Preise für Studi-Buden schießen in die Höhe – doch diese beiden wohnen kostenlos
Hamburg ist eine der teuersten Städte zum Leben – auch für Studenten. Wie eine Auswertung zeigt, sind die Preise für Wohnungen und WG-Zimmer im letzten Jahr noch einmal deutlich gestiegen, Experten schlagen Alarm. Währenddessen leben die Abiturienten Emma und Johannes kostenlos in einem großzügigen Einfamilienhaus in Sülldorf – für eine besondere Gegenleistung. Ein Modell für die Zukunft?
Emma (21) und Johannes (18) sitzen auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer mit Blick auf den Garten. Wenn es warm ist, spielen sie dort gern Tischtennis. Jeden Abend kochen sie zusammen oder spielen Brettspiele.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Hamburg ist eine der teuersten Städte zum Leben – auch für Studenten. Wie eine Auswertung zeigt, sind die Preise für Wohnungen und WG-Zimmer im letzten Jahr noch einmal deutlich gestiegen, Experten schlagen Alarm. Währenddessen leben die Abiturienten Emma und Johannes kostenlos in einem großzügigen Einfamilienhaus in Sülldorf – für eine besondere Gegenleistung. Ein Modell für die Zukunft?
Emma (21) und Johannes (18) sitzen auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer mit Blick auf den Garten. Wenn es warm ist, spielen sie dort gern Tischtennis. Jeden Abend kochen sie zusammen oder spielen Brettspiele.
Die beiden „Alltagshelfer“ kümmern sich um ihre fünf Mitbewohner mit geistigen Behinderungen, alle zwischen 20 und 23 Jahre alt. Dafür zahlen sie keine Miete.
Deshalb können Studenten hier kostenlos wohnen
„Es ist eine Win-Win-Situation“, sagt Jann Kaune. Er hat das inklusive Wohnprojekt für seine 23-jährige Tochter Ella ins Leben gerufen. Sie leidet unter einem ungeklärten Autismus. Andere Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sagten Kaune und seiner Frau nicht zu – er beschreibt sie als „Verwahranstalten“, in denen „das Essen der einzige Höhepunkt des Tages“ sei.
Emma macht eine Ausbildung zur Erzieherin und möchte bald Sozialökonomie studieren, Johannes beginnt Ende des Jahres sein Musikstudium. Ella und die vier anderen gehen jeden Tag zur Arbeit oder zur Ausbildung. Morgens und abends helfen Mitarbeiter des Vereins „Menschen mit Behinderung“ bei der „Care-Arbeit“, also zum Beispiel bei der Körperpflege.
Die beiden „Alltagshelfer“ sind, wie sie es nennen, für die „Bespaßung“ zuständig. An den Wochenenden organisieren sie Ausflüge in den Zoo, ins Museum oder ins Fußballstadion. Die sind ein Angebot, kein Muss.
Der Verein „Menschen mit Behinderung“ betreut bereits zwei solcher Angebote in Hamburg. Das zweite in der Shanghaiallee ist deutlich größer.
Preise für Studentenwohnungen und WG-Zimmer steigen
Ein pädagogisches Studium ist keine Voraussetzung. Manche „Alltagshelfer“ studieren Mathematik, andere Marketing. Was man mitbringen muss, sind soziale Kompetenzen und die Lust am Helfen, sagt Jann Kaune. Das kostenlose Wohnen ist ein Bonus.
Ein wichtiger in Zeiten wie diesen: Laut dem Studentenwohnreport des Finanzberaters MLP ist Hamburg die siebtteuerste von 39 untersuchten Studentenstädten. Eine Wohnung unter 40 Quadratmeter kostet hier 16 Euro pro Quadratmeter, ein WG-Zimmer stolze 26 Euro. Der mittlere Preis für alle Studentenwohnungen ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent angestiegen. Währenddessen ist das Wohnungsangebot je Student zwar um 7,2 Prozent angestiegen, das WG-Angebot aber um 0,1 Prozent gesunken. Vermieter setzen in Krisenzeiten lieber auf Familien oder Paare, die langfristig bleiben möchten.
Das Studierendenwerk musste die Preise in seinen 26 Wohnanlagen bereits erhöhen. „Die Mieten für die rund 4400 Wohnheimplätze (…) sind im Oktober 2022 im Schnitt um ca. 10 bis 15 Euro pro Monat gestiegen. Dies könnte in Zukunft auch mal mehr werden, oder die Abstände zwischen Mieterhöhungen könnten sich verkürzen, da wir die Kostenentwicklung auf dem Energiemarkt im Blick behalten müssen“, sagt Geschäftsführer Sven Lorenz. Beim Studierendenwerk gibt es 2267 Bewerber für eine Wohnung.
Das könnte Sie auch interessieren: Großeltern auf Zeit: Mich kann man als Oma leihen
Sind inklusive Wohnformen wie bei Emma und Johannes ein Lösungsmodell für die Zukunft? „Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt, insbesondere im preisgünstigen Segment, hilft jedes kostengünstige Angebot, um Studierende zu entlasten“, sagt das Studierendenwerk.
In Sülldorf wird bald ein Platz für einen weiteren Studenten frei. Am 29. Oktober öffnet das Haus im Baumweg 28 seine Türen für Interessierte. Der Verein „Leben mit Behinderung“ kann sich durchaus vorstellen, noch weitere solcher Projekte zu eröffnen. Aber: „Eine Lösung für die Mehrheit der wohnungssuchenden Studierenden wird dies vermutlich nicht darstellen können“, so das Studierendenwerk.