• Mit diesem Kranz „trauern“ türkische Journalisten in Hamburg um die Pressefreiheit in der Türkei.
  • Foto: Adil Yigit

Protest vor türkischem Konsulat: Hamburg: Ein schwarzer Kranz für Erdogan

Harvestehude –

Ihre Kollegen in der Heimat sitzen im Gefängnis, sie werden schikaniert oder in die Arbeitslosigkeit geschickt: Mit einer symbolischen Kranzniederlegung vor dem türkischen Konsulat an der Tesdorpfstraße (Harvestehude) hat eine Gruppe von in Hamburg lebenden Journalisten aus der Türkei gegen die Aushöhlung der Pressefreiheit durch das Regime Erdogan protestiert. Der Kranz, den die Journalisten niederlegten, war schwarz.

„Wir, einige Journalistinnen und Journalisten aus der Türkei, die in Hamburg leben, haben uns heute hier getroffen, um auf die nicht vorhandenen Pressefreiheit in der Türkei hinzuweisen“, hieß es in einer Erklärung der Gruppe, zu der auch der Erdogan-Kritiker Adil Yigit gehört.

Türkische Journalisten in Hamburg: Protest vor Konsulat

Der Tag für die Aktion um 14 Uhr in Hamburg sei ganz bewusst gewählt worden. Denn der 10. Januar wird in der Türkei seit 1961 als „Tag des Journalisten“ gefeiert. Angesichts der zunehmenden Einschränkung der Pressefreiheit in dem Land am Bosporus gibt es aus Sicht der Journalisten im Exil nichts zu feiern. Ganz im Gegenteil!

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Seit der Verhängung des Ausnahmezustands im Jahr 2015 gehe Präsident Erdogan systematisch gegen jegliche Art von unabhängiger Berichterstattung vor. Per Dekret habe der Präsident eine Tageszeitung nach der anderen verboten. Zahlreiche Zeitschriften, Radio- und Fernsehunternehmen wurden geschlossen.

170 türkische Journalisten sind in Haft, 10.000 sind arbeitslos

Etwa 10.000 türkische Journalistinnen und Journalisten hätten seitdem ihre Arbeit verloren, so die Schätzung der Hamburger Gruppe. 170 Kollegen sitzen derzeit im Gefängnis. Die wenigsten erhalten dabei so viel Aufmerksamkeit wie der 2015 zu fast sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilte deutsch-türkische Journalist Can Dündar.

„Eine Gesellschaft kann nicht frei sein, wenn ihre Journalistinnen und Journalisten in Haft sitzen“, erklärte die Hamburger Gruppe aus Solidarität mit den inhaftierten Kollegen. Die Türkei befindet sich auf der Liste der Pressefreiheit auf dem 156. Platz von insgesamt 180 Ländern. Und: „Wenn heute 95 Prozent der gesamten Medien durch Erdogans Palast unter strenger Kontrolle gleichgeschaltet wurden, kann es keine Feier im Namen der Pressefreiheit geben.“

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