgestellt haben soll, hält die 85-Jährige nicht viel: „Wir waren alle wegen dem Altersunterschied skeptisch, aber er war wohl sehr verliebt.“

Immer sei es nur um die neue Freundin gegangen, ihre Bedürfnisse und ihre Krankheit, die 37-Jährige soll Bulimie haben. Adolf P. habe der jungen Frau einen neuen Fernseher und andere Annehmlichkeiten ermöglicht.

Angeklagte zeigt keine Regung im Prozess

Am Donnerstag, bevor Adolf P. tot in seiner Wohnung gefunden wurde, habe Agnes B. ihn das letzte Mal gesehen: „Als ich kam, war er eigenartig. Er hat gesagt, er hat sein Konto sperren lassen und mit Cindy Schluss gemacht. Sie hat ihm das ganze Konto leergeräumt und nur noch 20 Euro dagelassen.“ Im weiteren Verlauf sagt sie: „Ich hatte das Gefühl, er war ihr ein bisschen hörig, zuletzt hatte er wohl auch Angst vor ihr.“

Die Angeklagte, lange braune Haare, extrem schlank und tätowiert, will sich am ersten Prozesstag nicht zu den Ereignissen äußern, sitzt stoisch an ihrem Platz, bewegt sich kaum, zeigt keine Gefühlsregung. Am 19. Oktober sollen weitere Zeugen zu Wort kommen. Es sind 13 Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet.

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