Holger Sass: Wieder ist eine Hamburger Rotlicht-Größe gestorben
Er zählte zur berühmt-berüchtigten „Chikago-Bande“ um Reinhard „Ringo“ Klemm, mischte in den 70er- und 80er-Jahren in der Hamburger Rotlicht-Szene auf St. Pauli mit, war Zuhälter, Kickboxer, später Trainer: Holger Sass ist tot. Bekannt wurde er auch für seine Rolle beim Pinzner-Blutbad im Polizeipräsidium. Alte Weggefährten erinnern ihn.
Er zählte zur berühmt-berüchtigten „Chikago-Bande“ um Reinhard „Ringo“ Klemm, mischte in den 70er- und 80er Jahren in der Hamburger Rotlicht-Szene auf St. Pauli mit, war Zuhälter, Kickboxer, später Trainer: Holger Sass ist tot. Er starb am Dienstagabend mit 73 Jahren nach langer Krankheit.
„Es war mir eine Ehre, mehr als 50 Jahre mit dir befreundet gewesen zu sein! Du warst stets einer der Besten! R.I.P.“ Das schrieb Kalle Schwensen, damals Besitzer des „Top-Ten“-Clubs und Freund von Sass, auf Instagram. Dazu ein altes Foto: Beide tragen schwarze Lederjacken, Schwensen üblicherweise Sonnenbrille, Sass Vollbart.
Wieder ist eine Hamburger Rotlicht-Größe gestorben
In den sozialen Netzwerken häufen sich die Beileidsbekundungen. Sie kommen von Freunden, aus dem Milieu und von Unbekannten. Eine Frau schreibt verklärend: „Ich kannte dich nicht wirklich, aber das, was ich sah, war wundervoll.“
Sass – durchtrainiert, breit, 1. Dan im Kickboxen – fand Anfang der 70er seinen Weg nach St. Pauli. Er verkehrte mit „Ringo“ Klemm, gehörte zu seiner Zuhältertruppe, die rund ums „Chikago“, Klemms Kneipe am Hans-Albers-Platz, operierte. Sass wurde später zusammen mit seinem Boss und Schwensen vom Landgericht verurteilt: Sie sollen den Revolver, eine 38er Smith&Wesson, besorgt haben, mit dem der „St.-Pauli-Killer“ Werner Pinzner – im Milieu nur „Mucki“ genannt – bei einer Vernehmung erst einen Staatsanwalt, dann seine Ehefrau und sich selbst erschoss.
Kiez-untypisch besaß Sass keinen Spitznamen, hatte kein besonderes Markenzeichen. „Er war eher zurückhaltend“, beschreibt ihn Waldemar Paulsen (73), Ex-Zivilfahnder der Davidwache.

Sass zog sich Ende der 80er aus dem Milieu zurück und fand in Kiel ein neues Zuhause. Er erwarb eine Trainer-Lizenz, bekam einen Job im Box-Gym, unterrichtete Schüler von jung bis alt. Der Betreiber: „Wir sind alle am Boden zerstört.“ Yves Sass, sein Sohn, sagt über den zuletzt offenbar schwerkranken Vater zur MOPO: „Er wäre gerne schon früher gegangen. Für ihn ist es eine Erlösung.“
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