Pro-Hamas-Demos: Hamburger Muslime warnen vor Teilnahme
Die Terrororganisation Hamas hat Muslime weltweit zu Aktionen gegen Israel und jüdische Einrichtungen nach dem Freitagsgebet aufgefordert. Wie muslimische Verbände in Hamburg zu der Aufrufen zur Gewalt stehen – und was sie ihren Mitgliedern raten.
Die Terrororganisation Hamas hat Muslime weltweit zu Aktionen gegen Israel und jüdische Einrichtungen nach dem Freitagsgebet aufgefordert. Die Schura Hamburg warnt ihre Mitglieder davor, sich von den Terroristen vor den Karren spannen zu lassen, auch die türkische Gemeinde versichert ihre uneingeschränkte Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in Hamburg. Kritiker sagen: Viele islamische Verbände distanzieren sich nicht ausreichend von der Hamas.
„Wir kooperieren sehr eng mit der jüdischen Gemeinde in Hamburg, ebenso mit der liberalen jüdischen Gemeinde“, sagt Murat Kaplan, Vorsitzender der türkischen Gemeinde Hamburg, zur MOPO und verweist etwa auf ein jüdisches Puppentheater, das im November in der türkischen Gemeinde auftritt. Antisemitismus werde nicht toleriert: „Jeden Angriff auf jüdische Einrichtungen verurteilen wir.“

Die Schura als Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg und Schleswig-Holstein, hat angesichts des Hamas-Aufrufes eine „Erinnerung zur Besonnenheit“ an die „verehrten Geschwister“ geschickt: „Es ist davon auszugehen, dass extremistische Gruppierungen das Leid der Opfer und unser Mitgefühl ausnutzen wollen, um möglichst viele Menschen auf ihre Kundgebungen zu locken. Auf diesen Kundgebungen geht es oft nicht um legitime Ansprüche, sondern um Provokation und radikale Verschärfungen des Konflikts mit noch mehr Leid und Unruhe auch innerhalb der hiesigen Gesellschaft.“

Hamburg: Schura warnt vor Hassreden
Auch vor Hassreden warnt die Schura ihre Mitglieder: „,Die Juden‘ sind ebenso wenig schuld am unsäglichen Leid ziviler Opfer in Gaza wie ,die Muslime‘“, schreibt der Vorsitzende der Schura Hamburg, Fatih Yildiz, und stellt sich gegen die Hamas: „Die Hamas hat die grausamen Massaker an Zivilisten in Israel verübt und die Spirale der Gewalt ein schreckliches Stück weitergedreht.“
Kritikern geht ein Aufruf zu „Besonnenheit“ nicht weit genug, zumal es auch islamische Verbände gibt, die sich gar nicht zur Hamas und ihren jubelnden Anhängern in Deutschland äußern wollen. „Beschämend und bedenklich ist das Schweigen islamischer Verbände zu solchen Jubelbilden“, heißt es in einem Offenen Brief, den deutsche Islamexperten verfasst haben. Zu den Unterzeichnern gehören etwa die Berliner Imanin und Menschenrechtlerin Seyran Ateş und Christoph de Vries, Bundestagsabgeordneter und Vize-Chef der Hamburger CDU.
Kritik an Schweigen der Verbände
Das Schweigen der Verbände, schreiben die elf Unterzeichner, suggeriere Zustimmung, lasse Mutlosigkeit vermuten und wirke feige. Appelle zur Besonnenheit seien keine klare Haltung gegen diejenigen, die Terrorismus feiern: „Ein klares Bekenntnis zum Existenzrecht Israels sieht anders aus.“
„Gerade der Schura Hamburg nehme ich dieses Lippenbekenntnis nicht ab“, so Seyran Ateş zur MOPO. Sie verweist auf das Islamische Zentrum in der Blauen Moschee an der Alster, das die Schura bis zum vergangenen Jahr in ihrer Mitte geduldet hat, obwohl die Mosche von den iranischen Mullahs gesteuert wird.
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu, wendet sich mit klaren Worten an die deutschen Muslime: „Halten Sie sich von der Manipulation der Hamas fern, diese schadet den Muslimen in aller Welt!“, so Sofuoglu zum „Tagesspiegel“ in Berlin: „Wir sollten gemeinsam klare Kante zeigen. Ich appelliere deshalb an alle Muslime in Deutschland, sich nicht von der Hamas instrumentalisieren zu lassen.“

Daniel Abdin, Vorstandsvorsitzender des islamischen Zentrums Al-Nour in Horn, erlebt den Islam-Hass, der nach den Gräueltaten der Hamas hochkocht, sehr unmittelbar: „Unsere Gemeinde hat heute eine Hass-Email erhalten, in der uns mitgeteilt wird, dass es in einem christlich-abendländischen Deutschland keinen Platz für Muslime gibt und wir dahin gehen sollen, wo unser Platz ist.“
Das könnte Sie auch interessieren: Wer das Morden bejubelt, für den kann es in Hamburg nur eine Antwort geben
Abdin, überzeugter Sozialdemokrat und Hanseat, gibt sich unbeeindruckt: „Ich weiß, dass Leute, die so etwas verfassen, in Hamburg eine marginale Minderheit sind und die Hamburger Gesellschaft diesen Hass nicht unterstützt.“