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  • „Zehn kleine N****lein“ steht auf einem Plakat im Wartezimmer. Daneben hängt eine Deutschlandfahne.
  • Foto: hfr

Praxis bei Hamburg: „Zehn kleine N****lein“-Poster an der Wand – das sagt der Arzt

Eine Hautarztpraxis in Quickborn. An der Wand, ein Poster mit schwarzen kleinen Kindern. Dazu die Inschrift des rassistischen Kinderliedes „Zehn kleine N****lein“, daneben die Deutschland-Fahne sowie Tafeln in Frakturschrift – und das alles im Wartezimmer. Unbewusstes Verhalten oder Kalkül? Schon 1997 fiel Dr. Gerdes mit rassistischen Aussagen auf. Der MOPO erklärte er seine krude Weltsicht.

Als Anton Schmiel (Name geändert) vor einigen Tagen die Praxis des Quickborner Hautarztes Dr. Gerdes betrat, konnte er kaum fassen, was er da sah. Im Wartezimmer hing ein großes Plakat des rassistischen Kinderliedes „Zehn kleine N*****lein“, daneben eine große Deutschlandfahne. Auf mehreren Tafeln, die im Flur und im Wartezimmer aushängen, stehen Sätze in Frakturschrift, einer altdeutschen Schriftart.

„Zehn kleine N*****lein-Poster im Wartezimmer der Arztpraxis

Schmiel: „Ich war so verdutzt, dass ich mich gar nicht getraut habe, das anzusprechen. Ich hatte auch Angst, dass ich nicht gut genug informiert bin“. Doch ein gutes Gefühl, das hatte Schmiel nicht. „Der Arzt war schon weit über 70 Jahre alt. Ich war sehr irritiert. Als ich dann zuhause recherchiert habe, bin ich auf einen MOPO-Artikel von 1997 gestoßen, da war alles klar.“

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Mit „alles klar“ meint Schmiel: Schon 1997 war Dr. Gerdes mit rassistischen Äußerungen aufgefallen. In einem Gesuch schrieb er damals, „Ostzonale“ – gemeint waren Menschen aus Osteuropa – sollten von einer Bewerbung Abstand nehmen. Ist das alles nun glasklarer Rassismus, oder gibt es am Ende doch eine gute Erklärung für das diskriminierende Verhalten?

Die MOPO spricht mit dem Arzt

Die MOPO fragt bei Dr. Gerdes direkt an. „Das Plakat mit den ‚Zehn kleinen N****lein‘ ist dafür da, weil ich es unverschämt finde, eine Zensur der Wörter durchzuführen.“ Klingt sehr nach: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ Gerdes erklärt, er sei Jahrelang mit einer N*****in befreundet gewesen, war selbst auch schon oft in Afrika. Für ihn sei das ein ganz normales Wort.

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Auf Widerspruch des Reporters gibt Dr. Gerdes schmallippig zu: „Im Prinzip haben sie recht“. Nur um hinterherzuschieben, „dass die Leute, bei denen das schlecht ankommt, selber die Vorurteile haben“. 

Patient: „Ich setze keinen Fuß mehr in die Arztpraxis“

Und der Vorfall von 1997? Gerdes: „Ich habe damals zuerst extra eine Anzeige in die Zeitung gesetzt, dass ich auch gerne Ostzonale haben will. Drei oder vier haben sich gemeldet, aber keiner von denen ist gekommen. Da war ich so erbost, dass ich das geschrieben habe“. 23 Jahre später hat Dr. Gerdes immer noch nichts gelernt. Manche ändern sich eben nie. Für den Patienten Anton Schmiel hingegen ist klar: „Ich setzte in die Praxis keinen Fuß mehr“.

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