Wieder Messer-Streit vor Shisha-Laden – warum gibt’s hier so viel Gewaltpotenzial?
Es wird geschossen, mit Messern zugestochen, Auseinandersetzungen eskalieren, es gibt Tote: Immer wieder kommt es im Umfeld von Hamburger Shisha–Bars zu schweren Verbrechen, zuletzt am Samstag. Ein Polizeigewerkschafter spricht von einem „Klima der Angst“.
Es wird geschossen, mit Messern zugestochen, Auseinandersetzungen eskalieren, es gibt Tote: Immer wieder kommt es im Umfeld von Hamburger Shisha–Bars zu schweren Verbrechen, zuletzt am Samstag. Ein Polizeigewerkschafter spricht von einem „Klima der Angst“.
14 Jahre. So jung ist der am Samstag festgenommene mutmaßliche Täter, der laut Polizei zu einem Messer griff. Er war an der Wandsbeker Chaussee von einem 15-Jährigen angesprochen und gefragt worden, ob er für ihn Tabak im Shisha-Laden kaufen könne. „Der 29-jährige Besitzer verweigerte die Herausgabe an den Jugendlichen, worauf sich ein Streit entwickelte“, sagt ein Polizeisprecher. Der 14-Jährige habe ein Messer gezogen und den Shisha-Bar-Besitzer damit schwer am Arm verletzt. Als der 15-Jährige schlichten wollte, wurde auch er am Arm verletzt.
Zeugen verfolgen und stellen 14-Jährigen
Immer wieder kommt es rund um Hamburgs Shisha-Bars zu schweren Konflikten, die zum Teil mit Waffen ausgetragen werden: So wurde der 27 Jahre alte Terry S. im vergangenen Juli Opfer eines Killer-Kommandos, das den Mann in einer Shisha-Bar in Hohenfelde ermordete. Ende März wurde ein 35-Jähriger in der Shisha-Bar „El Padrino“ am Grevenweg (Hamm) erstochen.

Bei Einsätzen in Shisha-Bars komme es regelmäßig zu Solidarisierungen gegen die polizeilichen Maßnahmen, sagt Lars Osburg, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Es sei eine Welt für sich, die sehr schwierig einzuschätzen sei. Osburg: „Fest steht aber, dass gerade Shisha-Bars mit ihrem Image aus der Halbwelt spielen und somit natürlich auch eine entsprechende Klientel anlocken.“ Es müsse offen ausgesprochen werden können, dass „vor allem junge, teils jugendliche Männer, eine offene Feindseligkeit“ gegenüber Polizisten zeigten.
„Strafen müssen auf dem Fuß folgen“
Die GdP glaubt, dass Betroffene und Täter die Strafverfolgung als zu „lasch“ und inkonsequent wahrnehmen. Das liege auch an Überlastungen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten. Täter würden sich in Sicherheit wiegen. Zudem könnten diese Taten, wie zuletzt in Wandsbek, ein „Klima der Angst“ verbreiten, glaubt Osburg, und das weit übers Milieu hinaus. „Wir fordern daher ein Umdenken. Strafen müssen auf dem Fuß folgen.“

Auch für den Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sei die Zunahme von Gewalt- und Tötungsdelikten an und innerhalb von Shisha-Bars „besorgniserregend“. Es sei nicht verwunderlich, dass die Regierung, die ihren Schwerpunkt auf die Verdrängung von sichtbarer Kriminalität lege, keine Mittel finde, „um den Gewaltexzessen ein Ende zu setzen“, so Jan Reinecke, Landesvorsitzender des BDK.
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Nicht wenige der in jüngerer Vergangenheit im Bereich der Shisha-Bars ausgetragenen Konflikte gingen offenkundig auf Auseinandersetzungen im Bereich der „eben nicht sichtbaren, organisierten Rauschgiftkriminalität zurück“, sagt Reinecke. Unter anderem der Mord an Terry S. war die Folge eines länger schwelenden Streits im Drogenmilieu.
Ob die Häufung von Gewalt- und Tötungsdelikten im direkten Zusammenhang mit dem Betrieb von bestimmten Shisha-Bars stehe und wie dieses verhindert werden könnten, das könne laut Reinecke nur durch Kriminalitätsanalytiker des LKA beantwortet werden: „Hierzu müsste das Thema ,Bekämpfung von Organisierter Kriminalität‘ aber endlich zum Schwerpunkt der Hamburger Innenpolitik erklärt werden“, fordert Reinecke.