Pommes-Ende in Hamburg? Was der Speiseöl-Mangel mit unseren Imbissen macht
Leer gekaufte Regale und eine Preissteigerung um 100 Prozent: Der Speiseöl-Engpass stellt auch Imbisse in Hamburg vor Probleme – und kann sogar bis an die Existenzgrenze führen. Gibt es bald keine Pommes oder andere frittierte Leckereien mehr?
Leergekaufte Regale und eine Preissteigerung um 100 Prozent: Der Speiseöl-Engpass stellt auch Imbisse in unserer Stadt vor Probleme – und kann Lokale sogar die Existenz kosten. Gibt es bald keine Pommes oder andere frittierte Leckereien mehr?
Frittiertes Hühnchen in Teriyaki-Sauce gefällig? Auf solche Gerichte müssen Gäste des Restaurants „Café by Dokuwa“ in der Marktstraße im Karolinenviertel nun wohl häufiger verzichten. Seit dem Beginn der Ukraine-Kriegs ist Sonnenblumenöl in deutschen Märkten Mangelware – und damit sind auch die Preise für andere Speiseöle in die Höhe geschossen. „Der Preis von Öl steigt immer weiter und weiter, und wir können frittierte Gerichte nicht mehr so oft anbieten“, schreibt das „Café by Dokuwa“ auf Instagram.
Speiseöl-Engpass in Hamburg: Imbiss hat Pommes von Karte gestrichen
Das japanische Restaurant kann auf Frittiertes verzichten, weil es für die Bento-Boxen genügend Alternativen gibt. Was ist aber mit Imbissen, deren Speiseangebot aus Pommes frites oder Burgern besteht? Die Fastfood-Kette „McDonald‘s“ hat bereits angekündigt, den Sonnenblumenöl-Anteil im Frittierfett durch noch besser verfügbares Rapsöl zu ersetzen.
Auch in Hamburg kann der Speiseöl-Engpass Probleme bereiten. Besonders hart getroffen hat es Tahir Farooq, Inhaber des Burger-Restaurants „Buffalo‘s Chicken“ in der Grindelallee. „80 bis 90 Prozent meiner Speisekarte besteht aus frittierten Gerichten“, sagt er der MOPO. „Wenn ich kein Speiseöl habe, funktioniert das ganze Konzept nicht.“ Im Schnitt verbraucht er zehn Liter Öl pro Tag, das er in einem Selbstbedienungsgroßmarkt kauft. Doch seit zwei Wochen bekommt er kaum noch etwas. „Zurzeit ist Öl wirklich Gold wert“, sagt er. Farooq hat Pommes und andere günstigere Snacks von der Speisekarte gestrichen. Wenn er das wertvolle Öl verwendet, dann für teurere Gerichte wie Fleisch.
Hamburger Gastronomie: Viele haben genug Speiseöl
Besser stehen Wirt:innen da, die ihre Waren nicht über einen Selbstbedienungsgroßmarkt mit der Gefahr für leergehamsterte Regale, sondern andere Großhändler beziehen. So auch der beliebte Imbiss „Mö-Grill“ in der Mönckebergstraße und am Jungfernstieg, der auch derzeit Sonnenblumenöl geliefert bekommt. „Es baut sich ein gewisser Druck auf, aber für uns ist ausreichend Öl verfügbar“, sagt Geschäftsführer André Berndt zur MOPO. Und wenn es doch noch knapp wird? Dann steigen die Mö-Griller auf Rapsöl um – die Pommes-Versorgung sieht Berndt nicht in Gefahr.

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Problematischer sind für viele Gastronomen die steigenden Preise: „Bei unseren Restaurants gibt es bisher keine Lieferschwierigkeiten von Speiseöl“, sagt Nikolaus Kaiser von Rosenburg, Vizepräsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Hamburg, zur MOPO. „Aber die Lebensmittelkosten sind explodiert. Und gerade Imbisse sind preissensibel und leiden überproportional darunter.“
„Kleine Pause”-Wirt besorgt wegen steigender Preise
Auch Thorsten Clorius, Inhaber des Kult-Imbisses „Kleine Pause“ in der Wohlwillstraße auf St. Pauli blickt mit Sorge auf die Entwicklung. „Rapsöl und unser Frittierfett für die Pommes sind schon doppelt so teuer wie vor dem Ukraine-Krieg“, sagt er. Insgesamt seien die Betriebskosten um etwa 15 Prozent gestiegen – und das ausgerechnet nach zwei Jahren Pandemie, in denen es ohnehin Umsatzeinbußen gab. Frittiertes aus dem Angebot nehmen kann und will man in der „Kleinen Pause“ aber nicht. „Ich kann nur über den Preis reagieren“, sagt er. „Aber weil es künftig bestimmt noch teuer wird, frage ich mich, wie lange das die Kunden mitmachen.“

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Für den „Buffalo‘s-Chicken“-Wirt Farooq jedenfalls gehörten Ölpreise und die Engpässe zu den Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Er muss seinen Laden verkaufen.