Preis-Schock: Was passiert, wenn ich meine Gas-Rechnung nicht zahlen kann?
Es war die dritte Preiserhöhung für Gas, die kürzlich in einen Wilhelmsburger Haushalt flatterte. Absender: Lichtblick, das bekannte Hamburger Öko-Energieunternehmen. Zehntausende Hamburger werden demnächst ähnliche Post bekommen. Verbraucherschützer fürchten, dass Haushalte bis weit in die Mittelschicht hinein sich in wenigen Wochen einer Situation gegenüber sehen, die sie nie für möglich gehalten hätten: Sie können sich eine warme Wohnung nicht mehr leisten. Und dann? Was passiert, wenn ich meine Gasrechnung nicht bezahlen kann?
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Es war die dritte Preiserhöhung für Gas, die kürzlich in einen Wilhelmsburger Haushalt flatterte. Absender: Lichtblick, das bekannte Hamburger Öko-Energieunternehmen. Zehntausende Hamburger werden demnächst ähnliche Post bekommen. Verbraucherschützer fürchten, dass Haushalte bis weit in die Mittelschicht hinein sich in wenigen Wochen einer Situation gegenüber sehen, die sie nie für möglich gehalten hätten: Sie können sich eine warme Wohnung nicht mehr leisten. Und dann? Was passiert, wenn ich meine Gasrechnung nicht bezahlen kann?
Was passiert, wenn ich meine Gasrechnung nicht zahlen kann?
Ab einem Rückstand von zwei Monaten kann der Versorger (theoretisch) den Netzbetreiber beauftragen, die Versorgung abzustellen, was aber eher selten passiert: Im vergangenen Jahr kam es in ganz Hamburg nur zu 57 Gasabschaltungen. „In den meisten Fällen kündigt der Versorger den Vertrag und der Kunde fällt in die Grundversorgung“, erklärt Jan Bornemann, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
Während bei Sozialhilfeempfängern das Amt die gestiegenen Kosten auffängt, sind Haushalte mit geringem Einkommen, die ohnehin schon in der Grundversorgung sind, aber keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, besonders bedroht. In Notfällen gibt es die Möglichkeit, beim Sozialamt ein Darlehen „Hilfe in besonderen Lebenslagen“ zu beantragen. Auch Ratenzahlungen sollten erfragt werden.
Welche der zahlreichen angekündigten Entlastungsmaßnahmen tatsächlich wirksam werden, wissen derzeit nicht einmal die Profis. Forderung der Verbraucherschützer: Hamburg braucht ein Moratorium, das Gas- und Stromabstellungen bei Zahlungsverzug ausschließt.
Lohnt es sich, den Anbieter zu wechseln?
Kaum. Viele Anbieter, etwa Lichtblick, nehmen gar keine neuen Gaskunden mehr auf, andere haben ihre Tarife stark ausgedünnt und setzen auf abschreckende Preise: Eon etwa bietet Hamburger Neukunden derzeit nur einen einzigen Gastarif an: 50 Cent pro Kilowattstunde (was für eine 100-Quadratmeterwohnung 6.220 Euro im Jahr kosten würde), ab Oktober kommen noch 2,4 Cent Gasumlage dazu. Vattenfall bietet Neukunden Gas ab 40,25 Cent an (5000 Euro im Jahr für 100 Quadratmeter). Bei dem städtischen Anbieter Hamburg Energie gibt es für Neuzugänge im Moment nur den Tarif „Alsterperle“, zu 26,8 Cent die Kilowattstunde (4134 Euro für 100 Quadratmeter). Zum Vergleich: Altkunden mit dem Tarif „Anker“ zahlten im vergangenen Jahr 5,6 Cent. Möglicherweise wird den städtischen Kunden die Gasumlage erlassen, die Stadt überlegt noch.
Lohnt es sich, in die Grundversorgung zu wechseln?
Lange galt die Grundversorgung als teuer, das hat sich geändert. Jan Bornemann: „Wer wechseln muss, sollte in Hamburg in die Grundversorgung gehen, die ist derzeit tatsächlich sehr günstig.“ Nachteil: Keinerlei Preisgarantie, die Vertragslaufzeit beträgt immer nur zwei Wochen.
Das könnte Sie auch interessieren: Explodierende Gaspreise: Fegebank für Härtefallfonds
Die Grundversorgung für Gas übernimmt in Hamburg Eon. Der aktuelle Grundversorgungstarif: 13 Cent pro Kilowattstunde und ein Grundpreis von 85 Euro im Jahr (1652 Euro pro Jahr für 100 Quadratmeter). Trotzdem ist die Grundversorgung nicht für alle das Optimale, erklärt der Verbraucherschützer: „Es kann sich auch lohnen, eine Kröte zu schlucken, wenn die Erhöhung mit einer langen Preisgarantie verbunden ist.“
Wie kommt man in die Grundversorgung?
Wer seinen Gasvertrag kündigt und keinen neuen abschließt, fällt automatisch in die Grundversorgung. Vorsicht: Im Hamburger Umland gibt es Grundversorger, die deutlich teurer sind als andere Anbieter.
Wenn der Anbieter trotz Preisgarantie plötzlich mehr Geld fordert, was dann?
„Dagegen sollte man immer angehen“, so Jan Bornemann, der derzeit häufig Ratsuchende zu solchen unseriösen Preiserhöhungen berät.
Dürfen Gasanbieter die Preise so oft erhöhen wie sie wollen?
Ja. Anders als im Mietrecht gibt es auf dem Energiemarkt keine Fristen oder Prozentgrenzen.